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Klimahaus Bremerhaven Das ganze Leben weggeschwemmt

Flutkatastrophen sind als Folgen des Klimawandels deutlich zu spüren. Die Ausstellung „Flutwohnung“ vom Klimahaus Bremerhaven verdeutlicht die zerstörerische Kraft des Wassers.
05.07.2024, 11:30 Uhr
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Das ganze Leben weggeschwemmt
Von Felicitas Schwanemann

Nur vier Räume sind in der Ausstellung „Flutwohnung“ zu sehen, doch das ist mehr als genug. Bis unter die Decke zieht sich die Dreckschicht, die das Hochwasser auch an den Möbeln hinterlassen hat. Alle Gegenstände sind von Schlamm überzogen und sehen uralt aus – dabei liegt ihre Zerstörung noch nicht lange zurück.

Die nur 38 Quadratmeter große Ausstellung „Flutwohnung“ zeigt in vier Beispielräumen Möbel und Einrichtungsstücke aus ehemaligen Flutgebieten. Da sind Gegenstände aus dem deutschen Ahrtal (Nordrhein-Westfahlen/Rheinland-Pfalz) dabei, das im Juli 2021 von einer verheerenden Flutkatastrophe heimgesucht wurde. 135 Leute starben bei dem Unglück. Auch aus der italienischen Region Emilia Romagna kommen Ausstellungsstücke, wo es im Mai 2023 zu schlimmen Überschwemmungen wegen Starkregens gekommen war.

Die Beispielzimmer erinnern nicht nur an die Opfer der Naturkatastrophe, sondern machen aus klar, dass Wetterextreme keine abstrakte Bedrohung sind. Sie sind real und treten mittlerweile deutlich häufiger auf als zuvor. Sie sind Folgen des Klimawandels, die man nicht mehr ignorieren kann. In Deutschland liegen die letzen Flutkatastrophen noch nicht lange zurück. Gerade erst hatten die Wassermassen den Süden des Landes fest im Griff, Ende vergangenen Jahres waren Teile von Bremen und Niedersachsen starkem Hochwasser ausgesetzt.

Es betrifft alle

Auf Texttafeln der Ausstellung schildern die ehemaligen Besitzerinnen und Besitzer der Möbel ihre Erfahrungen und bringen die persönlichen Geschichten hinter der Zerstörung ans Licht. So wird deutlich: Die Menschen, die einst an diesem Tisch saßen, am Klavier spielten oder in diesem Bett schliefen, hätten nie gedacht, dass sie Opfer der Klimakrise werden könnten.

„Die ungewöhnliche und ergreifende Ausstellung verdeutlicht nachdrücklich die zerstörerische Kraft von Hochwasser. Hochwasser ist eines der Wetterextreme, die immer häufiger vorkommen und als Folge der Klimakrise anzusehen sind. Sie mahnen uns, Klimaschutz aktiv eher heute als morgen zu betreiben“, begründet Ingrid Hayen, Geschäftsführerin vom Klimahaus Bremerhaven das Engagement. Nina Noelle, Projektleiterin für die Installation bei Greenpeace, hat die authentischen Gegenstände mit einem Team gesammelt, als sie mit der Hilfsorganisation jeweils vor Ort war.

Die Ausstellung im Eingangsbereich vom Klimahaus Bremerhaven ist in Kooperation mit der Umweltorganisation Greenpeace entstanden und noch bis zum 22. September kostenfrei zwischen 7 und 22 Uhr auf der Havenplaza vor dem Klimahaus Bremerhaven zu besichtigen.

Dauerausstellung Wetterextreme

Ab diesem Herbst kannst du dich im Klimahaus Bremerhaven noch weiter zu den Folgen des Klimawandels informieren. Die neue Dauerausstellung „Wetterextreme“ macht die weltweiten Extremwetterlagen wie Hitzewellen, Hochwasser, Stürme und Starkregen greifbar. Über drei Ebenen bekommst du das volle Spektrum an Wetterextremen zu spüren. Ein zentrales Element der neuen Ausstellung wird eine Hubplattform sein, mit der du auf einem immersiven Flug durch verschiedene Extremwetterszenarien in die dritte Etage gelangst. Während es im unteren Bereich um die meteorologische Faszination von Wetterextremen geht, stehen im oberen deren Auswirkungen und unser Handeln im Fokus. Du erfährst, wie Wetterextreme entstehen, warum ihre Häufigkeit durch die globale Erwärmung zunehmen wird und wie wir uns bestmöglich daran anpassen können.

Info

Wie entsteht Hochwasser?
Bei Hochwasser steht Wasser in Flüssen oder Seen höher als gewöhnlich. Das muss noch nichts Schlimmes bedeuten. Manchmal richtet es aber Schäden an, vor allem, wenn es Land überflutet. Bei einer solchen Überschwemmung werden nicht nur Gebäude nass, auch Menschen können vom Wasser mitgerissen werden. Überschwemmungen gelten als Umweltkatastrophen.Ein Fluss führt mehr Wasser mit sich, wenn es sehr viel geregnet hat. Dieses Wasser fließt über Bäche in immer größere Flüsse. Oft entsteht Hochwasser im Frühling, nachdem der Schnee in den Bergen geschmolzen ist. Auch Menschen können Schuld am Hochwasser haben: Wenn viel Fläche von Gebäuden oder Straßen bedeckt ist, fließt das Regenwasser nicht in den Boden zum Grundwasser.

Wer hilft bei Hochwasser?
Die Feuerwehr ist nicht nur bei Feuer und Bränden hilfreich, auch bei Hochwasser kommt sie zum Einsatz. Während eines Hochwassers, insbesondere bei steigendem Pegel, ist die Hauptaufgabe der Feuerwehr die Rettung beziehungsweise Evakuierung von Menschen. Weiterhin hilft die Feuerwehr bei der Abwehr von akuten Gefahren. Erst nach dem Hochwasser – mit sinkendem Pegel – kann eine Unterstützung beim Entfernen von Schäden erfolgen. Dies betrifft vor allem das Auspumpen von Kellern. Die Rettung von Menschen und Tieren hat immer Vorrang vor dem Schutz eines Orts. Erst danach folgt der Objektschutz. Hier gilt: Erst kommen die öffentlichen Gebäude wie Schulen, Kindergarten oder Pflegeheime dran, dann die Privathäuser.

Sofern also keine Menschen oder Tiere in Gefahr sind, dient die Feuerwehr in erster Linie der allgemeinen Gefahrenabwehr. Zu den Aufgaben gehören beispielsweise die Warnung der Bevölkerung, der Aufbau des technischen Hochwasserschutzes, der Stegebau, die Sandsackbefüllung, die Abwehr von wassergefährdenden Stoffen und der Brandschutz.

Oft kommen noch Ehrenamtliche vom Technischen Hilfswerk
(THW) zum Helfen dazu und weitere Hilfsorganisationen.

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