Hagen. Triker-Treff in Bramstedt-Gackau: Wie in jedem Jahr hatte der Meerkatzen-Club ein großes Lager auf der Wiese hinter dem Gasthaus „Zur goldenen Aue“ organisiert, auf der die Triker ihre dreirädrigen Fahrzeuge und Wohnwagen parkten und ihre Zelte aufschlugen. Auf der Partymeile mit Bier-, Imbiss- und Verkaufsständen sorgten Timbersägen und „Hau-den-Lukas“ für Aktivität und Amüsement. Und auf dem Saal lief abends die Disco. Die Triker-Freunde blieben dabei nicht unter sich, viele interessierte Besucher nutzten die Gelegenheit, die auffälligen Gefährte zu bestaunen, mit den meist ebenso auffällig gekleideten Trikern ins Gespräch zu kommen und mit ihnen zu feiern.
Große Tattoos und Leder-Kutte; das Seeräuber-Tuch auf dem Kopf bändigt die langen Haare: „Ruppi“ aus Nordfriesland verkörpert das Bild eines Rockers. „Ich bin ein Rocker“, bestätigt er ohne Umschweife. Nicht im Sinne des Klischees, wie es in der Öffentlichkeit oft in Verbindung mit Gewalt oder Kriminalität wahrgenommen wird. Das Emblem auf seiner Kutte ist selbst entworfen, es sind die Schlangen von Asgard, dem Göttersitz der Wikinger. Ruppi ist in keinem Club organisiert, aber er liebt das Leben in der Gemeinschaft unter Gleichgesinnten. Hilfsbereitschaft, Zusammengehörigkeitsgefühl, Respekt, Spaß haben - all das findet er unter den Trikern. „Wir kennen keine Nationalität. Ich bin nicht stolz, ein Deutscher zu sein – wir kennen nur Freunde“, erklärt er. „Wir sind alle Individualisten, die sich als große Familie verstehen“.
Unikat mit 100 PS
So individuell die Menschen, so individuell auch ihre Fahrzeuge. Ruppi fährt, wie er sagt „ganz old school“, eine Boom-Shopper. Aber längst umgebaut und aufgerüstet. Statt des ursprünglichen VW-Käfermotors mit 44 PS hat er jetzt um die 100 PS unterm Sattel. Besonders stolz ist er auf die schwarze Lackierung in Flip-Flop-Technik, die je nach Lichteinfall in allen Regenbogenfarben schimmert. „Keine Maschine von der Stange; die gibt es nur ein einziges Mal“, betont er.
Mit seiner Frau Sissi auf dem Rücksitz ist er bereits am Mittwoch angereist. Er ist bereits im Ruhestand, seine Frau – die Jugendliebe, mit der er seit 41 Jahren verheiratet ist – hat Urlaub. Seit einer Woche sind sie unterwegs, als erstes Ziel steuerten sie das Wendland an, um eine Hochzeit zu feiern. Eine zünftige Triker-Hochzeit, bei der sie das Brautpaar in einem Konvoi zum Standesamt begleiteten. Im Anschluss an das Meerkatzen-Treffen in Gackau soll es weiter gehen zu einem Privat-Besuch beim „Seewolf“, einem Triker-Freund in Nordfriesland.
Das Du und lediglich der Vorname – oft ein Spitzname sind obligatorisch unter den Trikern: „Alles andere ist für uns egal: Welchen Beruf du hast, wieviel Geld und was für eine Maschine du fährst.“ Ruppi sitzt in großer Runde beim Nachmittags-Kaffee. Triker-Treffs sind Verabredungen mit langjährigen Freunden.
Seit 20 Jahren fährt Ruppi ein „Dreirad“. Von seinem Konfirmations-Geld kaufte er mit 15 Jahren eine Velo Solex, eine Mofa. Doch der Sprung auf ein großes Motorrad klappte nicht: Seine damalige Verlobte Sissi wollte nicht auf den Soziussitz. Die Liebe siegte, Familie und Beruf ließen den Wunsch in Vergessenheit geraten.
Als Ruppi dann einen Gutschein für eine Trike-Fahrt geschenkt bekam, fand das Paar Gefallen an dieser Art zu fahren. Beinahe 8000 Kilometer im Jahr reisen sie damit nun herum, sind von März bis Oktober bei vielen Triker-Treffen dabei. Bis England und Irland führten ihre Ausflüge. Ob er an der Sonntagsausfahrt nach Bremerhaven teilnehme, wollen wir tags zuvor von ihm wissen? „Kommt drauf an, was heute noch läuft“, meint Ruppi. Aus dem Mittagskonvoi mit insgesamt fast 100 Trikes wurde es für ihn dann nichts: Viele Gespräche, wenig Schlaf und ein paar Bierchen in der Nacht waren wichtiger gewesen.