Nur vier Räume sind in der Ausstellung „Flutwohnung“ zu sehen, doch das ist mehr als genug. Bis unter die Decke zieht sich die Dreckschicht, die das Hochwasser auch an den Möbeln hinterlassen hat. Alle Gegenstände sind von Schlamm überzogen und sehen uralt aus – dabei liegt ihre Zerstörung noch nicht lange zurück.
Die nur 38 Quadratmeter große Ausstellung „Flutwohnung“ zeigt in vier Beispielräumen Möbel und Einrichtungsstücke aus ehemaligen Flutgebieten. Da sind Gegenstände aus dem deutschen Ahrtal (Nordrhein-Westfahlen/Rheinland-Pfalz) dabei, das im Juli 2021 von einer verheerenden Flutkatastrophe heimgesucht wurde. 135 Leute starben bei dem Unglück. Auch aus der italienischen Region Emilia Romagna kommen Ausstellungsstücke, wo es im Mai 2023 zu schlimmen Überschwemmungen wegen Starkregens gekommen war.
Die Beispielzimmer erinnern nicht nur an die Opfer der Naturkatastrophe, sondern machen aus klar, dass Wetterextreme keine abstrakte Bedrohung sind. Sie sind real und treten mittlerweile deutlich häufiger auf als zuvor. Sie sind Folgen des Klimawandels, die man nicht mehr ignorieren kann. In Deutschland liegen die letzen Flutkatastrophen noch nicht lange zurück. Gerade erst hatten die Wassermassen den Süden des Landes fest im Griff, Ende vergangenen Jahres waren Teile von Bremen und Niedersachsen starkem Hochwasser ausgesetzt.
Es betrifft alle
Auf Texttafeln der Ausstellung schildern die ehemaligen Besitzerinnen und Besitzer der Möbel ihre Erfahrungen und bringen die persönlichen Geschichten hinter der Zerstörung ans Licht. So wird deutlich: Die Menschen, die einst an diesem Tisch saßen, am Klavier spielten oder in diesem Bett schliefen, hätten nie gedacht, dass sie Opfer der Klimakrise werden könnten.
„Die ungewöhnliche und ergreifende Ausstellung verdeutlicht nachdrücklich die zerstörerische Kraft von Hochwasser. Hochwasser ist eines der Wetterextreme, die immer häufiger vorkommen und als Folge der Klimakrise anzusehen sind. Sie mahnen uns, Klimaschutz aktiv eher heute als morgen zu betreiben“, begründet Ingrid Hayen, Geschäftsführerin vom Klimahaus Bremerhaven das Engagement. Nina Noelle, Projektleiterin für die Installation bei Greenpeace, hat die authentischen Gegenstände mit einem Team gesammelt, als sie mit der Hilfsorganisation jeweils vor Ort war.
Die Ausstellung im Eingangsbereich vom Klimahaus Bremerhaven ist in Kooperation mit der Umweltorganisation Greenpeace entstanden und noch bis zum 22. September kostenfrei zwischen 7 und 22 Uhr auf der Havenplaza vor dem Klimahaus Bremerhaven zu besichtigen.

Im Herbst eröffnet im Klimahaus Bremerhaven eine neue Dauerausstellung zum Thema ”Wetterextreme”.
Dauerausstellung Wetterextreme
Ab diesem Herbst kannst du dich im Klimahaus Bremerhaven noch weiter zu den Folgen des Klimawandels informieren. Die neue Dauerausstellung „Wetterextreme“ macht die weltweiten Extremwetterlagen wie Hitzewellen, Hochwasser, Stürme und Starkregen greifbar. Über drei Ebenen bekommst du das volle Spektrum an Wetterextremen zu spüren. Ein zentrales Element der neuen Ausstellung wird eine Hubplattform sein, mit der du auf einem immersiven Flug durch verschiedene Extremwetterszenarien in die dritte Etage gelangst. Während es im unteren Bereich um die meteorologische Faszination von Wetterextremen geht, stehen im oberen deren Auswirkungen und unser Handeln im Fokus. Du erfährst, wie Wetterextreme entstehen, warum ihre Häufigkeit durch die globale Erwärmung zunehmen wird und wie wir uns bestmöglich daran anpassen können.

Im Winter waren die Feuerwehren in Borgfeld und Lilienthal rund um die Uhr im Einsatz gegen das Hochwasser.