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Tag des offenen Denkmals Historische Detektivarbeit: Geschichtswerkstatt Hagen stellt sich vor

Beim Tag des offenen Denkmals in Hagen wird Geschichte lebendig. Die Geschichtswerkstatt lädt ein, historische Dokumente zu entschlüsseln und spannende Geschichten dahinter zu entdecken.
05.09.2025, 12:00 Uhr
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Von Andrea Grotheer

Die Schrift ist schwer zu entziffern, auch der Inhalt des mit dem Beamer an die Wand projizierten Schriftstücks, bei dem es sich um ein Testament handelt, erschließt sich dem unkundigen Leser nicht sofort: In der Geschichtswerkstatt der Burg zu Hagen treffen sich Geschichtsinteressierte, um Dokumente dieser Art zu entschlüsseln und historischen Geschichten auf die Spur zu kommen.

Vor 14 Jahren hat die kürzlich verstorbene Jutta Siegmeyer, ehemalige Vorsitzende des Kultur- und Heimatvereins der Burg zu Hagen und Ortsheimatpflegerin der Ortschaft Hagen, die Geschichtswerkstatt gegründet. Ziel sollte auch das Transkribieren sein - das Übertragen historischer Schriftstücke von einer alten Schrift in unsere heutige Schrift. Neben dem allgemeinen Interesse an der Heimatgeschichte hat jedes der aktuell 13 Mitglieder seinen eigenen Themenbereich.

„Ich bin dazugestoßen, weil ich mich mit Ahnenforschung befasst habe“, sagt Hartmut Knobloch. Dem Lunestedter ist es gelungen, seine Familiengeschichte bis in das 17. Jahrhundert zurückzuverfolgen. „Ich habe Gerichtsakten im Archiv in Stade gefunden und in der Geschichtswerkstatt um Hilfe beim Transkribieren gebeten“, erzählt er. Seit etwa vier Jahren sei er dabei, beschäftige sich aber schon länger mit der Familienforschung. Ein privates Interesse für die geschichtlichen Ereignisse der Region hat Helga Zander, die von Beginn an dabei ist: „Man sieht die Menschen so vor sich, das ist das Reizvolle“, sagt die Wulsbüttelerin.

Monatliche Treffen

Karin Tausendfreund ist ebenfalls über die Ahnenforschung zu den Geschichtsinteressierten gestoßen: „Ich hatte alte Schriftstücke von meinem Großvater, die ich nicht entziffern konnte“, erzählt sie. Ähnlich ging es Jeanette Wolfermann, die den Hof ihrer Großeltern in Albstedt übernommen hat: „Ich hatte alte Hofverträge von 1870, die ich nicht lesen konnte“, erzählt sie über die wahrscheinlich mindestens 200 Jahre alte Geschichte ihres Hofes. Für Hans-Dieter Lüerssen aus Uthlede ist besonders die alte Schrift von Bedeutung: „Vieles kann man nur lesen, wenn man sich damit beschäftigt und auch Plattdeutsch kann“, ist er überzeugt. Zudem gebe es viele Begriffe heute gar nicht mehr im Sprachgebrauch. Alle Mitglieder vereint das große Interesse an der Geschichte der Region und damit an den Geschichten von Menschen. „Wir sind ein Team und möchten die Begeisterung weitergeben“ sagt Heino Hünken, gemeinsam mit Enno Winkler Ansprechpartner für die Geschichtswerkstatt. Die Gruppe trifft sich am letzten Montag im Monat um 19 Uhr in der Burg zu Hagen. Informationen über die Geschichtswerkstatt gibt es unter www.burg-zu-hagen.de (Verein/Geschichtswerkstatt).

Tag des offenen Denkmals in der Burg zu Hagen – Das Programm

Am Sonntag, 14. September, findet unter dem Motto „Wert-voll: unbezahlbar oder unersetzlich?“ der Tag des offenen Denkmals statt. Die Geschichtswerkstatt der Burg zu Hagen im Bremischen öffnet an diesem Tag von 13 bis 17 Uhr ihre Türen und stellt ihre Arbeit vor. Um 14 Uhr findet in der Kapelle im Obergeschoss ein fiktives Interview mit Anna von Broich statt. Die Bürgermeistertochter aus Köln heiratete im Jahre 1575 in der Burg zu Hagen Erzbischof Heinrich III. von Sachsen-Lauenburg. Es spielen Helga Zander und Harmut Knobloch von der Geschichtswerkstatt. Um 15 Uhr hält Herbert Peschel im Burgsaal einen Vortrag mit dem Titel „Deskribierung mit Hilfe der Read Coop SCE“. Dabei wird es eine Live-Verbindung mit dem Großrechner der Universität Innsbruck geben, um eine maschinelle Deskribierung vorzuführen. Die Burganlage stellt Hansdieter Kurth um 16 Uhr bei einer Führung vor. Karin Tausendfreund bietet an einem Mitmachstand „Schreiben mit der Feder“ an. Einblicke in die Internetsuche und Recherche bei der Familienforschung geben Arno Ruhlandt und Heino Hünken. Jeanette Wolfermann begrüßt die Gäste als Burgfräulein in passender Kleidung und Enno Winkler zeigt unter dem Titel „Troja ist überall“ seine Funde, die er als Sondengänger in der Region aufgespürt hat. Eigene „Schätze“ können zur Bestimmung mitgebracht werden.

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Das gesamte Team der Geschichtswerkstatt berichtet zudem über die Arbeit anhand von Beispielen aus dem Archiv. Hartmut Knobloch informiert über das Thema „Zwangsrekrutierung“ in alten Zeiten, Jonni Käsehage hat sich unter dem Titel „Tod auf der B 6“ mit der Geschichte um mysteriöse Unglücke an einer bestimmten Stelle der heutigen Landesstraße 135 in der Nähe der Kreuzung Hagen-Börsten befasst.

Um 20 Uhr wird zusätzlich im Burgsaal der Film „Menschen zwischen Elbe und Weser“ mit 15 kurzen filmischen Einzelportraits von Menschen aus dem Elbe-Weser-Dreieck gezeigt. Der Eintritt ist für beide Veranstaltungen frei.

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