Das alte Fernsehzentrum in West-London ist bereits verkauft. Programme wurden abgespeckt, Mitarbeiter abgebaut. Aber all das hat den Kürzungszwang der BBC noch nicht gedämpft. Der Generaldirektor will nun den Sender BBC Three wegsparen. Es ist das erste Mal in der fast achtzigjährigen Fernsehgeschichte der weltweit geachteten britischen Rundfunkanstalt, dass ein kompletter Kanal vom TV-Bildschirm verschwindet.
Der vor elf Jahren gegründete, auf ein junges Publikum ausgerichtete Sender hat Comedy-Serien wie „Little Britain“ und den romantischen Beziehungsklamauk „Gavin und Stacey“ hervorgebracht. Allerdings hat er auch TV-Fastfood wie „Knutschen, Heirat, aus dem Weg gehen?“ und „Ich bin eine behaarte Frau“ im Programm. Diese tägliche Dosis Banalitäten könne das Publikum auch übers Internet beziehen, glaubt BBC-Generaldirektor Tony Hall, nach dessen Vorstellungen der Kanal künftig nur noch online zu empfangen sein soll. Es sei eine „schwierige Entscheidung“, sagte Hall. „Wir haben nicht mehr genug Geld, all das weiterzuführen, was wir bisher machen.“ BBC Three müsse deshalb dahin gehen, wo sich die Zielgruppe der 16- bis 34-Jährigen aufhalte, die ihre Sendeinhalte zunehmend nach eigenen Vorlieben und Zeitvorstellungen auf mobilen Geräten, Handys, Laptops oder Tablets abruft. Und eben nicht mehr jeden Abend vor Kiste auf dem Sofa sitzt.
Der Umzug ins Internet, genauer gesagt auf die Abspielplattform BBCiplayer, bedeutet für den Kanal, dass er mit einem um 45 Millionen gekürzten Budget auskommen müsste. Derzeit hat BBC Three pro Jahr rund 75 Millionen Pfund (umgerechnet 90 Millionen Euro) für seine Inhalte zur Verfügung; ein Teil der eingesparten Millionen soll in Filmproduktionen der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt wie „Doctor Who“ oder „Sherlock“ fließen. Der Rest wird anderweitig gebraucht.Denn die Mittel sind knapp geworden bei „The Beep“, wie die Briten ihre British Broadcasting Corporation noch immer liebevoll nennen, die 1922 erstmals auf Sendung ging. Mit Amtsantritt der konservativ-liberalen Regierung vor vier Jahren wurde dem Sender der Geldhahn zugedreht: Die Rundfunkgebühren werden von 2010 bis 2017 um keinen Penny mehr erhöht: Sie sind auf der Insel mit umgerechnet 175 Euro pro Jahr ohnehin billiger als in Deutschland.
Kritiker empören sich nun darüber, dass ausgerechnet BBC Three den Sparzwängen zum Opfer falle – und nicht etwa der Kultursender BBC Four mit seinen Sendungen über „Schwanensee“ und ähnliche Hochkultur. Es treffe mal wieder eine Gruppe, die nicht zum Establishment gehört, empört sich der Fernseh-Komiker Russell Kane: „Wenn Monty Python sich heute gründen würde, dann würden sie auf BBC Three auftreten“, behauptete er. Der Schließung muss jetzt der Aufsichtsrat zustimmen. Unterdessen ließ der Generaldirektor durchblicken, dass auch BBC Four nicht auf Ewigkeit gerettet sei.