Das Hochhaus im Viertel – nichts davon zu sehen, kein einziges Stockwerk, noch nicht einmal die Bodenplatte. Stattdessen gähnt an der Stelle seit Monaten eine akkurat ausgeschachtete Baugrube. Stillstand auf dem ehemaligen Bundesbank-Grundstück in der Kohlhökerstraße im Ostertor. Hat sich die Anwohner-Initiative „Kein Hochhaus im Viertel“ etwa doch durchsetzen können? Nein, hat sie nicht. Die Gründe für den Abbruch der Arbeiten sind andere. Welche genau, ließ der Projektentwickler auf Anfrage offen.
Ungeachtet der Baukrise, die überall zu beobachten ist und unter anderem mit den deutlich gestiegenen Zinsen zu tun hat – das Projekt in der Kohlhökerstraße hat auch so seine Hypotheken. Es zeigt, wie schwer sich Bremen zuweilen mit neuen Hochhäusern tut. Ursprünglich waren 14 Geschosse geplant, es sollte ein schlankes, elegantes Gebäude werden. Der Senat lobte die Pläne, wegen der Architektur, vor allem aber, weil innenstadtnah rund 180 Wohnungen entstehen, 30 Prozent davon sozial gefördert.
Das Wohnungsvolumen bleibt erhalten, nur dass es jetzt anders realisiert wird: statt 14 nur elf Geschosse. Immer noch ein Hochhaus, aber eines, das mehr Fläche versiegelt und weniger gut aussieht. Die Anwohner konnten sich durchsetzen, zu einem Teil zumindest. Der Senat knickte ein und gab dem enttäuschten Investor auf, niedriger zu bauen. Mit dem Ergebnis, dass der Turm nun merklich in die Breite gehen wird.

So war der Neubau an der Kohlhökerstraße ursprünglich geplant: ein 14-stöckiges Hochhaus, hier vom Imre-Nagy-Weg aus gesehen.
Gleiches Spiel in Vegesack, einige Jahre zuvor. Nur dass dort wegen des Widerstands in der Bevölkerung das geplante Hochhaus überhaupt nicht gebaut wurde. Es sollte am Rande des Stadtgartens entstehen – ein Gebäude aus Stahl und Glas mit 13 Stockwerken. Wieder war es so, dass der Senat den Entwurf für einen großen Wurf hielt, letztlich aber doch zurückwich, als sich heftiger Unmut regte. Ein Fremdkörper, wurde geschimpft, passt hier nicht hin.

Für die Weserpromenade in Vegesack hatte der Architekt Hadi Teherani diesen Entwurf vorgelegt.
So oder ähnlich wird stets argumentiert, wenn Bremen über den Bau neuer Hochhäuser diskutiert. Eine Ausnahme waren bisher die Projekte in der Überseestadt, sei es Weser-Tower oder Landmark-Tower, Bömers Spitze oder ganz frisch der Büroturm, den der Bremer Unternehmer Kurt Zech an den Kopf des Europahafens gesetzt hat. Nicht alle sind froh über das eine oder andere dieser Gebäude, es gab aber keine Fundamentalkritik.

Der Weser-Tower in der Überseestadt.
Anders ist das in der Überseestadt erstmals beim Bürohochhaus „View“ vor dem Strandpark Waller Sand, das gerade errichtet wird. Der Ortsbeirat hatte sich an der Wucht des Gebäudes gestoßen, vor allem an seiner Höhe. Anwohner sprechen von einem „Riesenklotz“, der den Blick zum Wasser des Wendebeckens versperre. Noch ungewiss ist, wie die Reaktionen auf den geplanten Bau des „Ahoy“ ausfällt. Die Immobilie an der Hafenstraße wird 123 Wohnungen umfassen und mit knapp mehr als 50 Metern genauso groß sein wie das bestehende Hafenhochhaus in unmittelbarer Nähe.
Unter den Büro- und Wohngebäuden in der Stadt Bremen nimmt der Weser-Tower in der Höhen-Skala mit 82 Metern den ersten Platz ein, zusammen neuerdings mit dem Zech-Haus, das es auf die gleiche Höhe bringt. Danach kommen mit 70 Metern der Landmark-Tower und mit 69 Metern das Wohnhochhaus in der Almatastraße in Walle. Lauter Immobilien im Westen, es gibt aber auch Beispiele aus anderen Stadtgebieten: das Aalto-Hochhaus (65 Meter) in der Vahr, ein weiteres Wohnhochhaus (62 Meter) an der Neuwieder Straße in Osterholz und die beiden Gebäude Siemens-Hochhaus (61 Meter) und Bundeswehrhochhaus (60 Meter) in der Nähe des Hauptbahnhofs.
Ein noch ganz anderes Kaliber wären die vier Türme von Daniel Libeskind gewesen. Der Architekt aus New York City wollte sie auf dem ehemaligen Sparkassengelände am Bremer Brill bauen. Erste Entwürfe gab es bereits. Die Resonanz: gemischt. Viele Stimmen, die es begrüßten, dass in Bremen nach langer Zeit mal wieder etwas ganz Besonderes geschaffen werden sollte. Bedenken, speziell der Behörden, gab es unter anderem wegen des großen Bauvolumens. Ein kategorisches Nein kam von Landesdenkmalpfleger Georg Skalecki: „Man kann dort gerne spektakulär bauen, aber bestimmt nicht so hoch.“ Am Ende landeten die Pläne in der Schublade.