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Zwischenfall bei Driftsethe Tragende Färse mutmaßlich von Wölfen gerissen

Von einer Weide zwischen Autobahn und Driftsethe ist am Sonnabend ein tragendes Jungrind verschwunden. Der Besitzer fand den Kadaver des Tieres später am Abzugsgraben. Vieles deutet auf einen Wolfsriss hin.
05.11.2023, 16:06 Uhr
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Von Andreas Palme

Driftsethe. „Das müssen mehrere Wölfe gewesen sein“, sagt Landwirt Hendrik Böttjer, während er sich das gerissene Kalb bei Driftsethe ansieht. Bei der Kontrolle seiner Weidetiere am Sonnabendmorgen hatte Böttjer das Fehlen einer tragenden Queene (Hochdeutsch: Färse) festgestellt. Auf der Weide in der Feldmark zwischen Dorf und Autobahn standen nur noch drei schwarzbunte Jungkühe. Das vierte Rind lag im Abzugsgraben und wies deutliche Fraßspuren auf, die auf größere Raubtiere schließen lassen. Dazu war das Gras am Grabenrand breitflächig niedergetreten, was auf mehrere Tiere schließen lässt, die sich an dem toten Rind „bedient“ haben.

Das zweijährige Rind mit etwa 250 Kilogramm Gewicht war offenbar in den Wasserlauf gejagt und dann getötet worden. Am Hinterteil fehlen große Stücke Fleisch und die Hüftknochen sind blankgenagt. Erst als die Räuber an den Pansen gerieten, sei ihnen wohl der Hunger vergangen, vermutet Böttjer. Bei der Besichtigung des Tierkörpers zeigt sich der Driftsether Landwirt sehr betroffen. Zahlreiche Fliegen haben sich auf dem Kadaver versammelt.

"Muss noch mehr passieren?"

Der Anblick macht den Weidetierhalter zornig. Der Wolf sei in Niedersachsen nicht mehr vom Aussterben bedroht und müsse endlich in die Schranken gewiesen werden, sagt Böttjer. Er spricht von Schönfärberei im Umgang mit dem Wolf. „Müssen erst Menschen zu Schaden kommen, bis die Politik reagiert?“, fragt er. Bei der Meldung an die Polizei sei er an die für Wolfsübergriffe zuständige Landesjägerschaft verwiesen worden. Dort sind die Wolfsberater tätig, die bei vermuteten Wolfangriffen ermitteln. Durch DNA-Probeentnahmen wird dann versucht, die beteiligten Beutegreifer zu bestimmen und mögliche Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Die Schadensereignisse gehören zum laufenden Wolfsmonitoring des Landes.

Der beauftragte Rissgutachter nahm die Situation in Driftsethe vor Ort auf, nahm Proben für die genetische Untersuchung und erstellte ein Rissprotokoll. Die Kosten für die Begutachtung trägt das Land, genauer: das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz, das die Landesjägerschaft mit dem Wolfsmonitoring in Niedersachsen betraut hat. Es wird einige Tage dauern, bis die Untersuchungsergebnisse vorliegen.

Land beauftragt Wolfsberater

Derzeit arbeiten landesweit rund 100 ehrenamtliche Wolfsberaterinnen und -berater im Auftrag des Ministeriums. Wissenschaftliche Unterstützung leistet dabei das Institut für terrestrische und aquatische Wildtierforschung an der Tierärztliche Hochschule Hannover. Eine enge Abstimmung und Zusammenarbeit erfolgt auch mit dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).

Meldungen von Wolfspuren und Hinweise auf Wölfe sind an den Wolfsbeauftragten der Landesjägerschaft Niedersachsen, Raoul Reding, zu richten: Telefon 0511/5304318 und 01517/2310392 oder per E-Mail (rreding@ljn.de). Weitere Informationen sind im Internet unter www.wolfsmonitoring.com sowie unter www.umwelt.niedersachsen.de zu finden.

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