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Medaillen und Rekorde Ein tiefer Einblick in die Talentschmiede des Grafen Schwimmteams

Die talentierten Athleten des Grafen Schwimmteams Hoya-Bruchhausen haben in diesem Jahr für Furore gesorgt. Sie sahnten auf Meisterschaften nicht nur viele Medaillen ab, sondern stellten auch Rekorde auf.
15.12.2022, 14:57 Uhr
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Von Sven Hermann

Während der Trainingseinheit im Martfelder Hallenbad merkt man den Leistungsschwimmern des Grafen Schwimmteams Hoya-Bruchhausen sofort an, dass Wasser ihr geliebtes Element ist. Bereits beim Einschwimmen, das immer so um die 1000 Meter beträgt, pflügen die an diesem Tag 13 Aktiven mit irrem Tempo durchs Nass.

Die Gruppe, zu der insgesamt 16 Mitglieder zählen trainiert in den Wintermonaten unter den Fittichen von Trainerin Ute Sprecher viermal pro Woche. Zweimal trifft man sich dabei im Martfelder Bad, zweimal ist das Sulinger Hallenbad die Trainingsstätte. Die intensive Arbeit der Nachwuchsathleten zahlte sich in diesem Jahr einmal mehr aus, denn das Grafen Schwimmteam ließ bei diversen Wettkämpfen aufhorchen und untermauerte seine Ausnahmestellung in der Diepholzer Schwimmsportszene.

Insbesondere die beiden Schwimmerinnen Melina Falk und Finnja Zimmerling, aber auch die beiden männlichen Teamgefährten Frederic Freund und Jenrik Koriath brillierten durch gute Zeiten. Dabei ärgerten sie die Leistungsschwimmer aus den etablierten Talentschmieden und Stützpunkten des Landes Niedersachsens bei etlichen Wettkämpfen in 2022.

Ganz oben dabei ist die 17-jährige Melina Falk aus Osterholz-Gödestorf, die trotz eines verstauchten Fußes an der Einheit teilnahm. Die Verletzung zog sie sich eine Woche zuvor beim Fußballspielen während des Schulsports zu. Die Titelsammlung der Schülerin, die das Gymnasium in Bruchhausen-Vilsen besucht, ist auch in diesem Jahr wieder mehr als beachtlich. Bei den Landesmeisterschaften in Braunschweig im April war die talentierte Schwimmerin auf ihren Paradedisziplinen in ihrer Hauptlage Brust konkurrenzlos. Dazu zählen die Brustkurzstrecken über 50, 100 und 200 Meter, die sie allesamt gewann. Zudem feierte sie einen Sieg über 50 Meter Freistil.

Bei den Landesmeisterschaften auf der Kurzbahn in Hannover wiederholte sie kürzlich die Erfolge über 50, 100 und 200 Meter Brust, daneben kürte sie sich zur Landesmeisterin über die 200 Meter Schmetterling. Ein Podestplatz sprang auch Anfang Mai bei den Norddeutschen Meisterschaften in Hannover heraus. Dabei errang sie Bronze über 50 Meter Brust. Ein weiteres Highlight sei die Teilnahme an den Deutschen Jahrgangsmeisterschaften gewesen, die im gleichen Monat in Berlin über die Bühne gingen. Im 23-köpfigen Teilnehmerfeld sprang ein 13. Platz über die 50 Meter Brust heraus. „Ich war vor dem Start total aufgeregt. Es ist schon etwas anderes, wenn man aus einem kleinen Dorfverein kommt und wie in Berlin dann oftmals gute Kaderschwimmerinnen als Gegnerinnen hat. Ich war vor dem Wettkampf über die 50 Meter Brust auf Platz 16 der Bestenliste, habe bei diesen Deutschen Jahrgangsmeisterschaften also drei Plätze gutgemacht. Es ist schon etwas Cooles, zu den Jahrgangsbesten im Land zu gehören“, schilderte Falk.

Neben dem Schulstress, im Frühjahr 2024 steht das Abitur an, ist auch das sportliche Wochenprogramm der Ausnahmeathletin sehr stramm. Zu den vier Trainingseinheiten im Schwimmbecken gesellen sich drei bis vier Einheiten in einem Syker Fitnessstudio. Im Alter von vier Jahren begann Falk mit dem Schwimmsport. „Meinen ersten Wettkampf bestritt ich mit sechs Jahren. Die Leidenschaft für den Schwimmsport habe ich über die Jahre entwickelt. Im Wasser fühle ich mich einfach total wohl. Ich bin mehr die Individualsportlerin. Hier sieht man direkt den eigenen Erfolg und die Leistung des Einzelnen“, verriet Falk, die ein Studium im Bereich der angewandten Sportwissenschaften anstrebt. „Natürlich lebt auch irgendwie der Traum von Olympia. Ich schaue im TV gerne olympische Schwimmwettkämpfe oder Welt- und Europameisterschaften“ ergänzte Falk.

Als Vorbild nennt die 17-Jährige die deutsche Spitzenschwimmerin Anna Elendt, die in diesem Jahr in Budapest den Vizeweltmeistertitel über 100 Brust gewann. „Auch sie ist Brustschwimmerin und auf den Strecken über 50, 100 und 200 Metern zu Hause“, weiß Falk, die in diesem Jahr auch langjährige Kreisrekorde knacken konnte. In der Zeit von 01:14,75 Minute unterbot sie den seit 2004 existierenden Uralt-Rekord über 100 Meter Brust auf der Kurzbahn. Den seit 2014 bestehenden Rekord auf der Langbahn über 50 Meter Rücken knackte sie mit einer geschwommenen Zeit von 33 Sekunden. Für die neue Bestzeit über die 50 Meter Brust auf der Kurzbahn brauchte sie 34,47 Sekunden. Der vorherige Rekord bestand seit 2005.

Der Traum von einer Profikarriere ist für den 14-jährigen Fredric Freund, der in Bonn aufwuchs und im Alter von sechs Jahren mit dem Schwimmsport begann, noch ein ganz ferner. „Ich möchte im nächsten Jahr wieder die Deutschen Jahrgangsmeisterschaften erreichen, vielleicht auch irgendwann einmal an einer Europameisterschaft teilnehmen. Mein Traum wäre es, einmal den bekannten US-Starschwimmer Caeleb Dressel zu sehen, ihn vielleicht sogar zu treffen und einmal mit ihm zu schwimmen“, sagte Freund, für den der mehrfache Olympiasieger und Weltmeister, der zudem über die 100 Meter Lagen in der Zeit von 49,88 Sekunden einen Fabelweltrekord aufstellte und als erster Schwimmer unter 50 Sekunden blieb, ein Vorbild ist.

Seit zwei Jahren schwimmt Freund, der im Alter von sieben Jahren mit seinen Eltern nach Syke zog und auch in der Schwimmsparte der SG Syke-Barrien aktiv war, im Team der Grafen. Bei den diesjährigen Landesmeisterschaften räumte er ordentlich ab, heimste erste, zweite und dritte Plätze ein. „Da war alles dabei“, verriet Freund, der im Team der Grafen in den vergangenen Jahren auch körperlich einen enormen Schub gemacht hat. Genau wie seine Teamkollegin Falk trainiert Freund regelmäßig in einem Syker Fitnessstudio. „Durch das Krafttraining habe ich meinen Körper extrem entwickelt. Von der Kraft her bin ich gegenüber der Konkurrenz oft im Vorteil. Jetzt konzentriere ich mich darauf, an meiner Technik zu arbeiten“, berichtete Freund. Gold errang Freund in Braunschweig über seine Lieblingssprintstrecken über 50 Meter Freistil und 50 Meter Schmetterling. Jeweils eine Silbermedaille sprang über 100 Meter Freistil, 50 Meter Brust, 200 Meter Lagen und 100 Meter Schmetterling heraus.

Bei den Norddeutschen Titelkämpfen erreichte Freund mit der Bronzemedaille über 50 Meter Schmetterling ebenfalls einen Podestplatz. Die Deutschen Jahrgangsmeisterschaften liefen für Freund, dessen Hauptlage das Kraulschwimmen ist, nicht wie erhofft. „2021 bin ich auch schon dabei gewesen. Da war ich erfolgreicher und habe über die 50 Meter Kraul das Finale erreicht“, schilderte der Syker Gymnasiast. In den Osterferien des kommenden Jahres steht für Freund ein weiterer Höhepunkt seiner Laufbahn auf dem Programm. Dann reist er mit dem Stützpunkt Oldenburg zu einem zehntägigen Trainingslager ins spanische Malaga. 

Auf den 50 und 100 Meter Freistil-Kurzstrecken ist auch die 15-jährige Finnja Zimmerling beheimatet. Seit dem zehnten Lebensjahr ist Zimmerling Mitglied im Grafen Schwimmteam. „Ich habe früher in Syke auch Fußball gespielt. Das hat mir aber nicht so viel Spaß gemacht“, sagte die Nachwuchsathletin. Neben der Teilnahme bei den Landesmeisterschaften in Braunschweig mit guten Platzierungen waren für Zimmerling die Norddeutschen Meisterschaften in Hannover ein absoluter Höhepunkt. Zwei Top Ten-Plätze sprangen am Ende heraus. Dabei erreichte sie jeweils Rang zehn über die 50 und 100 Meter Freistil. „Die Deutschen Jahrgangsmeisterschaften in Berlin sind im nächsten Jahr auch mein Ziel. Generell einmal in Berlin zu schwimmen, wäre top. Das ist schon ein krasses Bad“, weiß Zimmerling, die den Bremer Olympiasieger und Weltmeister Florian Wellbrock als coolen Schwimmer bezeichnet und ihn um dessen große Erfolge beneidet. Zimmerling bringt noch eine weitere, interessante Komponente ins Spiel, zu der ihr Lieblingssport ihr verhalf. „Ich merke, dass das Schwimmen mein Selbstbewusstsein extrem stärkt“, ergänzte die junge Sykerin. 

Der Jüngste im Bunde des Quartetts der Ausnahmekönner ist der zwölfjährige Jenrik Koriath. Im Alter von sieben Jahren begann der in Barrien lebende Schüler, der das Gymnasium in Syke besucht, seine schwimmerischen Aktivitäten, tat dieses zuerst in den Reihen der SG Syke/Barrien, ehe er 2020 zum Grafen Schwimmteam stieß. „Ich bin seit fünf Jahren im Schwimmsport dabei“, betont der Youngster, der Anfang November bei den Landesmeisterschaften auf der Kurzbahn für Furore sorgte. So zog er über 50 und 100 Meter Rücken jeweils ins Finale ein, sicherte sich am Ende einen zweiten Rang (50 Rücken) und wurde Dritter über die 100 Meter Rücken.

„Rückenschwimmen mag ich am liebsten“, verriet Koriath, der sich anders als sein Vorbild Florian Wellbrock mehr auf den Kurzstrecken wohlfühlt. „Es geht einfach schneller“, schilderte Koriath, dessen Ziel ebenfalls die Deutschen Jahrgangsmeisterschaften in Berlin sind. „Ich war schon als Zuschauer in der Berliner Halle dabei und habe dort Frederic bei seinen Wettkämpfen zugeschaut“, sagte Koriath, der am letzten November-Wochenende mit dem Team des niedersächsischen Landesschwimmverbandes beim Zehn-Länder-Vergleich in Berlin an den Start gehen durfte. „Da werden die besten niedersächsischen Schwimmer mitgenommen. Ich war da der einzige Nichtkaderschwimmer im Team“, berichtete Koriath. „Jenrik hat nach den Sommerferien leistungsmäßig einen enormen Schub gemacht“, lobte Trainerin Sprecher.

„Die Kaderschwimmer haben natürlich mehr Möglichkeiten, sie trainieren zehnmal pro Woche“, sagte Sprecher, die viele Kinder vom Schwimmkurs bis nach oben hin begleitete. Sprecher, die in Hoya lebt und in Nienburg bei der Sparkasse arbeitet, ist beim Grafen Schwimmteam außerdem als Schwimmwartin tätig.

Daneben fungiert sie noch als Schwimmwartin im Kreisschwimmverband Diepholz-Nienburg, als Schwimmwartin im Bezirksschwimmverband Hannover und bekleidet einen kleinen Posten als Sachbearbeiterin im Fachausschuss Schwimmen beim Landesschwimmverband Niedersachsen. Wenn es die Zeit zulässt und sie nicht als Trainerin am Beckenrand steht, agiert sie auch noch als Kampfrichterin. „Man muss als junger Sportler schon wissen, was man will. Die Kids müssen dazu natürlich auch Talent mitbringen. Wir im Verein können hier den Grundstein legen. Der nächste Schritt wäre dann beispielsweise der ins Sportinternat nach Hannover. Die Aufnahmebedingungen dafür sind nicht so einfach. Man muss bestimmte Kaderzeiten absolviert haben, die Perspektive muss ebenfalls stimmen und vorhanden sein“, weiß Sprecher.

Die gute Arbeit im Verein zahlte sich in den vergangenen Jahren stets aus und ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Die jungen Schwimmerinnen und Schwimmer des Grafen Schwimmteams werden mit Sicherheit auch in Zukunft weiter für Furore sorgen und den etablierten Kaderschwimmern das Fürchten lehren.

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