Herr Koch, Sie sind seit rund 100 Tagen neuer Geschäftsführer der Abfallwirtschaftsgesellschaft des Landkreises Diepholz in Bassum. Wie sind Sie an diesen Job gekommen?
Sebastian Koch: Nach dem Abitur war ich unsicher, was ich machen sollte. Mein Vater riet mir dann: Mach was mit Umweltschutz! Das ist über 25 Jahre her. Mein Studium der Umwelttechnik an der Hochschule in Bremen war dann sehr generalistisch, mit viel Naturwissenschaften dabei. Ich bin nicht so der Weltenbummler, deswegen habe ich danach zunächst vier Jahre in einem Bremer Beratungsunternehmen gearbeitet. Ich wollte aber in die Praxis, und so ging ich 2009 als Betriebsleiter der Abfallwirtschaft nach Delmenhorst, wo ich auch aufgewachsen bin.
Seit 2018 sind Sie aber schon bei der AWG in Bassum beschäftigt?
Ja, mein Vorgänger, Andreas Nieweler, hat mich von der ADG in Delmenhorst hierher gelotst. Man kennt sich ja in der Branche. Die ADG in Delmenhorst ist viel kleiner, dort gibt es keine Abfallbehandlung. Als ich daher zur AWG kam, hatte ich gleich das Gefühl, nun angekommen zu sein. Ich wohne ja auch bereits seit 2008 im Landkreis, genauer in Lahausen.
Wie ist Ihr Eindruck nach den ersten 100 Tagen im neuen Job?
Die Tätigkeit als Geschäftsführer ist noch mal eine andere Herausforderung. Ich kenne das Unternehmen und die Kolleginnen und Kollegen ja bereits seit mehreren Jahren. Daher war der Wechsel sowohl für mich als auch für das gesamte AWG-Team planbar und reibungslos. Das war ein großer Vorteil für alle Beteiligten. Aber auch ich muss mich in der neuen Position zunächst einmal finden. Die Themenfülle ist dann doch eine ganz andere als in meiner bisherigen Position. Zuvor war ich Abteilungsleiter, seit 2021 auch Prokurist. Jetzt sind Management und Führung als Geschäftsführer tatsächlich die Hauptaufgaben. Hier muss ich mich jetzt auch umstellen und noch mehr fachliche Aufgaben an mein Team delegieren. Sehr glücklich macht mich, dass ich mich bei der AWG auf ein wirklich großartiges Team verlassen kann. Die Kolleginnen und Kollegen sind sehr engagiert und fachlich sehr gut in den verschiedenen Themen. Hier mache ich mir für die kommenden Jahre gar keine Gedanken.
Wie viele Fach- und Arbeitskräfte hat die AWG? Können immer noch genug Auszubildende gewonnen werden?
Wir haben 185 Mitarbeitende und derzeit zehn Auszubildende. Wir bilden neben Umwelttechnologen auch Bürokaufleute aus, dazu Mechatroniker und Elektriker, demnächst auch einen IT-Systemelektroniker. Die Branche ist generell sehr männerlastig, wir haben aber auch erste Frauen in den klassischen Männerdomänen wie Kraftfahrer oder Kfz-Mechatroniker. Tatsächlich sind ebenfalls viele Quereinsteiger Teil des Teams. Natürlich müssen auch wir uns anstrengen, um die besten Köpfe für das Unternehmen gewinnen zu können und diese dann auch langfristig zu halten. Schon seit Jahren leben wir eine Führungskultur, die eine große Eigenverantwortung und Eigenständigkeit der Mitarbeitenden unterstützt.
Was tun Sie darüber hinaus?
Hier gibt es guten Kaffee und frisches Obst für die Mitarbeitenden (lacht). Wir renovieren auch gerade unser Haus, nach 30 Jahren ist das auch notwendig, um ehrlich zu sein. Wir möchten für ein Arbeitsumfeld sorgen, in dem die Menschen sich gerne aufhalten und arbeiten. Viele schätzen es auch, dass sie hier mit anderen Menschen in Kontakt kommen – auf dem Wertstoffhof ist schließlich immer etwas los.
Ist die AWG für Sie nur eine Zwischenstation?
Nein, sehr gerne möchte ich hier bei der AWG alt werden. Ich fühle mich persönlich nach wie vor wirklich angekommen und dem Landkreis verbunden. Für das Unternehmen selbst, die Bürgerinnen und Bürger und auch für die Gremien und die Belegschaft ist es zunächst einmal wichtig, dass über den personellen Wechsel hinaus für das Unternehmen eine große Kontinuität herrscht, da waren Andreas Nieweler und ich uns immer sehr einig. Meinen Vorgängern Horst Brümmer und Andreas Nieweler bin ich sehr dankbar, dass die beiden ein so erfolgreiches und gesundes Unternehmen aufgebaut haben. Es macht uns allen vom Team AWG wirklich viel Spaß, die Abfallentsorgung und die Kreislaufwirtschaft im Landkreis Diepholz und darüber hinaus so aktiv gestalten zu können, mit einem umfassenden Anlagenpark, vielen Kooperationen mit anderen Städten und Landkreisen und einem großen Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger. All das passiert nicht automatisch, sondern ist das Ergebnis von jahrzehntelanger sehr guter Arbeit und Kooperation. Gerade ummanteln wir den Deponiekörper. Wir haben erste elektrische Lkw im Einsatz und entwickeln uns aktiv in Richtung Unabhängigkeit von fossilen Energien. Als kommunales Unternehmen haben wir in dem Punkt auch eine Vorbildfunktion. Wir haben die Stromproduktion mittels Windkraft und Fotovoltaik ausgebaut und arbeiten aktuell an einem Energiekonzept für den Standort, um Angebot und Nachfrage noch besser zu harmonisieren.
Wie blicken Sie in die Zukunft?
Sehr positiv. Für die AWG bringt die Zukunft gleichfalls Herausforderungen. Die kommunale Abfallwirtschaft wird ja traditionell an bezahlbaren und auch stabilen Entgelten gemessen. Diesem Anspruch möchten wir auch zukünftig gerecht werden. Das wird in einem Umfeld, in dem die Anforderungen an das Unternehmen stetig steigen und auch die Kostenentwicklung eher nach oben zeigt, jedoch zunehmend herausfordernder. Als Kritis-Betrieb (kritische Infrastruktur, Anm. d. Red.) müssen wir beispielsweise unser Schutzniveau in Sachen IT-Sicherheit und Anlagenschutz gegen Cyber-Angriffe noch einmal deutlich aufrüsten, obwohl wir hier schon sehr gut aufgestellt sind.
Und was tun Sie so nach Feierabend?
Privat gerät mit Mitte 40 das Thema Gesundheit mehr in das Blickfeld. Hier habe ich ein schönes Fitnessstudio in Syke auf meinem Heimweg gefunden, in dem ich seit zwei Jahren regelmäßig Sport mache. Ich habe auch noch einige Träume, die ich mir gerne erfüllen würde, unter anderem eine Reise nach New York. Ganz besonders freue ich mich auf viele schöne Jahre mit meiner Familie und meiner Frau Sandra, die mich immer sehr stark unterstützt bei meinem beruflichen Weg.