Hagen. Ein guter Familienzusammenhalt – das ist nach Meinung von Ilse und Wilhelm Eickhoff eines der Geheimrezepte für eine lange und glückliche Beziehung. Und die Eheleute müssen es wissen: Am 17. September feiern sie eiserne Hochzeit und sind folglich seit 65 Jahren verheiratet.
„Wenn die Familie läuft, ist das nicht das Schlechteste“, drückt Wilhelm Eickhoff es auf die ihm ganz eigene, zurückhaltend norddeutsche Art aus. Für alle Familienmitglieder sei es immer wichtig gewesen, regelmäßig zusammen zukommen, erinnert sich das Ehepaar an Familienbesuche und Feiertage. Besonders Weihnachten sei so ein Ereignis gewesen. Beide kennen von Haus aus das Leben in einer großen Familie: „Wir waren insgesamt sieben Geschwister“, erzählt Ilse Eickhoff, die aus Nesse stammt. Wilhelm Eickhoff ist in der Gemeinde Rastede im Ammerland geboren und mit drei Geschwistern aufgewachsen. Auch das Ehepaar hat vier Kinder, zwei Töchter und zwei Söhne. „Zur Familie gehören mittlerweile auch sieben Enkelkinder und eine vierjährige Urenkelin“, ergänzt Ilse Eickhoff.
Beim Steckrübenball kennengelernt
Die 86-Jährige zeigt viel Engagement fürs Ehrenamt. „Ich war 42 Jahre lang im Kirchenvorstand in Wulsbüttel und bin auch heute noch Mitglied im Hagener Seniorenbeirat“, erzählt sie. Viel zu tun gibt's auch immer in Haus und Garten in Hoope. Vor 25 Jahren ist das Ehepaar von der einen auf die andere Straßenseite gezogen. Früher wohnten sie bei der Ziegelei, die Wilhelm Eickhoffs Großvater 1934 gekauft hatte. 1954 übernahm Wilhelm Eickhoff als Ziegelmeister das Geschäft. „Die Ziegelei gab es seit 1866, ein Herr Pape vom Weißenberg hat sie gegründet. Die Ziegel wurden im Handbetrieb hergestellt, das ist wie Kuchen backen“, erzählt er und lächelt schelmisch. In eine leicht besandete Form sei die Masse gefüllt, mit Wasser glatt gestrichen und im Anschluss gebrannt worden. In Hochzeiten wurden von vier Arbeitern 450 000 bis 500 000 Ziegel im Jahr hergestellt. 1973 wurde die Ziegelei geschlossen und Wilhelm Eickhoff übernahm eine Stelle als Jobvermittler beim Arbeitsamt in Bremen-Vegesack. Mit Arbeitsvermittlung hatte auch Ilse Eickhoff zu tun: Sie war zuletzt als Personalsachbearbeiterin bei einer Zeitarbeitsfirma beschäftigt.
Kennengelernt hat sich das Paar in Loxstedt bei einem Schülerball. Die Landwirtschaftsschule Stotel feierte ihren sogenannten Steckrübenball. „Ich bin viel rumgefahren, ich hatte damals einen Käfer“, erzählt Wilhelm Eickhoff. Nach dem Ball habe er seine „frühere Verlobte“ nach Hause gebracht. Sie sei auf Anhieb gar nicht so begeistert von dem jungen Mann gewesen, gibt Ilse Eickhoff schmunzelnd zu: „Als er mich am nächsten Tag abholen wollte, habe ich zu meiner Oma, die mit im Haus wohnte, gesagt, dass ich nicht raus gehe, weil ich den sowieso nicht so gern leiden mag“, erzählt sie mit Seitenblick auf ihren Ehemann. Die Großmutter habe ihr dazu geraten, mit ihm zu fahren. „Sie hat gesagt, dass sie ihren Mann auch erst nicht leiden mochte und später so glücklich war“, ist Ilse Eickhoff heute froh, den Rat befolgt zu haben. Geheiratet wurde standesamtlich und kirchlich in Loxstedt. „Im Büro des Standesbeamten hat mein Mann seinen Hut vergessen. Der hing dort ein Jahr, wir wussten ja nicht, wo er war. Erst dann fiel jemandem auf, dass es seiner sein könnte“, gibt es auch hier eine Anekdote zu erzählen.
Nicht nur für die Dauer ihrer Beziehung haben die Eickhoffs ein Geheimrezept, Wilhelm Eickhoff hat auch eine Idee, wie er mit recht guter Gesundheit 89 Jahre alt werden konnte: „Ich war immer der Autofahrer, bin nie großartig an Alkohol trinken und Rauchen gekommen“, sagt er. Schon sein Vater habe ihm dazu geraten, nie damit anzufangen. „Man bleibt länger gesund. Aber wenn man immer noch ein Jahr älter wird, dann merkt man doch, dass man nicht mehr 18 ist“, muss auch er feststellen.
Sein Vorname Wilhelm ist übrigens auch ein Teil der Familientradition: „Mein Opa hieß so, mein Onkel, einer unserer Söhne trägt den Namen und ein Enkel auch“, so der Senior. Zu ihrem Ehrentag freut sich das Paar auf den corona-konformen Besuch von Familie und Freunden.