Ohne reichlich Grünflächen hätte das geplante Neubaugebiet "Gartenstadt Werdersee" seinen Namen wohl kaum verdient. Aus Sicht des Neustädter Beirates ist aber genau das der Fall: Das Grün, was die Stadt rings um die knapp 600 Wohneinheiten anlegen will, ist nach Meinung des Stadtteilparlamentes nicht genug. Daher hat es das vorgelegte Grünkonzept nun in einer Stellungnahme einstimmig abgelehnt.
Als eines der größten aktuellen Wohnbauprojekte Bremens wird die Gartenstadt neben dem Friedhof Huckelriede mit Eigentums- und Mietwohnungen, einer Kita, einer Grundschule mit Sportplatz sowie einem Supermarkt mit einem Finanzvolumen von etwa 200 Millionen Euro realisiert.
Das räumliche Ausmaß und die Dichte der vorgesehenen Bebauung würden nicht den Qualitätssiegeln einer „Gartenstadt“ entsprechen, kam an der Grünflächenplanung Kritik während der jüngsten Beiratssitzung auf. Die stark verdichtete Bebauung lasse Größe und Qualität der öffentlichen Grünflächen hinter den Erwartungen zurückfallen. Weiterhin forderte der Beirat, die geplante Verknüpfung des neuen Wegesystems an den Friedhof Huckelriede zurückhaltender zu realisieren. „Als Ort der Trauer, Besinnung und Ruhe soll der Friedhof von den zukünftigen Freizeitnutzungen auf den angrenzenden Grünflächen des Plangebiets so weit wie möglich unberührt bleiben“, heißt es dazu im Beschluss.
Beiratssprecher Jens Oppermann (SPD) stellte zudem die gesamte Grünflächenplanung der Gartenstadt Werdersee infrage: „Da ist viel Haus und wenig Grün.“ Er finde es fatal, Fahrradwege durch das Friedhofsgelände zu planen, das sei eine Respektlosigkeit gegenüber den Toten.
Altlasten bereiten Sorgen
Iris Bryson vom Senator für Bau, Umwelt und Verkehr betonte, dass beim Bau der neuen Wohnungen die Grüngestaltung nicht zu kurz komme. Der Entwässerungsabfluss sei gegeben, und die Anlagen sollen überwiegend mit heimischen Bäumen bepflanzt werden. Bei den Stauden würden durchgängig heimische Arten verwendet.
Für die Projektgesellschaft Werdersee erläuterte Uwe Schierloh den Stand der Planungen. Derzeit sei die Räumung von Kampfstoffen, die potenziell im Boden lagern, noch nicht abgeschlossen, erst die Hälfte der Fläche sei abgesucht.
Für heftige Diskussionen sorgten Schierlohs Ausführungen zu den Müllablagerungen unter einem Teilbereich der Gartenstadt Werdersee. Im Bereich des künftigen Westparks des Bauprojekts sind in den 60er- und 70er-Jahren Altlasten in einer ehemaligen Tongrube abgelagert worden. Diese belastete Fläche solle den Planungen zufolge als öffentliche Grünfläche (Westpark Süd) ausgewiesen werden.
Als Uwe Schierloh diese Altlasten als harmlos und nicht als Sondermüll aufzufassen deklarierte, widersprach Wolfgang Meyer (Die Linke) heftig. Er verlangte, dass die Stoffe vernünftig entsorgt werden müssten. Denn die umweltbelastenden Stoffe würden einem Gutachten zufolge Konzentrationen im Boden annehmen, die den Standort zumindest für die Anlage von Kinderspielplätzen ungeeignet machten. Immerhin sollten in unmittelbarer Nähe eine Kita und eine Schule gebaut werden. Weiterhin könne aus seiner Sicht mit einer bloßen Versiegelung der Flächen nicht ausgeschlossen werden, dass Giftstoffe ins Grundwasser gelangten.
Die Fachleute der Umweltbehörde widersprechen wie berichtet in diesem Punkt. In dem entsprechenden Bodengutachten ist nachzulesen, dass nach stichprobenartigen Messungen davon auszugehen ist, dass die vorhandenen Umweltschadstoffe nicht ins Grundwasser gelangen. Zum Schutz von spielenden Kindern sei außerdem geplant, eine Art wasserdurchlässige, feste Plane als "Grabeschutz" auf den kritischen Bereich zu legen und großflächig mit einer dicken Schicht frischer Erde abzudecken, auf einem Areal von fast 4000 Quadratmetern könnten somit sogar die strengen Richtlinien für Kinderspielflächen erfüllen werden, obwohl dort gar kein offizieller Spielplatz geplant ist.
Auch die Größe der Spielflächen auf dem insgesamt etwa 16 Hektar großen Baugebiet wurde diskutiert. Schierloh nannte 1 100 Quadratmeter, die als Spielfläche für die jüngsten Bewohner gestaltet werden. Oppermann bemängelte das als zu wenig. Außerdem sei nur ungenügend an die Bedürfnisse von Jugendlichen gedacht worden.
Beiratssprecher Ingo Mose (Grüne) hat sich unter der Gartenstadt Werdersee etwas anderes vorgestellt: "Eine weniger dichte Bebauung wäre wünschenswert gewesen."