Wulsbüttel. Um ein Pferd zu einem erfolgreichen Springpferd auszubilden, braucht es Geduld: Am Anfang liegt nur eine Springstange auf dem Boden der Reithalle; daran kann sich das Tier zunächst orientieren. „Dann gehen wir ganz langsam höher“, sagt Claes Lendrop. Der gebürtige Schwede hat sich dem Springreiten sowie der Zucht und Ausbildung von Springpferden verschrieben und lebt mit seiner Familie auf dem Hof Woldar in Wulsbüttel.
„Springpferde dürfen erst ab einem Alter von vier Jahren an einem Turnier teilnehmen; dabei beträgt die Höhe der Hindernisse maximal einen Meter“, erklärt der 50-Jährige. Mit fünf Jahren sei man bei 1,25 Meter Höhe, mit sechs Jahren bei 1,35 Meter. „Mehr darf das Pferd in diesem Alter auch nicht“, sagt Claes Lendrop. Man müsse langsam beginnen, um das Tier nicht überzustrapazieren.
Mit dem Reiten beginne man, wenn das Pferd drei Jahre alt sei. Mit sieben Jahren sei ein Springpferd dann körperlich ausgereift, so der Pferdefachmann; dann könne es, „wenn es gut ist“, ein Hindernis von 1,40 Meter überspringen. Doch allein mit der Ausbildung sei es nicht getan: „Ein Pferd muss auch von Natur aus das Herz und den Mut haben, um das zu schaffen, und das haben nicht viele Pferde“, erklärt Lendrop die begrenzte Zahl an wirklich guten Springpferden. Großen Anteil an der Leistung habe die Herkunft des Pferdes: „Beim Kauf eines Fohlens muss man hauptsächlich nach der Abstammung gehen und sich entsprechend auskennen“, so Claes Lendrop. Doch auch das beste Erbgut sei keine Erfolgsgarantie: „Die Wahrscheinlichkeit, dass das Pferd ein erfolgreiches Springpferd werden kann, ist aber größer, wenn die Anlagen vorhanden sind.“
Reitsport statt Restaurant
Claes Lendrop lebt schon lange in Deutschland. Aus ursprünglich geplanten zwölf Monaten wurden inzwischen mehr als 25 Jahre. „Nach meiner Militärzeit in Schweden sollte ich nach dem Wunsch meines Vaters eine Hotel- und Restaurant-Schule in der Schweiz besuchen“, erinnert sich der Pferdekenner. Er stammt aus einer Gastronomiefamilie, sein Vater betrieb in seiner Heimat in Südschweden ein Hotel mit Restaurant, eine halbe Stunde vom dänischen Kopenhagen entfernt. „Ich kannte die Arbeitszeiten und wusste, wenn ich das mache, ist es mit meinem Hobby Reiten vorbei“, sagt er mit einem Schmunzeln. Dabei blickt Lendrop auf eine an der Wand hängende Zeichnung, die ihn im Alter von etwa 13 Jahren auf einem Pferd beim Sprung über ein Hindernis zeigt.
„Meine Mutter ist in ihrer Jugend geritten und meine Tante hat Landwirtschaft mit Pferdehaltung“, erläutert er die Ursprünge seiner Pferdeleidenschaft. Nach der Militärzeit in Schweden entschloss sich Lendrop, ein Jahr in Deutschland auf einem Pferdehof zu verbringen. „Entweder ich mache das richtig oder gar nicht“, sei damals seine Devise gewesen. Deutschland gelte als weltweit größtes Pferdeland, über Bekannte geriet er an einen Betrieb in Bremerhaven. „Ich hatte dort die Möglichkeit, viel zu lernen und zu reiten“, blickt Claes Lendrop zurück. Fast elf Jahre sei er dort geblieben, habe nebenbei auch immer wieder erfolgreich Turniere geritten und wurde mehrmals Bremer Meister.
„Dann hatte ich die Absicht, mich selbstständig zu machen“, erzählt er. Die Suche nach einem passenden Objekt habe ihn auch zurück nach Schweden geführt, doch letztlich fiel die Wahl auf den Hof in Wulsbüttel. „Es war nicht ganz so leicht, etwas zu finden.“Die Suche habe einige Zeit in Anspruch genommen. Seit 2006 lebt Claes Lendrop nun dort - mit Ehefrau Silja, die aus Bremerhaven stammt, und Sohn Bo. „Das war ursprünglich ein landwirtschaftlicher Betrieb, der aber schon zum Pferdehof umgebaut war, als ich ihn gekauft habe.“ Lendrop zeigt seinen Hof nicht ohne Stolz, ist froh, dieses Objekt gefunden zu haben.
Auf etwa drei Hektar sind eine Führanlage, der Einstellerstall, der Stuten- und Jungpferdestall und der Hauptstall mit Reithalle und kleinem Casino zum Verweilen verteilt. Sogar ein Pferdesolarium gibt es: zum Aufwärmen der Muskulatur vor dem Ausritt oder zu Trocknen danach. Zur Begleitung therapeutischer Maßnahmen kann das wärmende Licht ebenfalls eingesetzt werden.
Zudem gibt es auf dem Hof einen großzügigen Reitplatz in idyllischer Lage sowie Weiden, auf denen ein Teil der Pferde den Sommer verbringt. „Sechs Monate lang sind die Pferde in Herden auf der Weide. Wir haben aber nicht ausreichend Platz für alle Tiere und halten sie auch auswärts auf gepachteten Weiden“, erzählt der Hofbesitzer und ergänzt: „Wir haben hier die besten Weidemöglichkeiten in ganz Deutschland, der Boden ist nicht so sandig und das Gras besonders nahrhaft für junge Pferde.“
In der großen Reithalle mit isoliertem Dach bildet Claes Lendrop nicht nur Springpferde aus, sondern gibt auch Reitunterricht. Gut 20 Pferde leben aktuell auf dem Hof. Darunter Tiere fremder Halter, die die Einstellmöglichkeit auf Hof Woldar nutzen. „Wir versorgen die Tiere – für die Bewegung der Pferde sorgen die Besitzer selber.“ Seine Fohlen stammen aus eigener Zucht oder sind aus Auktionen zugekauft. „Dadurch, dass wir in diesem Gebiet leben, haben wir fast ausschließlich Pferde der Hannoveraner-Rasse“, erzählt Claes Lendrop.
Über die Auswahl der Nachzucht macht er sich viele Gedanken, aber romantisch geht es dabei nicht zu: „Samen werden tiefgefroren verschickt. Man kann mit Hengsten anpaaren, die sonstwo stehen, das spielt mittlerweile keine Rolle mehr“, erklärt er Claes Lendrop. Seinen Beruf liebt er auch nach 25 Jahren noch immer wie am ersten Tag: „Jedes Pferd ist anders und ich mag die Herausforderung.„ Persönlich sei er eigentlich eher ein Gewohnheitsmensch, aber Abwechslung in einem gewissen Rahmen sei ihm. Bei der Ausbildung von Pferden gehe es immer um das gleiche Ziel, aber der Weg sei nun mal von Pferd zu Pferd verschieden. “Jeder Tag ist interessant, man muss sich immer wieder Gedanken machen“, fasst er seine Leidenschaft zusammen.
Informationen über den Hof Woldar gibt es unter www.claeslendrop.com.