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Tierisch gut Andy Serkis wurde in "Planet der Affen: Prevolution" (auf DVD und Blu-ray Disc) zum Schimpansen Cäsar

Was für ein Affentheater: Schauspieler Andy Serkis ist der glaubwürdigste Primat, den es je gab. Vielleicht gibt's dafür sogar den Oscar.
03.12.2011, 00:00 Uhr
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Von Andreas Fischer

Was für ein Affentheater: Schauspieler Andy Serkis ist der glaubwürdigste Primat, den es je gab. Vielleicht gibt's dafür sogar den Oscar.

Er konnte nicht vom "Schaaatz" lassen, er hat New York zertrümmert und fährt mit "Tim und Struppi" um die Welt: Andy Serkis (47) ist eine Instanz in Sachen Performance-Capture, dem Verfahren bei dem reale Schauspieler mit Spezialkameras gefilmt und dann digitalisiert werden. Prinzipiell können die Darsteller dadurch alles werden: ein intelligentes Gänseblümchen zum Beispiel. Andy Serkis wurde in "Planet der Affen: Prevolution" (ab 09. Dezember auf DVD und Blu-ray Disc) zum Schimpansen Cäsar und lieferte eine Meisterleistung ab: Nun gilt er sogar als Oscar-Kandidat. Was Serkis davon hält und warum er sich immer wieder gern zum Affen macht, erzählt der britische Schauspieler im Interview.

teleschau: Sie steckten hinter Gollum, King Kong, Captain Haddock in "Tim und Struppi" und nun dem Schimpansen Cäsar in "Planet der Affen: PRevolution": Haben Sie keine Lust, Ihr eigenes Gesicht auf der Leinwand zu sehen?

Andy Serkis: Natürlich sehe ich mich auch gerne mal selbst auf der Leinwand. Ich werde natürlich auch weiterhin "normale" Filme drehen, in denen ich in meiner "natürlichen" Pracht zu sehen bin. Doch das Performance-Capture-Verfahren bietet mir nun mal die besseren Möglichkeiten, um in die verrücktesten Rollen zu schlüpfen. Da gibt es keine Grenzen! Das war und ist wichtig für meine Entwicklung als Schauspieler, und das fasziniert mich seit mehr als einem Jahrzehnt.

teleschau: Die Technologie scheint sich rasant zu entwickeln: Was hat sich in den letzten zehn Jahren geändert?

Serkis: Bei "Herr der Ringe" war es noch eine Entdeckungsreise, ein richtiges Abenteuer. Niemand wusste so richtig, wie die Figur Gollum auf der Leinwand umgesetzt werden sollte. Erst bei den Dreharbeiten haben Peter Jackson, das Team und ich ein Verfahren entwickelt, mit dem wir unsere Vorstellungen umsetzen konnten. Damals drehte ich die Szenen zunächst am Set mit den anderem Darstellern. Danach musste ich aber auf der speziellen Performance-Capture-Bühne alles noch einmal spielen - allein. Es gab noch nicht die Möglichkeit, meine Mimik computergerecht zu erfassen: Also benutzten wir eine Art Rotoskopie-Verfahren. Im Prinzip wurden Gollums Gesichtsausdrücke Einzelbild für Einzelbild vom 35-Millimeter-Original mit meiner Aufnahme "abgepaust". Ein Riesenaufwand.

teleschau: Ist der immer noch so groß?

Serkis: Zum Glück nicht, die Entwicklung ist rasant. Bei "King Kong" nutzen wir erstmals die Gesichtserfassung: Das Gesicht des Gorillas wurde von meinen Muskelbewegungen gesteuert. Dann kam "Avatar": Plötzlich konnten mehrere Performance-Capture-Schauspieler gleichzeitig aufgenommen werden, vorher ging immer nur einer. Und bei "Planet der Affen" haben wir schließlich erstmals an einem richtigen Außenset (die nachgebaute Golden-Gate-Bridge, Anm. d. Red.) gedreht. Der ganze Prozess ist effizienter und besser geworden: Für die Zuschauer bedeutet das eine größere Glaubwürdigkeit.

teleschau: Werden Ihre Leistungen von Kollegen und Publikum ausreichend gewürdigt?

Serkis: In den letzten Jahren fand ein Umdenken statt, auch weil sich das Performance-Capture-Verfahren so schnellt entwickelt hat. Es wird weniger als Technologie angesehen: Die Menschen begreifen, dass es richtige Schauspielerei ist.

teleschau: Sie werden also nicht mehr komisch angesehen, wenn Sie erklären müssen, was Sie eigentlich machen?

Serkis: (lacht) Nein. Die Zeiten sind vorbei. Die Leute sind vielmehr unheimlich neugierig.

teleschau: Wie haben Sie gelernt, sich wie ein Affe zu benehmen?

Serkis: Ich war ja nicht ganz unvorbereitet, weil ich als "King Kong" schon erste Erfahrungen gemacht hatte. Natürlich verhalten sich Schimpansen wie Cäsar und Gorillas wie Kong völlig unterschiedlich, aber die grundsätzlichen physischen Dinge waren gleich.

teleschau: Und anstrengend ...

Serkis: Richtig: Ich musste Armverlängerungen aus biegsamem Metall tragen, um mich wie ein Affe auf allen Vieren bewegen zu können. Aber interessanter waren die emotionalen und geistigen Aspekte: Was geht in einem Primaten vor, der denken und fühlen kann? Wie spiele ich ein Tier mit verbesserter Intelligenz, ohne es zu vermenschlichen? Wie entwickle ich Cäsar vom Baby zum wütenden Teenager? Das war die echte Herausforderung. Nicht so sehr das Verhalten der Affen, das man im Zoo beobachten kann.

teleschau: Wie lange sitzen Sie eigentlich in der Maske, bevor Sie zum Affen werden?

Serkis: Das ist immer weniger geworden. Bei "King Kong" wurden mir etwa 150 Markierungen ins Gesicht geklebt. Dann schlüpfte ich in den Spezialanzug, der jeden Tag neu kalibriert werden musste - und schon waren zweieinhalb Stunden um. Heute trage ich einen Spezialhelm mit einer Minikamera, die auf mein Gesicht gerichtet ist. Und es gibt nur noch 50 Markierungen. Die werden aufgemalt: mithilfe einer Schablone, die von meinem Gesicht angefertigt wurde. Nach 45 Minuten kann's losgehen. Es ist alles einfacher und besser geworden.

teleschau: Macht es mehr Spaß, eine Fantasiefigur wie Gollum zu spielen, einen echten Menschen wie Captain Haddock oder Affen wie Kong und Cäsar?

Serkis: Sie sind alle faszinierend. Im Drehbuch steht nirgendwo, dass sie Performance-Capture-Charaktere sind. Dort werden sie als Figuren beschrieben, die viele Dinge erleben und sich entwickeln. Es wäre nicht fair, einen Liebling zu haben.

teleschau: Sind Sie noch verblüfft, was aus Ihnen auf der Leinwand so alles wird?

Serkis: Nicht wirklich. Ich sehe schon in frühen Produktionsphasen die künstlerischen Konzepte der Figuren, kannte also Skizzen von Cäsar. Und beim Drehen wird alles, was ich mache, in Echtzeit auf einem Bildschirm übertragen, sodass ich beispielsweise meine Bewegungen anpassen kann. Aber es ist immer wieder befriedigend, zum ersten Mal den fertigen Film zu sehen und zu merken, ob alles zusammenpasst, ob die Emotionen so rüberkommen, wie ich sie mir vorstellte.

teleschau: Sie gelten als heißer Oscar-Kandidat: Würden Sie eine eigene Kategorie für Performance-Capture begrüßen?

Serkis: Nein, dafür gibt es keine Notwendigkeit. Schauspielerei ist Schauspielerei - egal ob in einem Realfilm oder in einem CGI-Film. Der einzige Unterschied sind die Aufnahmemethode und die Kostüme: In einem Realfilm trage ich Make-Up und Kleidung, die der Zeit der Geschichte entsprechen. In einem Performance-Capture-Film trage ich einen Spezialanzug. Alles andere ist gleich.

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