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"Alarm für Cobra 11" Erdogan Atalay ist seit 15 Jahren in der RTL-Serie im Einsatz

Die Pottfrisur ging, die Leidenschaft blieb: Erdogan Atalays Revier ist nach wie vor die Autobahn.
25.02.2011, 00:00 Uhr
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Von Anna Julia Höhr

Zeiten ändern sich: Noch vor einigen Jahren wurde Erdogan Atalay geraten, sich bloß nicht als Actionheld zu verbrauchen. Solche Töne hört der 44-jährige Deutschtürke heute nicht mehr. Was die Zuschauer längst verinnerlicht haben, ist nun auch den Kollegen klar: Atalay gehört zu "Alarm für Cobra 11" wie das Blaulicht aufs Polizeiauto. Am 12. März 1996 rasten die Autobahn-Polizisten erstmals über den Bildschirm - der von Atalay gespielte Semir Gerkan übernahm bereits nach zwei Folgen die Verbrecherjagd. Das Jubiläum feiert RTL ab 10.03. mit sechs neuen Folgen seiner Erfolgs-Serie (immer donnerstags, 20.15 Uhr). Im Geburtstags-Interview plaudert der zwischen Berlin und Köln pendelnde Atalay ausnahmsweise nicht über seinen Maserati, sondern über seine beiden Lebensinhalte: "Alarm für Cobra 11" und Töchterchen Amira (8).

teleschau: Herr Atalay, können Sie sich noch an Ihren ersten Drehtag erinnern?

Erdogan Atalay: Kann ich. Sehr gut sogar.

teleschau: Obwohl er schon über 15 Jahre zurückliegt.

Atalay: Das kommt mir überhaupt nicht so lange vor. Ich sollte damals auf einen kleinen Hund zufahren. Allerdings sah ich ihn nicht richtig, weil er immer hinter der Motorhaube verschwand. Mir war das sehr unangenehm, weil ich das arme Tier ja nicht umfahren wollte! Ich habe dann eine Weile mit einem Stoffhund trainiert, und letztlich ging alles gut: Die Szene war im Kasten, der Hund am Leben.

teleschau: Zum Glück. Ein platter Hund zum Einstand ...

Atalay: ... wäre doof gewesen, ja (lacht).

teleschau: Rein optisch hat Semir sich in den letzten Jahren ziemlich verändert: Die Lederjacke gibt es noch, aber die Haarsituation ist eine andere.

Atalay: Die hat sich merklich gewandelt. Nicht nur auf dem Kopf, sondern auch im Gesicht. Das liegt dann wohl am Fortschreiten der Zeit. Aber ich bin der Meinung, ich habe im Alter echt gewonnen (lacht). Oder?

teleschau: Absolut. Die Frisur war damals schon sehr speziell ...

Atalay: Es war eine Pottfrisur! Vor "Alarm für Cobra 11" spielte ich Theater, da war es komplett irrelevant, wie man aussah. Meistens war man sowieso verkleidet und trug Perücke. Diese Art von Eitelkeit, die beim Fernsehen dazukommt, musste ich mir erst aneignen. Das entwickelt sich schleichend. Wenn ich mir heute meine ersten Autogrammfotos anschaue, denke ich mir meinen Teil.

teleschau: Sehen Sie sich die Folgen von früher denn manchmal an?

Atalay: Ab und zu packt mich schon der Nostalgiegedanke. Dann zeige ich meiner Tochter Amira eine alte Folge. Wenn ich die ersten paar Minuten sehe, kann ich mich sofort an die jeweilige Handlung erinnern. Ich mag das Format einfach. Ich würde das auch gucken, wenn ich nicht mitspielen würde.

teleschau: Konnten Sie jemals nicht zum Dreh erscheinen?

Atalay: Genau ein einziges Mal. Bin umgefallen.

teleschau: Mit oder ohne Fremdeinwirkung?

Atalay: (lacht) Ohne! Die Stunts hatten damit erstaunlicherweise nichts zu tun. Ich war krank und mir war schwindlig. Dann hat's mich umgehauen, und ich schlug mit meinem Kopf irgendwo auf. Das blutete ziemlich, ich bin aber trotzdem noch zum Dreh gefahren. Irgendwann wurde ich dann nach Hause geschickt. War aber alles gar nicht so wild, glücklicherweise.

teleschau: Kam es am Set auch schon zu ernsthaften Verletzungen?

Atalay: Schürfwunden, Schnittwunden und Prellungen haben wir eigentlich ständig. Das liegt in der Natur der Sache. Einmal bin ich gegen einen LKW geklatscht und habe mir den Ellbogen ein bisschen ramponiert. Aber, toi, toi, toi, etwas richtig Schlimmes ist noch nie passiert.

teleschau: Machen Ihre Knochen die Action-Drehs noch mit, oder spüren Sie bereits erste Alterserscheinungen?

Atalay: Noch geht's ganz gut (lacht)! Verändert hat sich höchstens, dass ich die Sachen noch mehr abchecke als früher, mich gerne auch doppelt sichern lasse. Was die Stunts angeht, bin ich sehr vorsichtig. Es ist mir auch egal, ob diese Szenen dann gut gespielt sind. Ich muss mich voll und ganz auf die Sache konzentrieren.

teleschau: Sie haben bereits über 200 Folgen "Alarm für Cobra 11" gedreht. Wurde Ihnen nie langweilig?

Atalay: Nein, niemals.

teleschau: Wie macht die Serie das?

Atalay: Wir Schauspieler werden in alles eingebunden, besprechen immer ausführlich die Bücher zusammen. Bei dem, was wir da machen, kann sich auch gar keine Routine einstellen: Wenn ich nicht voll bei der Sache bin, bringe ich mich selbst in Gefahr. Nicht vergessen darf man auch, dass viele Gaststars in der Serie mitwirken. Da wird's nicht langweilig.

teleschau: Wie zufrieden sind Sie denn mit Ihrem aktuellen Partner Tom Beck?

Atalay: Tom finde ich klasse! Er sieht grandios aus, das muss ich neidvoll anerkennen. Er hat eine wunderbare Selbstironie, nimmt alles sehr ernst, strahlt aber gleichzeitig eine angenehme Leichtigkeit aus. Wir müssen uns selber auf die Schippe nehmen, gerade weil wir Actionhelden sind. Das machen wir gerne, und deswegen verträgt sich das auch so gut. Ich würde sagen, Tom ist ein Glücksfall. Hätte ich am Anfang auch nicht gedacht.

teleschau: Was dachten Sie stattdessen?

Atalay: Mal gucken, was das für einer ist (lacht). Ich kannte ihn ja gar nicht. Aber nach den ersten Drehtagen merkte ich schnell, dass er nicht nur gut aussieht, sondern auch noch etwas kann.

teleschau: Verdammt ...

Atalay: (lacht) Verdammt, ganz genau. Aber in dem Fall profitieren wir ja alle davon, von daher geht das in Ordnung.

teleschau: Sie drehten im letzten Jahr auch eine Komödie mit Tom Beck.

Atalay: Ja, ich schrieb ein Drehbuch, das nächstes Jahr verfilmt werden soll, und drehte "Geister all inclusive" (läuft im Frühjahr bei RTL, d. Red.). Das ist meine erste Komödie überhaupt! Da werden sich die Zuschauer sehr wundern. Ich spiele eine Rolle, die mit Semir überhaupt nichts zu tun hat. Die Leute am Set fragten sich stellenweise: Was macht der Atalay denn da?

teleschau: Man bringt Sie eben sofort mit dem Actionhelden in Verbindung ...

Atalay: Ich bin auch gerne der Actionheld. Es gibt Schlimmeres. In den ersten Jahren bei "Alarm für Cobra 11" wurde ich immer gefragt: "Mensch, wie lange willst Du das denn noch machen?" - Die Leute sagten mir immer, ich verbrenne mein Gesicht. Das hat witzigerweise komplett aufgehört. Heute kommen sie her und fragen, ob ich ihnen eine Gastrolle in der Serie vermitteln kann. Natürlich habe ich jetzt nicht die Abwechslung, die andere Kollegen haben. Aber das stört mich nicht.

teleschau: Hätten Sie denn überhaupt Zeit für andere Projekte?

Atalay: Häufig habe ich die nicht, nein. Ich lehnte aber auch schon Jobs ab, weil ich merkte, dass der Zeitaufwand in keiner Relation zu dem stand, was die Figur mir bieten konnte. Warum sollte ich das dann machen? Da verbringe ich lieber Zeit mit meiner Tochter.

teleschau: Können Sie sie ganz normal von der Schule abholen?

Atalay: Natürlich! Ich lebe sowieso ein relativ normales Leben. In Amiras Schule ist mein Job gar kein Thema. Sie kriegt natürlich manchmal mit, dass mich unterwegs Leute nach einem Autogramm fragen, aber das war's dann auch.

teleschau: Was wäre, wenn Ihre Tochter eines Tages zu Ihnen kommt und verkündet, dass sie Schauspielerin werden möchte?

Atalay: Dann würde ich sie in jeder Form unterstützen.

teleschau: Hat Amira bereits Interesse an einem Auftritt in "Alarm für Cobra 11" bekundet?

Atalay: Ja, das hat sie (lacht). Wenn nächstes Jahr mein Drehbuch verfilmt wird, wird sie eine kleine Rolle übernehmen. Ich denke, sie hat Talent. Ihre Mama (Schauspielerin Astrid Ann Marie Pollmann, d. Red.) ist ja auch Schauspielerin.

teleschau: Das Talent wurde ihr also von allen Beteiligten in die Wiege gelegt ...

Atalay: (lacht) Gewissermaßen! Aber ich treibe sie nicht zur Schauspielerei. Sie soll das machen, was sie möchte. Wenn sie gerne Müllfahrerin werden will, weil sie darin ihre Erfüllung sieht, dann soll sie Müllfahrerin werden. Wenn sie Schauspielerin werden will, sollte es ihr um das Spielen an sich gehen. Heutzutage wollen viele Menschen Schauspieler werden, die eher das Resultat sehen - und nicht die Arbeit, die dahintersteckt. Klar, ich möchte mein Leben auch nicht missen. Aber es ist bei Weitem nicht so, wie man sich das vorstellt: Wenn ich auf die Straße gehe, warten keine 30 Groupies vor meiner Haustür. Und das ist auch gut so.

teleschau: Obwohl Sie seit einem Jahr Single sind! Es ist doch bestimmt gar nicht so einfach für Sie, eine Frau kennenzulernen, oder?

Atalay: Nein, meine Popularität ist wirklich nicht gerade hilfreich. Ich will ja keine Frau, die auf mich steht, weil ich prominent bin. Momentan stört mich mein Solo-Dasein aber keineswegs, ich genieße es. Und ich habe dadurch ja auch viel mehr Zeit für meine Tochter - und für Semir (lacht).

teleschau: Den Sie in zehn Jahren auch noch spielen werden?

Atalay: Wenn ich morgens noch aufstehen kann, ohne dass mir alles wehtut, gerne!

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