Hagen. Daggi (Sigrid Ahrens), Sigi (Karin Klein), Lisbeth (Silvia Mersmann) und Lotte (Petra Bölke) wollen abnehmen. Aber die Rohkost schmeckt nicht mehr, und der Gang zur Waage bringt eher Verdruss als Lust. Dennoch: Die vier möchten unbedingt Pfunde verlieren und „rank un slank“ werden – so wie Heidi (Marianne Strahmann). Heidi predigt Enthaltsamkeit von den kalorienreichen Versuchungen, sündigt aber selbst dann um so schlimmer. Die Krux kennen viele, am Wochenende konnte man wenigstens mal so richtig herzlich darüber lachen: beim Theater-Wochenende der Landfrauen Wulsbüttel.
"Was für ein Theater“ war das von der Landfrauen-Theatergruppe ausgegebene Motto im Gemeinschaftshaus „Alte Schule“ an der Lindenstraße. Ingesamt vier Kurzspiele hatte die achtköpfige Truppe vorbereitet. Außer „Rank un Slank“ wurden „Das Geschenk“, „Philomena“ und „Im Wartezimmer“ aufgeführt. Mit den Kurzspielen möchten sich die Wulsbütteler Laienspielerinnen thematisch von den üblichen Komödien abheben. „Wir haben die Stücke nach verschiedenen Buchvorlagen selbst geschrieben“ erklärte Sigrid Ahrens als Sprecherin der Gruppe, die dem Publikum flotte Unterhaltung in Hochdeutsch und Plattdeutsch geboten hat.
Waage statt Wagen
Dauerte das Eröffnungsstück noch etwa 20 Minuten, so war „Das Geschenk“ ein echtes Kurzspiel. Innerhalb von nur drei Minuten beklagte sich Hannelore (Edeltraud Werde) bei ihrer Nachbarin Frieda (Claudia Schmeißer) darüber, dass Männer nicht zuhören können und den Kauf von Geburtstagsgeschenken vergessen. Besonders engagiert erklärt Hannelore, warum sie statt des gewünschten blauen Kleinwagens eine Personenwaage in ihrer Lieblingsfarbe bekam – beide kommen in einer Sekunde von 0 auf 100. Um eine Enkelin, die bei der Großmutter wohnt, ging es in „Philomena“. Den Generationenkonflikt brachten Oma Stine (Karin Klein) und ihre Nachbarin Mimi (Petra Bölke) als Senioren gekonnt auf die Bühne. Während sich die Frauen an einer Jugendzeitschrift erfreuen und dabei dem Alkohol reichlich zusprechen machen sich Philomena (Jana Schnibbe) und ihre Freundinnen (Silvia Mersmann, Marianne Strahmann und Claudia Schmeißer) auf eine Tour durch die Nacht, an deren Ende eine Verständigung zwischen den Generationen steht. Als Improvisationstheater mit sieben Darstellerinnen kam schließlich das Kurzspiel „Im Wartezimmer“ daher. Wie manchmal im echten Leben traf man auf eine „Schwester Rabiata“ (Edeltraud Werde), die ihre Patienten im Kasernenhofton kommandierte. Launige Interpretation erfahren die Themen eines Wartezimmers, die kranken oder hilfsbedürftigen Patienten bekannt vorkommen könnten. Das Publikum ließ jedenfalls die Vermutung zu, selbst schon öfter „Im Wartezimmer“ gesessen zu haben.
Die Besucherzahlen waren gut, neben einer ausverkauften Premiere am Freitagabend besuchten zahlreiche Gäste die Fortsetzungen am Sonnabend und Sonntagnachmittag. Erstmals begleitete die Musikschule Loxstedt die Aufführungen mit musikalischen Beiträgen nach den Umbaupausen. Die jungen Musikanten boten gute Unterhaltung und erhielten viel Beifall für ihre Darbietungen.
Das Folk-Ensemble der Musikschule etwa begeisterte am Freitag mit seinem Auftritt, der am Ende nach einer Zugabe verlangte. Am Sonnabend bestritt Jo Ott mit seinen Blechbläsern das Rahmenprogramm. Ferner wirkten an der musikalischen Ausgestaltung des Wochenendes Vater und Sohn Ahrens mit, die Posaune und Trompete spielten. Die 15-jährige Laura Ziehe begeisterte mit ihrer Gesangsdarbietung aus unterschiedlichen Musicals.