Wenn sogar Boerne (Jan Josef Liefers) anfängt, an sich selbst zu zweifeln und gemeinsam mit Thiel (Axel Prahl) feststellt: „Wahrscheinlich sind wir beide zu blöd für diesen Fall“, dann muss es ernst sein. Und tatsächlich haben der Münsteraner Kommissar und sein Pathologen-Freund in „Rhythm and Love“ (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD) ziemlich an einem Mordfall zu knabbern. Und Boerne zudem noch daran, dass Plagiatsvorwürfe gegen ihn laut werden – auch nicht gerade gut fürs sonst so gesunde Ego.
Der Fall dreht sich um die Leiche von Maik Koslowski, Bewohner der Hippie-Kommune Erlenhof und Verfechter der polyamorösen Lebensweise. Maik hatte vier Beziehungen, eine Spur führt sogar in Polizeikreise hinein. War Eifersucht der Grund dafür, dass Koslowski sterben musste? Gefunden wurde die Leiche des Freigeistes von Priester Tobias Flügge (Nikolai Kinski), der erst verschwindet und dann andeutet, zu wissen, wer Koslowski umgebracht hat, sich aber auf das Beichtgeheimnis beruft und schweigt.
Die eigentlichen Helden dieses „Tatort“ sind aber nicht wie gewohnt Boerne und Thiel, es sind ihre Assistenten Silke Haller (Christine Urspruch) und Mirko Schrader (Björn Meyer). Die haben in dem Fall nämlich beide mit einem Geheimnis und einem ziemlich schlechten Gewissen zu kämpfen. Haller ist sogar nicht ganz unschuldig an den Selbstzweifeln ihres Chefs und daran, dass die Suche nach dem Täter etwas länger dauert.
Nach Liefers Beteiligung an der misslungenen #allesdichtmachen-Aktion erscheint es fast wie geplant, dass sich auch seine „Tatort“-Rolle eingestehen muss, nicht unfehlbar zu sein. Einen kleinen Beigeschmack hat es nämlich noch, Liefers nach seiner fragwürdigen Kritik an der Corona-Politik beim Rumblödeln als Pathologe zuzuschauen. Dennoch ist „Rhythm and Love“ (Buch: Elke Schuch, Regie: Brigitte Maria Bertele) ein solider, witziger „Tatort“, so wie man ihn aus Münster erwartet.