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Zwei Installationen der jungen Künstlerin Annika Kahrs sind in der Kunsthalle Bremerhaven zu sehen Konzept vor Ästhetik

Die Kunsthalle Bremerhaven stellt zwei raumfüllende Arbeiten der aus Achim stammenden Künstlerin Annika Kahrs aus, die in ihren Arbeiten die Medien Film, Installation und Performance kombiniert. Annika Kahrs ist zudem seit September Stipendiatin des Vereins Kunst & Nutzen.
24.01.2015, 00:00 Uhr
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Von Peter Groth

Die Kunsthalle Bremerhaven stellt zwei raumfüllende Arbeiten der aus Achim stammenden Künstlerin Annika Kahrs aus, die in ihren Arbeiten die Medien Film, Installation und Performance kombiniert. Annika Kahrs ist zudem seit September Stipendiatin des Vereins Kunst & Nutzen.

Sie ist erst 30 Jahre alt und hat eine lange und erstaunliche Ausstellungsliste mit renommierten Museen und Galerien in aller Welt. 2011 wurde ihr der Hauptpreis des 20. Bundeswettbewerbs für Kunststudierende zugesprochen, 2012 der ebenso renommierte Macunias-Förderpreis. Annika Kahrs, in Achim geboren, in der Nähe Fischerhudes aufgewachsen und vor ihrem Kunststudium bei Andreas Slominski, Jeanne Faust und Haroun Farocki schon kuratorische Assistentin von Susanne Pfeffer im Künstlerhaus Bremen, hat sich bisher eine ganz beeindruckende künstlerische Karriere erarbeitet. Nun stellt sie in der Kunsthalle Bremerhaven zwei konzeptuelle, raumfüllende Arbeiten aus. Die inzwischen in Hamburg lebende Künstlerin bewohnt seit September das Atelier-Apartment des Vereins Kunst & Nutzen in der Bremerhavener Gartenstraße. Ein halbes Jahr ist sie dort Stipendiatin. Vor ihr waren dort schon so renommierte Kollegen wie Ceal Floyer, Alicja Kwade, Gregor Schneider, Manfred Pernice und ihr Hamburger Professor Andreas Slominski Gäste des Vereins, der sich seit 1991 Künstler einlädt, die ihm besonders vielversprechend erscheinen.

Nun eben Annika Kahrs, die in ihrer künstlerischen Arbeit die Medien Film, Installation und Performance konzeptuell verbindet und dabei eingefahrene Sichtweisen und Erwartungen des Publikums aufhebt. In früheren Arbeiten hat sie beispielsweise die Musiker eines Streichquartetts im Konzert die Instrumente wechseln lassen, bis nur noch eine musikalische Kakophonie zu hören war. Sie ließ einen Pianisten Franz Liszts „Légende No.1“ nach der Vogelpredigt von Franz von Assisi spielen – vor unzähligen Sittichen und Kanarienvögeln in Käfigen. Oder sie entwickelte eine fiktive filmische Geschichte um die Raumsonde New Horizons, die in diesem Sommer nach neun Jahren Flug den Planeten Pluto näher in Augenschein nimmt.

Für ihre Einzelausstellung in der Kunsthalle Bremerhaven wählte sie das 2011 entstandene Video „Sunset – Sunrise“ aus und entwickelte eine weitere Arbeit mit dem Titel „lines“, die mit Seeleuten in der örtlichen Seemannsmission entstand. Annika Kahrs bat dort acht zufällig anwesende Männer, die eigene Wohnung in deren asiatischer und griechischer Heimat auf ein Blatt Papier zu zeichnen.

Diese Grundrisse und die Funktionshinweise zu Gärten, Umgebung und Zimmern übertrug sie mit allen Details in Architekturzeichnungen. Sechs davon sind jetzt als riesige Digitaldrucke im Format von bis zu fünf mal sechs Metern wandfüllend auf Einzelbahnen in den großen Raum der Kunsthalle gehängt. Die acht kleinen Originalvorlagen sowie der Grundriss ihres Ateliers in der Gartenstraße hängen in einem Vorraum.

Die Arbeit „lines“ besticht eher durch die konzeptuelle Idee als durch ästhetischen Reiz. Sie macht aber auch deutlich, wie wichtig den Seeleuten Statussymbole wie Autos, Riesen-Fernseher oder deutsche Schäferhunde sind. Das ist dann eine amüsante Randnotiz dieser fiktiv-realistischen „Architekturschau“. In der Bremerhavener Kunsthalle ist Direktor Kai Kähler jedoch glücklich über die Tatsache, dass Annika Kahrs wie die früheren Stipendiaten Manfred Pernice und Andreas Slominski ein Thema mit Bremerhaven-Bezug wählte. Deren Arbeiten zu Boxen und Containern sowie zur Farbe des Leuchtturms Roter Sand sind seit Langem im Bestand der Dauerausstellung des 2008 eröffneten Kunstmuseums Bremerhaven.

Kunsthalle Bremerhaven, Karlsburg 4; bis 1. März. Geöffnet: dienstags bis freitags 11 bis 18 Uhr, sonnabends und sonntags 11 bis 17 Uhr.

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