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Datenkolumne Möglichkeiten und Grenzen Künstlicher Intelligenz

Künstliche Intelligenz ist derzeit in aller Munde. Welche Möglichkeiten und Grenzen mit dieser Entwicklung verbunden sein können, zeigt die Datenkolumne auf.
13.02.2023, 13:18 Uhr
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Von Sven Venzke-Caprarese und Dennis-Kenji Kipker

Aktuell hört man nahezu tagtäglich von neuen und bahnbrechenden Entwicklungen in der Künstlichen Intelligenz (KI). Das gilt vor allem, seitdem Chat-GPT der Technologie den internationalen Durchbruch verschafft hat, indem ein zuvor eher schwer fassbares Thema für jedermann leicht nutzbar und damit greifbar wurde. Wo wir einerseits aber von der Vereinfachung von Arbeitsabläufen sprechen, bahnen sich andererseits auch zunehmend Sorgen ihren Weg: Was zunächst damit anfing, dass sich Studierende unbemerkt ihre Hausarbeiten durch die KI schreiben lassen, setzt sich nun über alle Branchen hinweg fort und mündet in der immer öfter ausgesprochenen Frage, ob der eigene Beruf eines Tages durch eine KI ersetzt werden könnte.

Verschiedene Nachrichtenseiten und Internetportale haben deshalb damit begonnen, eine Auflistung derjenigen Berufe zu erstellen, deren Arbeit in Zukunft durch KI nicht bloß erleichtert, sondern komplett ersetzt werden könnte – und das sind erschreckend viele. Genannt werden zuvorderst Berufe aus der Tech-Branche wie zum Beispiel Programmierer, Datenanalysten und Softwareingenieure. Das liegt daran, weil der Computer natürlich in der Lage ist, exakte Berechnungen vorzunehmen und Softwarecode schneller als der Mensch erstellen kann.

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Eng mit den Berufen aus der Tech-Branche verknüpft sind die analytischen Berufsfelder, wozu Buchhalter, Marktforschungsanalysten, Finanzberater und Finanzanalysten gehören. Gerade in diesen Berufen kann es wichtig sein, eine Vielzahl von Zahlen auszuwerten, um Entwicklungen auf den Märkten zu erkennen und Handlungsempfehlungen auszuarbeiten – und die automatisierte Auswertung großer Datenmengen ist ein nahezu optimales Betätigungsfeld für KI. Auch der Beruf des Börsenhändlers soll in Zukunft vielleicht der Vergangenheit angehören und durch automatisierte Modelle ersetzt werden. Gerade dieser Berufszweig musste schon spätestens seit den 1990er-Jahren erhebliche personelle Einbußen hinnehmen, als man begann, das vormals noch völlig analoge Handelsparkett zu computerisieren.

Aber auch die Medien- und Kreativbranche soll betroffen sein: Dazu gehören die Erstellung von Webcontent, aber auch das Marketing, Grafikdesign und der Journalismus. Dieses Potenzial wird bereits emsig genutzt: So hat das Tech-Nachrichtenportal CNET bereits Dutzende Artikel durch die KI vorschreiben lassen. Doch die KI kann nicht nur flüssige und verständliche Texte formulieren, sondern auch kreative Bilder erstellen und Gestaltungsvorschläge machen, was zum Beispiel die KI Midjourney mit der aktuellsten Version beweist.

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Wo der Einzug von KI vielleicht überrascht, sind die Berufssparten der Lehrer und der Juristen. So kann die Technologie beispielsweise zum automatisierten Unterrichten von Standardinhalten verwendet werden. Und auch bei den Juristen besteht die Sorge, dass es in Zukunft vielleicht der Computer sein wird, der automatisierte Schriftsätze für das Gericht erstellt.

Ein Berufsfeld hingegen, in das der Computer schon seit Jahren Einzug gehalten hat und wo die Computerisierung mittlerweile als völlig normal empfunden wird, sind der telefonische Kundendienst und der Betrieb von Online-Supportwebsites. Hier werden wir bei nahezu allen größeren Unternehmen zunächst mit einem Computer verbunden, der versucht, unser Anliegen automatisiert zu klären. Erst wenn dies fehlschlägt, werden wir an einen menschlichen Mitarbeiter weitergeleitet. Genauso ist es mit Chatbots, bei denen standardisierte Antworten auf die häufigsten Fragen vorprogrammiert sind.

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Was man somit im Hinblick auf den Einsatz von KI sicherlich feststellen kann, ist, dass wir in Zukunft damit rechnen können und müssen, dass sich viele hochqualifizierte Berufsfelder und „geistige Arbeiter“ ihre Jobs mit einem Computer teilen müssen. Wir werden dadurch einerseits effizienter und effektiver arbeiten können, dafür andererseits aber auch weniger personelle Ressourcen benötigen. Die entscheidende Frage wird aber dennoch sein, ob wir trotz aller Steigerung der Produktivität, die mit der Verwendung von KI einhergeht, auch besser werden. Und dem ist nicht zwangsläufig so. So musste zum Beispiel das bereits erwähnte Nachrichtenportal CNET die KI-verfassten Artikel durch Menschenhand nachbearbeiten lassen. Oder wie oft haben wir uns schon über den Computer in der Telefonwarteschleife geärgert? Und in der Übersetzungsbranche, in welcher der Einsatz von KI schon seit Jahren der Normalfall ist, ist es letztlich der Mensch, der dem Text den letzten Schliff gibt. Und das gilt genauso im Bankwesen, wo die letztendliche Entscheidung, ob jemand einen Kredit erhält oder nicht, kein Computer trifft. Und auch bei den Lehrern und in der Rechtsbranche kommt es ganz entscheidend auf die Empathie und das Einfühlungsvermögen an, die eine KI auf absehbare Zeit nicht glaubhaft entwickeln und aufbringen kann.

Was bleibt also? Die KI im Beruf wird in den nächsten Jahren mit Sicherheit zur Folge haben, dass viele Tätigkeiten und Arbeitsabläufe für menschliche Arbeitnehmer wegfallen und sich dadurch die Art, wie wir arbeiten, erheblich verändert. Nichtsdestotrotz wird immer der Bedarf für hochqualifizierte Fachkräfte bestehen bleiben, denn alles lässt sich wie gezeigt nicht ohne Weiteres automatisieren. Dies wiederum dürfte zur Folge haben, dass menschliche Arbeitskraft insbesondere dann herangezogen wird, wenn es der Computer allein nicht richten kann.

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