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Ein Frühlingssamstag in Münster: In den historischen Gassen der Altstadt sitzen die Menschen am Nachmittag draußen in der Sonne - es ist einer der ersten warmen Tage. Doch ein furchtbarer Zwischenfall erschüttert die Idylle in der nordrhein-westfälischen Stadt: Ein Kleintransporter rast vor der Traditionsgaststätte Kiepenkerl in eine Menschengruppe. Es gibt Tote und Verletzte. Drei Menschen sterben laut NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) - unter ihnen ist auch der mutmaßliche Täter. Die Identität der zwei Opfer ist bisher nicht bekannt.
Sechs der rund 20 Verletzten seien schwer verwundet, einige befänden sich noch in Lebensgefahr, heißt es aus Sicherheitskreisen. Mitarbeiter von Kiepenkerl sind nach Angaben des Unternehmens nicht verletzt worden.
Der mutmaßliche Täter erschießt sich nach Polizeiangaben in dem Wagen. Nach Angaben Reuls handelt es sich um einen Deutschen, nach dpa-Informationen möglicherweise um einem psychisch labilen Einzeltäter. Nach Informationen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung (SZ) ist der Mann Jahrgang 1969 und Deutscher ohne Migrationshintergrund.
Die Westfälischen Nachrichten zitieren aus Sicherheitskreisen, es handele sich um "einen polizeibekannten Mann aus Münster". Er soll sich Ende März bei Bekannten per E-Mail verabschiedet und "quasi einen Selbstmord angedeutet" haben. Wie SZ und Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) übereinstimmend berichten, soll der Mann Jens R. heißen. Nach Informationen der FAZ stammt er aus Olsberg im Sauerland und lebte schon lange in Münster und in einer Wohnung in der Nähe des Tatorts.
Es gibt zudem Gerüchte, wonach zwei weitere Menschen aus dem Transporter gesprungen und geflüchtet seien könnten. Das sei aber nicht sicher und müsse nun verifiziert werden, sagt ein Polizeisprecher. "Es gibt mehrere Hinweise von Zeugen, denen wir nachgehen", so eine Polizeisprecherin.
Einsatzkräfte untersuchen einen verdächtigen Gegenstand das Auto, mit dem die Tat begangen wurde, auf Sprengstoff. Anwesende berichten am späten Abend von zwei lauten Knallgeräuschen. Auch die Wohnung des mutmaßlichen Täters wird noch am Nachmittag durchsucht.
Polizei sperrt den Bereich ab
Mitarbeiter eines Restaurants, das ganz in der Nähe des Tatorts liegt, berichten später von einem lauten Geräusch: "Tschack tschack tschack", hätten sie gehört, dann sei alles ganz schnell gegangen und sie hätten das Restaurant verlassen müssen. Gesehen haben sie nichts. Augenzeugen berichten, dass der Wagen letztlich gegen einen Baum gefahren sei. Menschen hätten geschrien, Rettungskräfte und Polizisten seien innerhalb weniger Minuten am Ort gewesen. Wegen einer Demonstration von Kurden in der Stadt waren viele Polizisten sowieso in der Innenstadt unterwegs.

Eine Satellitenaufnahme zeigt die Straße Spiekerhof nördlich des Münsters. Vor einem in der Straße gelegenen Lokal fuhr ein Lastwagen in eine Gruppe sitzender Menschen.
Die Polizei sperrt die Gegend weiträumig ab. Rot-weißes Flatterband spannt sich über die Straße, in der Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr stehen. Ein Polizeihubschrauber kreist über der Stadt. Geschäfte und Restaurants sind geschlossen. An der Tür des St.-Paulus-Doms hängt ein Schild: Das Orgelkonzert falle wegen der aktuellen Ereignisse aus. Überall in der Stadt sind Polizisten unterwegs.
Die Polizei bittet die Bevölkerung via Twitter eindringlich, keine Spekulationen in die Welt zu setzen - und den Innenstadtbereich zu meiden. Es gebe Gerüchte, wonach zwei weitere Menschen aus dem Transporter gesprungen und geflohen seien. Das sei aber nicht sicher und müsse verifiziert werden, sagt ein Polizeisprecher. Die Polizei twittert auch: "Bitte postet keine Bilder vom Einsatzort. Damit unterstützt Ihr uns nicht."
Bundesregierung spricht ihr Beileid aus
"Ganz Münster trauert über dieses schreckliche Ereignis. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen der Getöteten. Den Verletzten wünschen wir schnelle und baldige Genesung", sagt der Oberbürgermeister der Stadt, Markus Lewe, vor Journalisten. Er ergänzt: "Wir wissen bislang nicht, welchen Hintergrund dieses Ereignis hatte."
Die Bundesregierung spricht den Opfern und ihren Angehörigen wenige Stunden nach dem Vorfall ihr Beileid aus. "Meine Gedanken sind in diesen Stunden bei den Opfern und den Angehörigen. Mein tiefes Mitgefühl gilt allen, die einen geliebten Menschen verloren haben und in tiefer Sorge sind", erklärt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. "Wir müssen von einer schweren Gewalttat ausgehen."
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) teilt mit, es werde alles Denkbare zur Aufklärung der Tat und zur Unterstützung der Opfer und ihrer Angehörigen getan. "Allen Einsatzkräften vor Ort gilt mein Dank." Sie stehe in ständigem Austausch mit Bundesinnenminister Horst Seehofer, Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) und Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU).
Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) dankt auf Twitter den Rettungskräften vor Ort. "Müssen alles tun, um Hintergründe der Tat aufzuklären", schreibt sie. Außenminister Heiko Maas (SPD) zeigt sich erschüttert. "Unser tiefes Mitgefühl ist bei den Opfern sowie ihren Familien und Freunden", schreibt er auf Twitter.
Auch die Hauptdarsteller des "Tatort"-Krimis aus Münster zeigen sich entsetzt über die Toten und Verletzten. "Erste Bilder und Nachrichten aus Münster brechen mir das Herz", twittert Jan Josef Liefers (53), der den Ermittler Professor Karl-Friedrich Boerne spielt. Die Stadt sei "einer der friedlichsten und freundlichsten Orte", die er kenne.
Sein Kollege Axel Prahl, der den Hauptkommissar Frank Thiel spielt, schreibt auf Facebook: "Münster, bleib wie Du warst und wie wir Dich lieben: offen, friedlich, freundlich, stark und stolz. Lass Dich jetzt nicht unterkriegen." (dpa)
++ Dieser Artikel wurde zuletzt um 22.39 Uhr aktualisiert. ++