War der FC Hagen/Uthlede jetzt eigentlich ein richtiger Oberligist oder nicht? Es ist die vielleicht entscheidende Frage, die es zu beantworten gilt, wenn man eine Bilanz ziehen will. Die Zeit in der Fünftklassigkeit geht für den Klub von der Blumenstraße vorerst zu Ende. Und wie es nach einem Abstieg üblich ist, wird nun viel diskutiert. Musste das sein? Hätte das nicht um jeden Preis verhindert werden müssen?
Dabei ist doch eins ganz klar: Corona hat vielen Salz in die Augen gestreut. Ja, der FC Hagen/Uthlede gehörte nun insgesamt vier Jahre der höchsten niedersächsischen Spielklasse an, davon wurde aber nur eine einzige Spielzeit – nämlich die Premierensaison der Grün-Schwarzen 2018/2019 – regulär begonnen und auch zu Ende gebracht. Wo man nun letztlich hingehört, haben sie beim FC vermutlich bis zum Ende selbst nicht so richtig gewusst. Natürlich steigt niemand gerne ab. Aber für die Hagener ist dieser Abstieg sogar wichtig. Denn er könnte dringend benötigte, selbstreinigende Kräfte hervorbringen.
Ein Verein wie der FC Hagen/Uthlede wird immer mal dazu in der Lage sein, in der Landesliga um den Titel mitzuspielen. Diesen Anspruch sollte der Klub auch selbst an sich haben. Dass die Oberliga grundsätzlich logistisch und organisatorisch machbar ist, hat der Verein seit dem Aufstieg 2018 eindrucksvoll bewiesen. Ein (sportlich) etablierter Oberliga-Klub wird der Verein in der jetzigen Struktur aber dennoch nie werden können. Dazu fehlt es schlichtweg am finanziellen Umfeld. Ist das schade? Vielleicht. Ist das schlimm? Auf gar keinen Fall!
Denn der FC ist eben kein Reißbrettklub, mit einem potenten Geldgeber im Hintergrund und vielen Söldnern auf dem Platz, die für den maximalen Erfolg zusammengekauft werden. Wer sich für diesen Klub und für diesen Weg entscheidet, muss auch mal einen Abstieg aushalten. Jetzt ist es so weit gekommen. Sich darüber aufzuregen und zu hadern, bedeutet nichts anderes, als die Realität zu verkennen – und würde den nun anstehenden Umbruch unnötig blockieren. Die „goldene Generation“ um Marlo Burdorf und Yannick Becker tritt endgültig ab.
Was viele gerne mal vergessen: Auch Burdorf, Becker und Co. benötigten einst einen langen Anlauf, stiegen einmal direkt wieder aus der Landesliga ab, um dann, nach dem direkten Wiederaufstieg, über Platz zehn, drei, zwei und drei erst im sechsten Landesliga-Jahr den Oberliga-Aufstieg zu schaffen.
Jener viel zitierte, besondere „Hagen-Spirit“ baute sich in all den Jahren unter Trainern wie Gunnar Schmidt und Carsten Werde erst allmählich auf, die Begeisterung im Umfeld ebenso. Dieses Kapitel ist nun beendet. Ein neues muss geschrieben werden. Und dazu bedarf es in erster Linie: Geduld. Und die Vernunft, den Verein nicht zu mehr zu machen als er ist. Es gehört viel Mut dazu, sich der sportlichen Entwicklung nicht zu verschließen. So hat es der langjährige Abteilungsvorstand Wilfried Roes vorgelebt. Der Tenor war stets: Alles, was sich die Mannschaft erarbeitet, wird möglich gemacht.
Jetzt bedarf es ebenso viel Mutes, diesen Abstieg als etwas Gutes einzuordnen. Als Chance, Dinge zu korrigieren, die natürlich in den vergangenen Jahren nicht immer ideal gelaufen sind. Die eigene Historie dient dabei übrigens als optimale Blaupause. Vor ziemlich genau drei Jahren, am 31. März 2019, stand der FC Hagen/Uthlede als Oberliga-Debütant nach einem 4:1-Sieg beim VfL Oythe auf Platz fünf der Tabelle. Sechs Spieltage vor Saisonende war der Klassenerhalt praktisch gesichert. Mit einer Mannschaft, die bis auf zwei oder drei Ausnahmen einen teils langjährigen Bezug zum Verein hatte. Das ist der Weg. Und dieser neue (alte) Weg lässt sich nun mal nicht in der Oberliga starten. In der Landesliga aber sehr wohl.