Bassum. „Jugendlicher Überschwang“ lautete der Titel des Konzerts der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen am Freitagabend in der Bassumer Stiftskirche. Und acht junge Musiker machten diesem Titel mit ihrer Spielfreude und Leidenschaft alle Ehre. Bassums Kulturbeauftragte konnte mit ihnen ein Orchester verpflichten, das auf höchstem Niveau das Oktett für Streicher Es-Dur op.20 von Felix Mendelssohn Bartholdy darbot. Sarah Christian, Emma Yoon, Jeffrey Armstrong und Glenn Christensen (alle Violine), Christopher Rogers-Beadle, Maria del Mar Mendivil (beide Viola), Tristan Cornut und Raphael Zinner (beide Violoncello) zogen die Zuhörer von der ersten Minute an in den Bann.
Mendelssohn Bartholdy komponierte das Oktett 1825. Im Konzertprogramm war zu lesen, dass sich der Komponist inspirieren ließ von Goethes Versen aus der Walpurgisnacht: „Wolkenflug und Nebelflor erhellen sich von oben. Luft im Laub und Wind im Rohr; Und alles ist zerstoben.“ Der Klang des gesamten Satzes war faszinierend und genial, auch durch die Gruppierung der Streicherpaare im Spiel mit den Klangfarben und Registern. Ebenso souverän ist die Form gehandhabt. Höhepunkt des Satzes ist jedoch die Coda, in der das Hauptthema noch einmal gesteigert wird. Im zweiten Satz, Andante, werden ganz eigene Wege beschritten, eingeführt von den dunkleren Klängen der Bratschen und Celli und dann wieder von der ersten Geige angeführt. Am meisten begeisterte die Zuhörer der dritte Satz, das Scherzo, der „Prototyp des Mendelssohnschen Elfenscherzo“, erfahren die Zuhörer aus dem Programm. Zum Schluss dann mit dem Presto ein weiterer Höhepunkt der Komposition, die an die Musiker allein aufgrund des Tempos die höchsten Ansprüche stellte. Diese meisterten sie allerdings ebenfalls in Perfektion.
So wollte der Applaus kein Ende nehmen in der Stiftskirche. Die Zuschauer waren schlichtweg begeistert. „Ich freue mich schon auf den zweiten Teil“, meinte eine Besucherin und wurde nicht enttäuscht. Auch das Oktett von George Enescu C-Dur op. 7 begeisterte die Zuhörer. Im deutschen Konzertbetrieb unterrepräsentiert, sorgten die Musiker der Kammerphilharmonie dafür, dass der Komponist nicht so schnell wieder in Vergessenheit gerät. Und das nicht nur weil er der Geigenlehrer von Yehudi Nenuhin war, sondern weil sein Oktett ebenso wie das von Mendelssohn ein geniales Meisterwerk ist, das der Komponist mit gerade 19 Jahren schrieb.
Darin verarbeitete er eine Vielzahl von Themen, die die Zuhörer geradezu fesselten, "die Verwendung des Kontrapunktes und Verwebung verschiedener Melodien, des Kanons und der Fuge“, so beschrieben im Programm. Die Kunstfertigkeit der Komposition faszinierte die Zuhörer, dank der leidenschaftlichen und absolut perfekten Ausführung durch das Orchester. Am besten beschrieben durch den Schlusssatz des Programms: „Ein hinreißend melodienseliges Stück voller origineller Einfälle, schwelgerisch, melancholisch und elektrisierend virtuos." So empfand es wohl auch das Publikum, das sich bei den hervorragenden Musikern mit Applaus und stehenden Ovationen bedankte.