Kurt Zech hat in der Bremer Überseestadt einen weiteren Coup gelandet. Nach Informationen des WESER-KURIER sind am Donnerstag die Verträge über den Kauf eines 2,5 Hektar großen Grundstücks auf der sogenannten Überseeinsel unterzeichnet worden. Die Fläche gehörte bislang der Firma Reimer Logistics. Zech ist damit binnen weniger Jahre zum größten Investor in der Überseestadt geworden. Der Bremer Unternehmer baut derzeit für annähernd 300 Millionen Euro vier Hochhäuser am Kopf des Europahafens. Er hat in finanziell ähnlicher Größenordnung auch die Entwicklung von Schuppen 3 übernommen, wo bis zum Jahr 2023 unter anderem mehrere Hundert Wohnungen entstehen sollen. Auf dem Reimer-Grundstück ist ein Mix von Nutzungen geplant.
Streit zwischen Bremen und Esso
Die Fläche an der Stephanikirchenweide stand lange zum Verkauf, es fand sich aber zunächst niemand, der das Wagnis eingehen wollte. Der Boden ist mit Altlasten verseucht und muss vor einer neuen Nutzung aufwendig saniert werden. Die gefährlichen Rückstände stammen von einem Gelände, das in unmittelbarer Nachbarschaft liegt und in ferner Vergangenheit vom Ölkonzern Esso als Raffineriestandort genutzt wurde. Seit Jahren streiten Bremen und Esso, wer dafür zuständig ist, das Gift zu entsorgen oder es zumindest im Boden einzuschließen.

Kurt Zech kann als neuer Eigentümer des Reimer-Grundstücks mit so einem Problem umgehen. Zum weitverzweigten Imperium des Unternehmers gehört Umweltschutz Nord, eine Firma, die sich auf Altlastensanierung, Flächenrecycling und Wasserbehandlung spezialisiert hat. Möglicherweise ist das der Türöffner für ein weiteres Geschäft: Zech könnte auch das Esso-Gelände übernehmen und auf Vordermann bringen. Zu solchen Fragen gab es am Donnerstag keine Auskunft. Zech wollte sich zu dem Kauf des Reimer-Grundstücks nicht äußern, „aus Pietätsgründen“, wie er mitteilen ließ.
Über dem Geschäft liegt ein Schatten. Vor knapp zwei Wochen ist Simon Reimer gestorben, geschäftsführender Gesellschafter des Logistikunternehmens. Der 59-Jährige erlag einer schweren Krankheit. Er war es, der den Verkauf an Zech vorangetrieben hatte. Eng begleitet wurden die Verhandlungen von der Bremer Maklerfirma Justus Wohltmann OHG. Reimer war es auch, der den Umzug seiner Firma in den Gewerbepark Hansalinie vorbereitet hatte. Nach und nach wird dort als Ersatz für den alten Standort die notwendige Lagerfläche geschaffen.
Das Reimer-Grundstück liegt in einem Gebiet, in dem über lange Zeit Kellogg dominant war. Der Hersteller von Frühstücksflocken hatte im vergangenen Jahr seine Produktion eingestellt und nutzt nur noch das Hochregallager. Das 15 Hektar große Gelände direkt an der Weser ist an den Bremer Windparkprojektierer WPD verkauft worden. Geplant sind dort unter anderem Wohnungen, Gewerbe, Parks und eine Schule.
Am hinteren Ende der Überseeinsel liegt Rickmers Reismühle, dort soll der Betrieb weitergehen. Ein weiteres Unternehmen auf dem Areal zwischen Weser und Europahafen ist der Logistiker Vollers. Das Unternehmen unterhält direkt am Hafenbecken zwei Schuppen. Sie dürften die nächsten Bausteine bei der Neuentwicklung des Gebietes sein. Mitreden wird bei dem gesamten Plan nicht nur Vollers, sondern auch die Initiative Stadtbremische Häfen (ISH). ISH-Sprecher Heiner Heseler pocht auf die Rechte der alten Hafennutzer: „Es kann zum Beispiel nicht sein, dass in dem Gebiet frühzeitig der Schwerlastverkehr herausgenommen wird.“