Sein Horn ist so sehr begehrt, dass es sich mit Gold nicht aufwiegen lässt. 2015 fielen so viele Nashörner wie nie der Wilderei zum Opfer. Ähnlich ist es um den Afrikanischen Elefanten bestellt.
Zwar gibt es noch etwa 30.000 Nashörner weltweit, doch die Wilderei erreichte 2015 einen Rekord. Mehr als 1300 Tiere starben nach Angaben des Naturschutzbundes (Nabu). Auch die Elefanten sind bedroht. Jedes Jahr sterben Schätzungen des WWF zufolge etwa 20.000 bis 30.000 Elefanten, weil Kriminelle es auf ihre Stoßzähne abgesehen haben. Das Washingtoner Artenschutzabkommen verbietet seit 1977 den internationalen kommerziellen Handel mit Nashorn-Horn und seit 1989 mit Elfenbein. Zunächst zeigten die Verbote Wirkung, doch seit 2007 steigt die Wilderei wieder stark.
Der Schmuggel von Elfenbein, Nashorn-Horn oder exotischen Tieren boomt vor allem in Ostasien, die größte Nachfrage weltweit besteht in Vietnam und China. Der WWF versucht, mit Plakatkampagnen Aufklärung zu betreiben und über Marktanalysen herauszufinden, wieso Menschen diese Produkte kaufen. „Wir versuchen, Alternativen aufzuzeigen, wie die Konsumenten diese Bedürfnisse befriedigen können“, erklärt Arnulf Köhncke, Artenschutzexperte vom WWF. „Einfach nur zu sagen: ‚Kauft das nicht‘ hilft nicht.“ Die Organisation berate auch Regierungen. „Wir machen deutlich, dass Nashorn-Horn eben nicht gegen Krebs hilft.“
Die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium in Vietnam zum Beispiel war ein Erfolg: Die Behörde habe diese Information verbreitet. Zudem konnte der WWF bewirken, dass die staatliche Krankenkasse keine Produkte mehr bezahlt, die aus Schuppentieren hergestellt sind. Diesen Tieren werden medizinische Fähigkeiten zugeschrieben. Es ist das am meisten illegal gehandelte Tier.
Größter Elfenbeinfund in Deutschland aller Zeiten
Doch welchen Anteil macht der deutsche Markt aus? Erst vor wenigen Wochen vermeldete der Zoll den größten Elfenbeinfund aller Zeiten in Deutschland: 1,2 Tonnen Stoßzähne sind im Mai und August sichergestellt worden. Ein Schmugglerduo hatte im beschaulichen Halsenbach südlich von Koblenz eine Werkstatt eingerichtet und dort kistenweise Figuren, Gefäße, Salatbesteck und Perlen geschnitzt. Rund 100 Elefanten mussten für diese fragwürdige Kunst sterben, schätzt der Zoll. Das Elfenbein wollten die Männer nach Hanoi bringen. Aufgeflogen waren sie, als Beamten am Flughafen Berlin-Schönefeld weiße Styroporkisten ins Auge fielen, deren Inhalt deklariert war als Kaminuhren aus Marmor.
„Nach dem großen Fund ist die Frage, ob Deutschland als Transitland für den Elfenbeinschmuggel eine größere Rolle spielt als bislang gedacht“, sagt Köhncke. Die Analyse der Stoßzähne werde Klarheit darüber bringen, wie alt sie sind und aus welcher Region sie stammen. Als Abnahmeland spiele Deutschland global gesehen keine wesentliche Rolle. Allerdings sei hierzulande der illegale Handel mit lebenden Reptilien, Amphibien und kleinen Säugetieren stärker geworden. Wild gefangene, bedrohte Tierarten würden fälschlich als Nachzucht ausgegeben und so als legal verkauft.
An Flughäfen fischt der deutsche Zoll jedes Jahr Tausende vom Aussterben bedrohte oder geschützte Tiere und Pflanzen aus den Koffern von Reisenden. Der Schmuggel nimmt sogar zu: 2015 beschlagnahmte der Zoll 580.000 geschützte Tiere, Pflanzen oder daraus hergestellte Waren, vier Jahre zuvor waren es nur 109.000 Objekte. „Das hängt auch mit der steigenden Reisetätigkeit zusammen“, erklärt Stefan Kirsch, Sprecher der Generalzolldirektion. 90 Prozent der in Deutschland beschlagnahmten Tiere oder Pflanzen, die unter das Artenschutzabkommen fallen, gehörten Touristen. „Oft ist es Unwissenheit“, sagt Kirsch. Doch die schützt nicht vor einem Bußgeld.
Was der Nabu rät
Elfenbein darf nur gekauft werden, wenn es sich um Material aus der Zeit vor dem Verbot handelt. Für den Import einiger Lebewesen bedarf es einer Genehmigung. Zum Beispiel für Steinkorallen und Riesenmuscheln, Reptilienhäute, in Alkohol eingelegte Schlangen, Flusspferdzähne oder Rosenholz-Räucherstäbchen. Wer vom Verkäufer auf dem Basar eine Ausfuhrgenehmigung angeboten bekommt, sollte sich nicht darauf einlassen, rät der Zoll. Eine solche Erlaubnis könnten nur die Behörden des Urlaubslandes ausstellen. Der Nabu rät Urlaubern davon ab, Fotos mit Wildtieren zu machen, traditionelle Arzneien aus Tieren zu kaufen und vermeintliche Delikatessen wie Haifischflosse oder Schildkröte zu essen. Welche Tier- und Pflanzenarten unter das Artenschutzabkommen fallen, verraten die Smartphone-App „Zoll und Reise“ und die Homepage www.artenschutz-online.de.