Bassum-Nordwohlde. Der Übergang war reibungslos und die ersten Wochen „waren positiv“, erzählt Harry Meyer. Der Unternehmer aus Bassum ist zufrieden, auch wenn das Coronavirus ihm und seinen Angestellten einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Denn im Dorfladen Vergissmeinnicht in Nordwohlde kann derzeit nicht gefrühstückt werden. „Das Wichtige ist, dass man weitermacht“, betont der Bäckermeister. Für ihn war es zum 1. Oktober der nächste Schritt, das Vergissmeinnicht von Angelika Schultze zu übernehmen.
Im März kam die Gründerin zum Inhaber der Natursauerbrotbäckerei und Konditorei in Bassum und bot ihm den Laden an, den sie vor vier Jahren aufgebaut hatte. „Sie hat das wirklich gut hinbekommen“, ist Meyer beeindruckt, der mit seiner Backstube vom ersten Tag an, das Geschäft in Nordwohlde beliefert. Denn vor Ort gibt es nicht nur Frühstück, sondern die Nordwohlder finden alles, was sie zum Leben brauchen. Seien es Geschenkartikel, Backwaren, Konserven, Getränke oder für den entspannten Couch-Abend auch mal eine Tiefkühlpizza. Dazu werden Frikadellen selbst gemacht, Salate ebenfalls – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Alles aufzuzählen würde wahrscheinlich fast den ganzen Text füllen. „Mir gefällt die Mischung“, gibt Meyer zu. Auf der einen Seite Dorfladen, auf der anderen ein Ort zum Verweilen (wenn gerade kein Lockdown ist).
Als Schultze im März Harry Meyer das Angebot gemacht hatte, „musste ich erst mal ein paar Nächste drüber schlafen“, erzählt er und schmunzelt. Denn „das ist schon eine Hausnummer“. Allein mit der Geschäftsübernahme ist es ja auch nicht getan. Schließlich arbeiten sechs Frauen im Vergissmeinnicht, sodass Meyer eine große Herausforderung übernimmt.
„Man muss den Leuten eine Perspektive bieten. Und der Dorfladen ist ein Schätzchen“, schwärmt der Unternehmer. Er weiß, dass es vor dem Vergissmeinnicht schon Geschäfte in dem Gebäude gegeben hat, aber der Dorfladen „ist eine Marktlücke“. Und Schultze hätte die Räume komplett umgekrempelt und alles neu aufgezogen. Die Liebe zum Detail wird jedenfalls beim Blick durch den Laden deutlich.
„Sie wollte sich umorientieren“, sagt Meyer zum Entschluss Schulzes, den Dorfladen abzugeben. In ihren mehr als vier Jahren (Eröffnung war am 26. Mai 2016) haben die Nordwohlder den Laden angenommen – und das von Anfang an. Schultze erinnerte sich vor Kurzem daran, dass alle auf den Beinen waren: „Ich hatte nur am Tag zuvor ein Schild vor den Laden gestellt und trotzdem kam gefühlt das ganze Dorf.“ Allerdings war bis dahin viel zu leisten, denn es habe zwar eine Ladeneinrichtung existiert, aber die sei nicht mehr zeitgemäß gewesen und habe vor allem nicht zu einem Café gepasst. Rund ein Jahr hat die Renovierung gedauert, ehe die ersten Gäste vorbeikommen konnten.
Gerade durch das neue Baugebiet, das Richtung Syke entsteht und wo die Häuser schon in die Höhe ragen, kommen neue Menschen in den Ort – und womöglich auch in den Dorfladen. „Es ist wichtig, dass man den Leuten vor Ort etwas bietet und sie hinterm Ofen hervorlockt“, findet Meyer. Und das soll mit dem Dorfladen nun auch weiterhin passieren. Denn, und das betont er ausdrücklich, „erst einmal bleibt alles so, wie es ist“. Sicher war die Umstellung für die Angestellten erst einmal ungewohnt und „der Start wegen Corona nicht ganz so schön“, aber Meyer hat den Glauben, „dass es nächstes Jahr wieder besser wird“.