- Welche Tiere leben in Hemelingen?
- Wo gibt es Konflikte?
- Wie sollen sich Menschen verhalten?
- Was sind invasive Arten?
Im Herbst vergangenen Jahres verirrte sich ein Wolf in Hemelinger Gärten. Das Raubtier, um das immer wieder Diskussionen aufflammen, ist wohl das Wildtier, das die meisten Emotionen auslöst. Dabei ist das scheue Tier nur eine Art unter vielen, die sich den Lebensraum mit den Menschen teilen. In der Hemelinger Marsch kommen sich Tier und Mensch besonders nah. In der jüngsten Hemelinger Beiratssitzung hat es nun eindringliche Plädoyers für das Miteinander von Tier und Mensch gegeben.
Welche Tiere leben in Hemelingen?
In Bremen gibt es laut Torve Christiansen von der Naturschutzbehörde keine flächendeckende Erfassung. Seine Behörde gehe von circa 43 Säugetierarten und Brutvogelarten aus. Unter diesen Arten sind in der Hemelinger Marsch unter anderem Rehe, Hasen, Füchse sowie Schilfrohrsänger, Teichrohrsänger oder das Blaukehlchen zu finden. In der Marsch finden sich aber auch seltenere Arten wie der Biber und der Eisvogel. "Der Biber hat sich nicht nur angesiedelt, sondern auch vermehrt", sagte Christiansen. Auch Dorothea Meier vom Naturschutzverein Nabu betonte, dass es eine vergleichsweise hohe Artendichte in Hemelingen gebe, wo zwei Lebensräume – Stadt und Land – aufeinanderträfen. "Wir haben zum Beispiel eine relativ hohe Artenvielfalt an Vögeln." Jeder könne mit der Gestaltung seines Gartens zu dieser Vielfalt beitragen. "Nur von heimischen Pflanzen und Gewächsen können sich unsere Vogelarten ernähren."
Lothar Bach, Fledermausexperte beim Nabu, weiß von den dämmerungs- und nachtaktiven Säugern: "Insgesamt kommen wir auf zwölf Fledermausarten in Bremen." Das seien verhältnismäßig viele Arten. In Hemelingen seien sie flächendeckend vorhanden. "Was sie aber brauchen, sind Grünverbindungen", betonte Bach. Straßenalleen, Heckenstrukturen und Gehölzstreifen seien geeignet. Sanierungsarbeiten an Dächern würden den Tieren zu schaffen machen. Fledermäuse suchten sich beispielsweise unter Dachziegeln und Dächern Ruhequartiere. "Wenn man sanieren möchte, sollte man vorab schauen, ob dort Fledermäuse sind und zum Beispiel uns kontaktieren." Es gebe immer eine Möglichkeit, ein Dach zu sanieren und die Quartiere der geschützten Tiere zu erhalten.
Wo gibt es Konflikte?
"Je mehr wir in die Naturräume reingehen, desto enger und größer werden die Überschneidungen von Mensch und Wildtier", sagte Markus Henke, Präsident der Landesjägerschaft Bremen. Ein Beispiel aus Hemelingen ist der Ausbau des Gewerbegebiets Hansalinie in der Arberger Marsch. "Wir haben da eine Verantwortung als Gesellschaft, aber auch als jeder Einzelne", betonte Henke. "Wenn wir näher rangehen, müssen wir uns fragen, was passiert mit den Tieren?" Noch besitze die Marsch eine große Artenvielfalt. "Aber der Lebensraum wird kleiner, die Wildtiere werden an die Weser gedrängt." Das Problem? "Auch die Menschen wollen an das Wasser", so Henke. "Und da greift unsere Verantwortung: Wie schützt man diese Bereiche, die Ruhezonen für die Wildtiere sind, insbesondere in der Fortpflanzungsphase?"
Wie sollen sich Menschen verhalten?
Ein Wort benutzten die Referenten an diesem Abend besonders häufig: Rücksicht. Henke setzt daneben auf Wissensvermittlung und Aufklärung. "Erst wenn das Wissen da ist, setzt man sich ein. Denn was man liebt, das möchte man schützen." Wie auch die Naturschützer vom Nabu zeigte sich Henke überzeugt, dass jeder etwas tun könne. "Fledermauskästen, Vogelnisthilfen – jeder kann etwas tun und jeder ist verantwortlich für Naturschutz." Fast alle Menschen liebten Wildtiere und wollten sie erleben. "Das wollen wir erhalten, aber das geht nur mit Rücksicht." Seine Verhaltenstipps: Abstand halten, Anleinpflicht beachten, Tieren die nächtliche Ruhe lassen. "Menschen machen das oft nicht mit böser Absicht, aber es sind diese kleinen Dinge, die die Tiere in Stress versetzen", erklärt Henke. Gerade im Winter, eine Notzeit für Tiere, sollte besondere Rücksicht genommen werden. Auf gesellschaftlicher Ebene müssten, und so argumentierte auch Dorothea Meier vom Nabu, Grüngürtel und Grünverbindungen in den Städten und in den Naturräumen geschaffen werden, damit Tiere zwischen Lebensräumen wechseln könnten.
Was sind invasive Arten?
Nicht nur heimischen Tieren bietet Hemelingen gute Lebensbedingungen, sondern auch eingeschleppte Arten fühlen sich wohl, oft zu wohl. Diese Arten werden als invasive Arten bezeichnet. Oft haben sie keine natürlichen Feinde und verdrängen die heimische Pflanzen- und Tiergesellschaft. "Die Nutria finden hier einen super Lebensraum", nannte Henke als ein Beispiel. Sie würden größer und reproduzierten sich schneller als in ihrer Heimat. "Auch der Waschbär vermehrt sich massenhaft." Beinahe täglich bekomme er Meldungen. Nutria und Bisam seien außerdem ein großes Problem für den Hochwasserschutz, lenkte der Landesjäger den Blick auf die aktuelle Situation. "Die holen bis zu einem Kubikmeter Erde aus einem Deich, ein potenzieller Deichbruch."