Beverstedt. Ein etwa sechs Sekunden langes Video sorgt in den sozialen Medien derzeit für einige Diskussion. Der Clip zeigt mutmaßlich einen Wolf, der durch Beverstedt laufen soll. Das Video soll am Mittwochmorgen an der Stubbener Landstraße in Beverstedt aus einem Auto heraus aufgenommen worden sein.
Das ist das Video, das unter anderem bei Facebook zu sehen ist:
Silas Neuman, Wolfsberater im Landkreis Cuxhaven, kennt das kurze Filmchen. Zum Urheber sei er leider noch nicht durchgedrungen, erklärt er auf Nachfrage der Redaktion. Er habe aber mit einer Passantin gesprochen, die das Tier, kurz nachdem das Video aufgenommen wurde, ebenfalls aus ihrem Auto heraus gesehen hat. "Für mich sieht es danach aus, als sei der Wolf selbst eher in Panik und frage sich 'Was mache ich hier'", sagt Neuman. Laut dem Wolfsberater seien keine Annäherungen an Menschen gemeldet worden. "Im Videoschnipsel ist zu erkennen, dass das Tier nicht am Menschen interessiert war, nicht herumgeschnüffelt hat. Der Wolf rannte einfach seiner Wege."
Sichtung an Wolfsbüro gemeldet
Die Sichtung sei dokumentiert und an das niedersächsische Wolfsbüro beim Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) gemeldet worden. Das niedersächsische Umweltministerium, das die Kommunikation für das Wolfsbüro übernimmt, wurde zur mutmaßlichen Wolfssichtung in Beverstedt angefragt. Bis Redaktionsschluss blieb diese Anfrage unbeantwortet.
Laut Neuman seien Sichtungen wie die in Beverstedt keine unbekannten Vorkommnisse. Er verweist auf eine ähnliche Situation in Celle. "Relevant ist, ob es direkten Kontakt zum Menschen gab und ob sich das Tier noch dort aufhält." Die umfassende Bewertung der Situation liege allerdings beim Wolfsbüro.
Eine Sprecherin der Gemeinde Beverstedt erklärt auf Nachfrage, dass es einige Fragen von Bürgerinnen und Bürgern gegeben habe. Bürgermeister Guido Dieckmann habe Kontakt zum ehemaligen Wolfsberater Hermann Kück aufgenommen. Die Sprecherin verweist darauf, dass der Wolf nach wie vor geschützt sei und für einen Abschuss ein Tier öfter auffallen und als gemeingefährlich eingestuft werden müsste.
Bundesumweltministerium: Normales Verhalten
Zur vermeintlichen Wolfssichtung in äußert sich auch Denis Ugurcu, Fraktionschef der CDU in Schiffdorf, in einer Mitteilung. Er sei erschüttert über die Sichtung, die sich in der Nähe der Grundschule und eines Altersheims zugetragen haben soll. Er bewerte die "wachsende Gefahr", die von der zunehmenden Wolfspopulation ausgehe, kritisch. Die Sicherheit der Bürger müsse oberste Priorität haben. Ugurcu fordert eine klare Reduktion der Population, "um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten, ohne die Artenschutzbestrebungen zu vernachlässigen". Er appelliert an die Bundesregierung, sich mit dem Thema zu beschäftigen, und fordert den Landkreis Cuxhaven auf, zeitnah in Hannover vorstellig zu werden und die "Probleme mit dem Wolf" anzusprechen.
Laut Bundesumweltministerium gehöre es zum normalen Verhalten der Wölfe, dass sie gelegentlich auch tagsüber in Sichtweite von bewohnten Gebäuden entlanglaufen, nachts dann und wann Dörfer durchqueren oder am Dorfrand nach Nahrung suchen. Die Erfahrung zeige, dass dieses Verhalten in der Regel nicht gefährlich sei, heißt es auf der Internetseite des Ministeriums. Tiere, die Erfahrungen mit Menschen gemacht hätten, reagierten bei Kontakt zu Menschen oder Fahrzeugen zwar vorsichtig, aber nicht "extrem scheu" und trabten in der Regel ohne Hast davon. Sie näherten sich in der Regel nicht an. Jungtiere zeigten wegen ihrer Neugierde und Naivität oft eine geringere Fluchtdistanz als ältere Tiere.