Bramstedt. Sie benötigen nur noch ein paar Sonnenstrahlen, um in bunter Farbenpracht zu erblühen: 1500 Tulpenzwiebeln wurden an der Bramstedter Grundschule als Teil des Schulgartenprojekts gesetzt und die ersten Blütenblätter bahnen sich bereits den Weg ans Licht. Nun warten die Blumen darauf, geschnitten zu werden. Sie gehören zu der Aktion „Tulpen für Brot“, die ein Niederländer vor vielen Jahren ins Leben gerufen hat. Die Einnahmen aus dem Blumenverkauf gehen an das Projekt, das den Bau von Schulen in Afrika finanziert.
„Die Kinder haben 1300 Tulpen im Vorfeld an Eltern, Großeltern und Bekannte zum Stückpreis von 70 Cent verkauft“, erzählt Thorsten Sulies. Der Bramstedter ist hauptberuflich Gärtner und hat das Schulgartenprojekt ins Leben gerufen. Die Tulpen sind ein Teil davon, die Anregung zur Teilnahme an dieser Aktion kam von Schulleiterin Tanja Böttinger.
Gestartet wurde das Schulgartenprojekt Anfang vergangenen Jahres mit kleinen Beeten an der Turnhalle. Bereits zwei Jahre zuvor war ein Kirschbaum gepflanzt worden, doch durch den Bau des Vereinsheims vor der Turnhalle geriet die Aktion ins Stocken. Im vergangenen Jahr folgte der Umzug zum Schulgebäude, wo nun die Tulpen neben Salat, Grünkohl, Erdbeeren und Rhabarber gedeihen. Da der Platz an diesem Ort sehr begrenzt ist, hat Thorsten Sulies das Projekt in diesem Jahr in den heimischen Garten ausgeweitet.
Unterstützung durch Sachspender
Dort steht nun ein riesiger Folientunnel, der mit seinen Ausmaßen von acht mal 30 Metern viel Platz bietet. Gespendet wurde das halbrunde Gewächshaus dem Schulprojekt, in dem noch Strom für die Regulierung der eingebauten Lüftung und ein Wasseranschluss verlegt werden sollen, von der Gärtnerei Irmler aus Hoope. „Ich hatte das im Internet gesehen und mit der Firma gesprochen, die sich dann für diese Spende entschieden hat“, freut sich Thorsten Sulies. Mit dem Schulgartenprojekt möchte er den Kindern das Gärtnern näher bringen und den Nachwuchs für den Beruf begeistern.
Bearbeitet wird der Schulgarten vom dritten bis zum vierten Schuljahr jeweils für ein Gartenjahr. Fünf bis sechs Schulgartentage bietet Thorsten Sulies pro Gartenjahr an. Ende März startete für die aktuell dritte Klasse der Bramstedter Grundschule das Gartenprojekt. Mit großer Begeisterung stürmten die fast 20 Kinder den großen Folientunnel und brachten unter Anleitung die ersten Saaten aus. Die Auswahl an Gemüsesorten und Blumenarten war groß. Ein umfangreiches Paket mit Samentütchen bekam Sulies von einer Firma in Rheinland-Pfalz gespendet, die er online kontaktiert hatte. In den Beeten, Pflanzschalen und Töpfen fanden Samen von Tomaten, Zucchini, Gurken, Kürbis und auch Astern Platz.
Doch bevor es ans aktive Gärtnern ging, gab es Theorie: „Ich habe in der Schule mit den Kindern eine Stunde Unterricht gemacht und ihnen erzählt, was wir vorhaben“, berichtet der Bramstedter, der sich für diese Aktionen Urlaub nimmt oder Überstunden nutzt. In zwei begeisterten Gärtnerinnen aus dem Ort hat er Unterstützerinnen gefunden, sie helfen im Folientunnel mit. Auch Ehefrau Yvonne Sulies ist mit eingebunden. Die Schulgartentage allein reichen für die Pflege des Angepflanzten nicht aus: „Besonders um die Auberginen und Paprika muss man sich kümmern, die brauchen Pflege und Wärme“, erklärt Thorsten Sulies. Im Gewächshaus seien diese Sorten besonders gut aufgehoben: „Draußen ist es ihnen zu kalt und in unseren Gefilden normalerweise auch zu nass. Sie mögen keinen Regen auf den Kopf“, weiß der Fachmann.
Für die Kinder gab es vor der Arbeit Brötchen aus dem hauseigenen Holzbackofen. Auch die Verarbeitung, der später zu erntenden Produkte, macht Thorsten Sulies zum Thema: „Letztes Mal haben wir Spinatlasagne zubereitet“, erzählt der engagierte Gärtner.
Bei den Kindern löste der Tag im Grünen große Begeisterung aus: „Richtig toll“ oder auch „coole Aktion“ lauteten ihre Kommentare. „Ich habe heute Erbsen ausgesät“, erzählte der neunjährige Thore. Gartenarbeit kenne er schon von zu Hause, seine Großmutter habe einen ganz großen Garten.
Auch einer von Thores Mitschülerinnen war die Gartenarbeit nicht fremd. „Wir haben zu Hause Kohlrabi, Tomaten und auch Zucchini, die mag ich aber nicht“, erzählte die Grundschülerin. Sie bevorzuge Erdbeeren und Tomaten und helfe auch bei der Gartenarbeit. Für einen anderen Jungen war das eine neue Erfahrung: „Ich habe das noch nicht gemacht, aber es macht Spaß“, meinte der Achtjährige. Seine gleichaltrige Mitschülerin sah das genauso. „Ich habe heute alles mitgemacht und auch Erbsen ausgesät.“
„Wir wollen zu Hause auch ein Gewächshaus“, berichtete der neunjährige Romeo, der mit der Zuckerpflanze Stevia bei dem Projekt auch gleich etwas für ihn ganz Neues kennengelernt hatte. „Hier kann ich alles lernen, was ich sonst nie gemacht hätte“, lobte eine weitere Schülerin das Schulgartenprojekt, das auch die neunjährige Svea „cool“ fand.