Wittstedt. „Wi, wi sitt hier in dat sülvige Boot, ik kann nich flinker föhrn as du. Wi sitt hier in dat sülvige Boot, wi mööt beide ünner gahn“ – diese Zeilen singt die 16-jährige Julia Giampietro in ihrem plattdeutschen Song „Sülvige Boot“, mit dem sie es jetzt in das Finale des plattdeutschen Bandwettbewerbs „Plattsounds“ geschafft hat. Am kommenden Sonnabend, 9. November, fällt in Stade die Entscheidung unter den Teilnehmern, die sich für die Endrunde qualifiziert haben.
In dem Lied geht es darum, dass wir alle im selben Boot sitzen, keiner schneller als der andere fahren kann und – im Zweifelsfall – alle untergehen. „Der Text steht im Kontext mit dem Klimawandel“, erzählt die Wittstedterin über den Song aus ihrer eigenen Feder. Inspiration brachte letztlich der plattdeutsche Kinofilm „Boot un Dood“, den ihr Vater Sandro Giampietro gerade abgedreht hat.
Ein bisschen Plattdeutsch habe sie schon in der Grundschule gelernt, so die Gymnasiastin. „Ich finde, Platt lässt sich besser singen als Hochdeutsch und es ist natürlich etwas Besonderes“, ist sie sich der Eigenart ihres Liedes bewusst. Musik spielt für Julia Giampietro seit vielen Jahren eine große Rolle: „Ich habe schon als Baby auf dem Schoß meines Vaters gesessen, wenn er unterrichtet hat, und ihn auch auf Tour begleitet“, erzählt sie. Vater Sandro Giampietro ist nicht nur seit kurzem Filmproduzent, sondern ein musikalisches Allroundtalent: Er stammt aus einer musikalischen Familie, ist Sänger, Gitarrist, Komponist und Produzent.
Der musikalische Werdegang von Julia Giampietro begann früh: „Mit drei Jahren habe ich meine erste Gitarre bekommen und bei der Abschlussfeier im Kindergarten bereits vor Publikum gespielt“, sagt sie. Heute spielt sie neben Gitarre auch ein bisschen Klavier sowie Schlagzeug und kann einiges an musikalischer Erfahrung vorweisen. In ihre erste Band, die Schulband Power Rangers der Waldschule Hagen-Beverstedt, stieg sie in der fünften Klasse ein. Mittlerweile ist sie aber nicht mehr dabei. Seit drei Jahren ist die Elftklässlerin dafür Mitglied der Band der Musikschule Hagen-Beverstedt, die sich Speed Turtles nennt und von Vater Sandro Giampietro als Musikschullehrer gegründet wurde, auch um jungen Musikern auf dem Lande eine Plattform bieten zu können.
Julia Giampietro schreibt ihre Liedertexte schon lange selber. „Durch den plattdeutschen Film bin ich aber erst auf Plattdeutsch gekommen“, sagt sie. Text und Musik stammen von ihr. Aufgenommen hat sie den Song im hauseigenen Studio ihres Vaters und ihn dann bei dem Wettbewerb eingereicht. Das Lied kommt auch in dem Film vor, in dem die 16-Jährige zudem eine Rolle übernommen hat. In den Sommerferien war sie außerdem als Regieassistentin im Einsatz.
Die Wahl ins Finale von „Plattsounds“ sei für sie eine schöne Bestätigung: „Es ist das erste Mal, dass ich mit meinen Songs an die Öffentlichkeit gehe. Und es ist eine gute Chance, Erfahrung zu sammeln und mir einen Namen zu machen“, freut sich die Schülerin auf den Auftritt, ohne aufgeregt zu sein. Mit auf der Bühne wird ihre 14-jährige Schwester Gina stehen, die – wie auch der jüngere Bruder Romeo – ebenfalls sehr musikalisch ist, Schlagzeug spielen sowie die zweite Stimme und den Chorus übernehmen wird. „Wir präsentieren den Song mit Gitarre, Schlagzeug und Gesang. Als Team sind wir sehr eingespielt. Wir müssen uns nur angucken und wissen, was wir machen“, sagt Julia Giampietro über das Familienprojekt. Auch ein Video soll bei Gelegenheit noch gedreht werden. Gerne hätte sie zum Finalauftritt eine komplette Band mitgenommen, doch engagierte Musiker seien gerade auf dem Lande schwer zu finden.
In der plattdeutschen Musik sieht die junge Musikerin eine Zukunftsperspektive für sich: „Ich habe vor, noch mehr plattdeutsche Lieder zu schreiben und auch englische Versionen davon zu machen.“ Nach ihrem Abitur soll die Musik zum Beruf werden: „Ich möchte Popularmusik an der Hochschule in Hamburg studieren und hauptberuflich Musikerin werden.“ „Plattsounds“ ist ein Kooperationsprojekt von sieben Landschaften und Landschaftsverbänden aus Niedersachsen, die das Projekt im Rahmen der Initiative „Platt is cool“ umsetzen. Veranstalter ist in diesem Jahr der Landschaftsverband Stade.
Zwölf Bands aus ganz Niedersachsen kommen am Sonnabend, 9. November, im Jugendzentrum Alter Schlachthof zusammen. „Plattsounds ist ein plattdeutscher 'Grand Prix', der Zeitgeist und Heimatgefühl in moderner Musik vereint und mit dem der beste plattdeutsche Song des Jahres gesucht wird. Seit dem Jahr 2011 sind durch Plattsounds etwa 150 Songs junger Musikerinnen und Musiker auf Plattdeutsch entstanden“, heißt es von Veranstalterseite.
Weitere Informationen zum Wettbewerb gibt es im Internet unter www.plattsounds.de. Dort kann man den Song von Julia Giampietro hören und auch online über den Publikumspreis abstimmen.