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Datenkolumne Fake News: Die digitalen Gefahren der Corona-Krise

Unsere Datenschutz- und Digitalexperten erklären, woran man Fake News zum Coronavirus erkennt und was zum Home-Office zu wissen ist.
16.03.2020, 18:20 Uhr
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Von Sven Venzke-Caprarese und Dennis-Kenji Kipker

Das Thema Coronavirus ist zurzeit überall – und auch die neue Ausgabe der Datenkolumne will sich aufgrund der aktuellen Relevanz dem Virus widmen, jedoch unter digitalen Gesichtspunkten. So wächst mit der zunehmenden Ausbreitung der Krankheit auch das Interesse daran, sich über räumliche Ausdehnung, Prävention, Symptome und Behandlungsmethoden zu informieren, und das machen sich mehr und mehr auch Kriminelle zunutze. So wie in Italien teils funktionslose Gesichtsmasken und angebliche Desinfektionsmittel zu völlig überhöhten Preisen auf dem Schwarzmarkt angeboten wurden, bevor die Behörden eingriffen, stellen sich bei der Suche nach dem Virus im Netz ebenfalls digitale Stolperfallen, die wir für Sie zusammengefasst haben.

Ein wichtiger Punkt: „Fake News“, also Falschmeldungen, die über das Virus im Internet kursieren. Zum Nachteil aller finden sich im Internet nicht nur seriöse Informationen, sondern vielfach auch falsche Angaben. Das ist zwar grundsätzlich nichts Neues, birgt aber für den konkreten Fall besondere Brisanz: Verschwörungstheorien, die behaupten, dass das Virus im Labor gezüchtet wurde, oder nur eine mediale Kampagne sei, um vom sonstigen politischen Geschehen abzulenken, sind da noch die harmlosesten Varianten. So existieren auch gefälschte Nachrichtenartikel, die zwar nicht im Internet auffindbar sind, aber über geschlossene Nutzergruppen in sozialen Netzwerken oder Messengern wie Facebook und Whatsapp schnelle Verbreitung finden – dies wird auch als „Dark Social“ bezeichnet. Eine Meldung zum Beispiel behauptet dreist, dass in bestimmten Orten Deutschlands die Zahl der Infizierten auf über 10.000 geschätzt wird, oder eine allgemeine behördliche Mundschutzpflicht gilt. Schlimmer noch: es wird sogar dazu aufgefordert, das Haus nicht mehr zu verlassen und nicht zur Arbeit zu gehen. Die angeblichen Nachrichten reichen weiter von angeblich neu entdeckten (und tatsächlich aber gesundheitsschädlichen) „Gegenmitteln“ als Quacksalberei bis hin zur Quarantäne und Abriegelung ganzer Städte und Landkreise. Auch verschiedene Videos bei YouTube verbreiten umfangreiche Falschinformationen über den Sachstand. Den manchmal schmalen Grat zwischen Lüge und Wahrheit auszumachen, ist nicht immer einfach. Manche Informationen kann man schon anhand der hohen Zahl ihrer Tipp- und Rechtschreibfehler entlarven, bei anderen wiederum sollte man stets prüfen, ob sich vergleichbare Belege auch an anderer Stelle finden – oder im Zweifelsfall die Website der zuständigen Behörden prüfen oder dort direkt durchrufen.

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Neben den Fake News nutzen Cyber-Kriminelle die Corona-Krise auch verstärkt dazu, um in die Computer Hilfesuchender einzubrechen oder sich unbefugt Zugriff auf persönliche Daten zu verschaffen. Die klassische Phishing-Mail gehört ebenso dazu, wie die Installation von Malware. Massenmails kündigen den Betroffenen „Sicherheitsmaßnahmen“ und „Hilfestellungen“ an, und locken diese auf gefälschte Websites, wo Passwörter, Mailadressen oder Ähnliches offengelegt werden sollen.

Ein anderes, zurzeit hochaktuelles Thema ist die Nutzung des Home-Office. Hier stellt sich für viele die Frage, ob es möglich ist, einfach zu Hause zu bleiben und die notwendigen Arbeiten auch vom heimischen Schreibtisch aus zu erledigen, sofern es der Arbeitsplatz überhaupt zulässt. Ein generelles Recht des Arbeitnehmers, einfach zu Hause bleiben zu dürfen, gibt es aber nicht. Der Arbeitgeber hat jedoch eine vertragliche Schutzpflicht gegenüber dem Arbeitnehmer, bedeutet: Falls in der Firma Verdachtsfälle festgestellt wurden, sollte wenn möglich eine Vereinbarung mit den Mitarbeitern zur Nutzung des Home-Office geschlossen werden. Vorher müssen sich Arbeitgeber aber Gedanken machen, wie die Heimarbeit technisch sicher erfolgen kann.

Digitale Heimarbeit wird damit künftig noch wichtiger als bisher, und Arbeitgeber sollten sich bereits jetzt mit dem Thema beschäftigen, und wenn möglich, darauf vorbereiten.

Zur Person

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Die Experten

Vor dem Hintergrund von Datenklau und Datenschutz beleuchten sie im WESER-KURIER alle zwei Wochen Themen der digitalen Welt. Der Weyher Dennis-Kenji Kipker ist unter anderem als Vorstandsmitglied bei der Europäischen Akademie für Informationsfreiheit und Datenschutz tätig, der Stuhrer Volljurist Sven Venzke-Caprarese arbeitet als Prokurist und Justiziar bei dem Bremer Unternehmen Datenschutz Nord.

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