Bassum/Landkreis Diepholz. Nein, James Garner hat noch nicht bei den Maverick Line-Dancers vorbeigeschaut. Der Hauptdarsteller des Films "Maverick" ist bereits im Jahre 2014 gestorben, aber auch lebendig wäre er nicht der Namensgeber der Bassumer Line-Dance-Truppe. Der heißt Samuel Maverick, war zwischen 1803 und 1870 Anwalt, Politiker, Landbaron und Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung von Texas. Vor allem aber wurden nach ihm Rinder ohne Brandzeichen Mavericks genannt. The Maverick Line-Dancers folgten diesem Beispiel. Nun gibt es sie bereits seit 25 Jahren.
Line-Dance ist laut Definition eine choreografierte Tanzform, bei der einzelne Tänzer unabhängig von der Geschlechtszugehörigkeit in Reihen und Linien vor- und nebeneinander tanzen, eine Art Reihentanz. Der kommt allerdings nicht, wie vielfach vermutet, aus Nordamerika. "Die Schotten und Iren haben den Line-Dance in die USA gebracht", klärt Steffen Gürlebeck auf. Er ist Vorsitzender des Bassumer Vereins und weiß auch, dass der Formationstanz aus den USA aus dem Clan-Dancing heraus entwickelt worden ist. Er selbst habe diese Art zu tanzen kennengelernt, als er vor 26 Jahren mit dem Motorrad über die grüne Insel kreuzte. Bis Stetson und Cowboystiefel dazukamen, ging ein Jahr ins Land.
In guten Jahren fanden sich 60 Line-Dancer auf dem Parkett von Sporthallen und Gasthäusern in Bassum, Twistringen, Sudwalde und Affinghausen wieder, "mittlerweile sind es 15", sagt Mandy Gilow, Gürlebecks Lebensgefährtin. Nur seien diese 15 "teilweise nicht mehr tanztauglich", weil das Alter sie in die Knie zwinge. Der Nachwuchs fehlt komplett. Und mit drei Akteuren kann man schwerlich auftreten. Nach dem coronabedingten Schrumpfprozess "müssen wir uns erst wieder aufstellen", erzählt Steffen Gürlebeck. "Wir haben wieder bei null angefangen." Mandy Gilow weiß von "vielen Gruppen in Deutschland, die dichtgemacht haben". Immerhin: Inzwischen trainieren wieder elf Tänzer im Jugendsporthaus in Affinghausen und im Hotel Zur Börse in Twistringen. "Corona hat uns richtig geschadet", ärgert sich Steffen Gürlebeck. Aber jetzt fangen sie wieder an.
Wobei auch beim Line-Dance aller Anfang schwer ist. Mandy Gilow erinnert sich an ihren ersten Tanz im Jahre 2017. Da ging zu Beginn fast gar nichts. So einfach die Schritte aussehen – wer einmal aus dem Rhythmus ist, findet nur schwer wieder hinein in die Abfolgen. "Ich kannte das gar nicht", so Gilow. "Aber als ich den ersten Tanz beherrschte, war das ein echtes Highlight." Steffen Gürlebeck weist in diesem Zusammenhang auf das gute Miteinander hin: "Wer neu ist, geht in die Mitte. Da nimmt Dir niemand etwas übel."
Nun soll also wieder geübt werden bei den Maverick Line-Dancers. Steffen Gürlebeck hofft, an alte Zeiten anknüpfen zu können. An das Oster-Country-Festival beispielsweise, das 2014 in Twistringen und von 2015 bis 2018 in Asendorf stattfand. Und die Country-Dance-Night, immer am zweiten Wochenende im Oktober. An Musikern dafür dürfte es nicht fehlen, "die brauche ich nur anzurufen", verrät Gürlebeck. Und auch um die Loyalität der Gastwirte macht er sich keine Sorgen. Nur: "Die meisten Leute wissen gar nicht, dass es uns noch gibt."
Das wollen die Maverick Line-Dancers nun ändern. Sie sind im Internet aktiv geworden, in den sozialen Medien. Und sie haben den halben Diepholzer Nordkreis mit Plakaten zugehängt. Steffen Gürlebeck will wieder "tanzen, Spaß haben, auftreten und Veranstaltungen organisieren". Klingt, als sei da genügend Energie vorhanden für einen Neustart. Und für Auftritte bei Rodeos, Stadtfesten, Oldtimer-Treffen, in Seniorenheimen und bei Hochzeiten. Man hört es förmlich schon: "Please Get In Line."