Kannst du mir eine heitere und dennoch reflektierte Kolumne zum Jahresende im Stile von Moritz Rinke schreiben? Mir tut der Arm und die Schulter weh, ich muss eine Schreibpause machen.“ Das hatte ich bei ChatGPT eingegeben, weil ich wirklich mal Hilfe brauchte, das Schreiben ist derzeit eine Qual. Nicht, weil ich mir nichts einfiele oder ich keine Lust hätte, sondern weil nicht nur das Schultergelenk entzündet ist, wie mir Götz Dimanski, der Werder-Arzt aus großen Werderzeiten, in seiner SportThep-Praxis in Bremen diagnostizierte (ich bin extra zu ihm gefahren), sondern weil ich nun auch noch einen Schmerz in der Bizepssehne fühle. Wenn ich zum Beispiel in meinem dürftigen Rechter-Zeigefinger-System das S ganz links antippen muss: Quälender Schmerz, beim Q auch, das Q ist sogar noch weiter links als das S. Schlimm.
Nun also ChatGPT, ich bedanke mich im Voraus bei Geoffrey Hinton, Physik-Nobelpreisträger 2024, Pionier der KI, der die Grundlagen der Künstlichen Neuronalen Netze entwickelte, sowie bei Elon Musk, der sehr viel Geld in die Firma steckte, die ChatGPT betreibt.
„Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Es ist eine eigentümliche Jahreszeit. Die Märkte duften nach gebrannten Mandeln, und trotzdem spüren wir, dass diese Zeit nicht nur nach Zimt riecht, sondern auch nach Nachdenken ...“
Moment, hier musste ich unterbrechen. „Wir spüren, dass diese Zeit nicht nur nach Zimt riecht, sondern auch nach Nachdenken“ finde ich metaphorisch etwas überstrapaziert und wie soll denn eine Zeit nach Nachdenken „riechen“?
„Etwas eleganter vielleicht?“, fragte ich ChatGPT. „Mit hintergründigem Humor. Auch dezidierter zu all dem Unbill in der Welt!“
CHATGPT: Gerne. Die Märkte duften nach gebrannten Mandeln …
ICH: Nein, ohne Mandeln bitte!
CHATGPT: Sehr gerne. In meiner Nachbarschaft leuchten die Lichterketten. Nicht nur an Fenstern, sondern auch in den Gesichtern. Wir sitzen an der Schwelle …
ICH: Mir gefallen die Lichterketten nicht. Wieso sollen unsere Gesichter wie Lichterketten leuchten, wenn wir das vergangene, politisch doch geradezu unerträgliche Jahr reflektieren? Noch mal bitte! Dreimal ist Bremer Recht.
CHAT-GPT: Kein Problem. Zwischen Glühweinstand und Nachrichten-Ticker pendeln wir wie auf einem Drahtseil. Ein Glas mehr und die Welt scheint erträglicher, ein Blick aufs Handy und sie wird unerträglich.
ICH: Ohne Glühwein! Du verschlimmbesserst! Keine Mandeln, keine Lichterketten, kein Glühwein! So schreibe ich irgendwie nicht. Außerdem bist du gerade überhaupt keine Hilfe, mein Arm tut weh und das Blatt ist quasi leer!
CHAT-GPT: Ich bemühe mich. Und so stehe ich jetzt hier, zwischen einer leeren Seite und einem vollen Kopf. Mein Arm verlangt eine Pause, und ich gebe sie ihm. Vielleicht ist das die Lektion dieses Jahres: Nicht immer mehr, sondern manchmal weniger ...
ICH: Ohne den Arm! Der Arm soll nicht das Zentrum meiner reflektierten Kolumne zum Jahresausklang sein, sondern das Jahr selbst! Versuche es mal mit mehr Bezug zu 2024!
CHAT-GPT: Zwischen Anfang und Ende, im flüchtigen Licht, steht 2024 – ein Kaleidoskop aus Schatten und Sicht ...
ICH: Oh, nö, warum reimst du denn jetzt? Du bist nicht Ringelnatz, ich beschwer mit bei Elon Musk!
Ich verstehe einfach nicht, was ich machen muss, damit mir KI eine rinkehafte Kolumne schreibt? Man hört von Bekannten, dass sie schon ihren Therapeuten durch KI ersetzt haben, dass die KI Doktorarbeiten und Drehbücher schreibt, Leben rettet, indem sie Zellstrukturen analysiert, dass sie leider sehr erfolgreich in Kriegshandlungen eingesetzt wird, aber auch in der Altenpflege hilft, Autos autonom fährt, Musik komponiert, Stimmen imitiert, Bilder erkennt usw.. Aber einem Kolumnisten ohne Arm kann sie offenbar nicht helfen – aber vielleicht ist das letztlich auch beruhigend.
ICH: Noch eine Sache. Bitte wünsche meinen geliebten Leserinnen und Lesern des Weser-Kuriers einen guten Rutsch. Meinetwegen auch in Gedichtform.
CHAT-GPT: Die Weser fließt in stillem Glanz,
das alte Jahr dreht seinen Tanz.
Die Bremer Stadtmusikanten lachen leise,
die Schlachte funkelt auf ihre Weise.
Im Schnoor ein Licht, der Roland wacht
Die Stadt begrüßt die Neujahrsnacht.
ICH: Nicht schlecht, Herr Specht. Dem schließe ich mich an. Guten Rutsch!