Albstedt/Stotel. Generationen durch Theater verbinden – dieses Ziel verfolgt ein vom Landesverband Theaterpädagogik Niedersachsen (kurz: LAT) entwickeltes Projekt. Gleichzeitig sollen Pflegekräfte gestärkt werden. Gemeinsam mit Grundschülern stehen sie in Senioreneinrichtungen vor den Bewohnern auf der Bühne und stellen sich nach jeweils dreistündigen Workshops dem Playbacktheater, das auch die Zuschauer mit ins Spiel einbindet. Das Theaterwerk in Albstedt ist eines der sechs theaterpädagogischen Zentren in Niedersachsen, die an dem Projekt beteiligt sind.
Nach einer Premiere in Bremervörde folgte jetzt in der Pflegeeinrichtung „Mein Zuhause“ in Stotel der zweite Theaternachmittag dieser Art. Acht Kindern aus dem Stoteler Schülerhort „Kunterbunt“ im Alter von neun und zehn Jahren standen sieben Mitarbeiter des Pflegeheims zur Seite. Den Platz eines weiteren erwachsenen Spielers nahm einer der Bewohner ein. „Wenn Kindergruppen hier im Haus sind, beteilige ich mich immer“, so der 84-Jährige Hans Dieter Haufschildt, der nach der knapp einstündigen Aufführung bestätigte, viel Spaß an der Schauspielerei gehabt zu haben.
Nach Ideen aus dem Publikum, das sich ebenfalls begeistert und zum Teil sogar zu Tränen gerührt von der Vorstellung zeigte, wurden Szenen dargestellt, die an Fotos erinnern sollten. „Was fällt euch spontan zum Thema Zoo ein?“, war eine der Fragen an die Zuschauer, die mit einer Aufzählung von Tieren wie Elefant, Pinguin, Affe und Giraffe antworteten. Diese wurden dann, sehr zur Begeisterung der Bewohner, von den Kindern und den Betreuungskräften in Gruppen dargestellt.
Die Umsetzung des Projektes lag bei Alex Gesch und Ludmilla Euler, die auch durch den Nachmittag führten. Die beiden Theaterpädagoginnen gehören erst seit Kurzem zum Team des Albstedter Theaterwerks. Alex Gesch hat zum 1. September die Leitung des theaterpädagogischen Bereichs übernommen. Sie war unter anderem Leiterin des Jungen Theaters in Bremerhaven und kehrte jetzt nach einer Station in Leipzig nach Norddeutschland zurück, um die Stelle in Albstedt zu übernehmen. Die Theaterpädagogin und Erzieherin ist als Dramaturgin, Regisseurin, Dozentin und Tanzpädagogin mit Schwerpunkt Contemporary, Impro und Choreografie tätig. Zudem ist sie Kuratorin für Theaterfestivals und Produktionsleiterin für genreübergreifende Projekte im Tanz-Film-Theaterbereich.
„Theater in die Fläche bringen“
Ebenfalls neu im Team ist Ludmilla Euler, die seit der Spielzeit 2018/19 auch als Theaterpädagogin am Stadttheater Bremerhaven arbeitet. Nach ihrem Studium zur Diplom-Theaterpädagogin absolvierte sie eine Schauspielausbildung in Bremen und Hamburg. Euler spielte schon an Theaterhäusern wie der Schwankhalle Bremen, dem Theaterschiff Bremen, der Komödie Kassel, der Staatsoper Hannover, dem Theater List Hannover und der Studiobühne in Stuttgart sowie bei den Domfestspielen in Verden. Sie ist nicht nur als Theaterpädagogin, sondern auch als Choreografin und Regisseurin tätig.
„Das Projekt ,Generationen verbinden durch Theater – Pflegekräfte stärken' soll Theaterpädagogik in die Fläche bringen“, sagt Jan Olliges, Geschäftsführer des Theaterwerks über das vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur geförderte Konzept; es ist für die beteiligten Grundschulen beziehungsweise Horte und die Seniorenzentren kostenfrei. Von den sechs eingebundenen theaterpädagogischen Zentren sei das Albstedter Haus das ländlichste.
„Wir sind dafür prädestiniert“, unterstreicht Alex Gesch und meint, mit Blick auf die sehr dörfliche Lage des Bildungszentrums: „Wer, wenn nicht wir.“ Für alle Beteiligten des Projekts sei es ein wirklicher Sprung, sagt Ludmilla Euler. Man wolle Generationen zusammenbringen und für einen Austausch sorgen, so die Theaterpädagogin, die auch auf die ganz neue Erfahrung für die Schüler hinweist; von denen hätten die meisten sicherlich noch nie ein Seniorenheim betreten. „Da ist auch ein weiterer Austausch sehr wichtig“, betont sie. Die nächsten Aufführungen in Seniorenheimen sind in Midlum und Dorum im nördlichen Landkreis Cuxhaven geplant.
Interessierte Einrichtungen können sich an das Theaterwerk wenden. Zusätzliche Informationen gibt es unter www.theaterwerk.de.