Bruchhausen-Vilsen. Seit eineinhalb Jahren beschäftigen sich engagierte Einwohner aus Martfeld und umzu nicht nur allgemein mit dem Thema „Alternative Energien“, sondern konkret damit, wie die Energiewende in der Region durch Projekte wie Solaranlagen oder Nahwärmenetze mitgestaltet und mitbestimmt werden kann. Es geht dabei auch darum, die Wertschöpfung durch Einbindung von ansässigen Betrieben vor Ort zu halten. Um Ideen zu sammeln, Kräfte zu bündeln und die Möglichkeiten der ideellen und finanziellen Beteiligung an solchen Vorhaben auszuloten, haben sich Initiatoren nun als ersten Schritt die Gründung einer Bürgerenergiegenossenschaft vorgenommen. Dies hört sich leichter gesagt an, als getan. Ein Vorbereitungsteam hat in Absprache mit dem „Genossenschaftsverband – Verband der Regionen“ intensive Vorarbeit geleistet, bis es zur Gründungsversammlung am Donnerstag gekommen ist. Der Name: „DorfGemeinschaftEnergie“.
Die Mitinitiatoren Michael Krzikalla und Henning Jensen begrüßten zusammen mit Martin Flegler vom Genossenschaftsverband rund 90 Interessierte im Forum des Schulzentrums Bruchhausen-Vilsen. Eine Maxime bestimmte dann den Ablauf der Versammlung. Den Moderatoren war es ganz wichtig, alle Informationen rund um die Bürgerenergiegenossenschaft transparent vorzustellen, sodass keine Fragen mehr offenblieben. Dies schafften sie auch souverän. Da war Elan und gute Vorbereitung drin.
Zu Beginn stellte das Trio die Kernziele vor: Die Genossenschaft werde daran mitwirken, den Menschen vor Ort weiterhin ein lebenswertes Umfeld zu bieten. Nachhaltigkeit sei wichtig, aber nicht nur bei der Energieproduktion, sondern auch für den Kultur- und Naturraum. Und die Chancen auf eine wirtschaftliche Entwicklung werde man nutzen, wobei auch an Renditen für die Genossen zu denken sei.
An Ideen mangelt es den Initiatoren nicht. Neben der Errichtung von Photovoltaik-Dachanlagen habe man auch schon ambitionierte Projekte in Blick genommen. Michael Krzikalla nannte beispielsweise die Beteiligung an Freiflächen-PV-Anlagen. Konkret gebe es schon erste Gespräche über die Installation einer PV-Anlage auf dem Dach der Oberschule, verriet er.
Bei der weiteren Präsentation kam deutlich zum Ausdruck, dass die Genossenschaft Projekte mit finanziellem Augenmaß angehen wird. So werden anfänglich Projekte mit Eigenmitteln, also mit den Einlagen der Mitglieder, bewerkstelligt. Bei der Beteiligung an Großprojekten kommt dann auch Fremdkapital ins Spiel. Ab dem vierten Jahr nach Gründung kann man mit Ausschüttungen für die Mitglieder rechnen, erklärte Henning Jensen.
Im weiteren Verlauf der Versammlung gaben die Moderatoren einen Einblick in die Arbeit einer Genossenschaft, deren Organe und warum man sich gerade für eine solche Organisationsform entschieden hat. Dabei wurden neben der freiwilligen und offenen Mitgliedschaft und Verantwortung für die Gesellschaft die demokratische Mitbestimmung der Mitglieder und deren wirtschaftliche Partizipation besonders genannt. Bis zu diesem Zeitpunkt ergaben sich aus dem Auditorium keine Fragen, sodass Martin Flegler, dem die Versammlungsleitung zukam, erklären konnte: „Die Genossenschaft ist damit errichtet.“
Beim Thema „Genossenschaftssatzung“ wurde es dann doch etwas lebhafter im Saal, und die Moderatoren mussten einige Fragen beantworten. Zuerst aber erläuterte Michael Krzikalla Einzelheiten dazu. Das Vorbereitungsteam habe sich zwar an der Mustersatzung des Genossenschaftsverbandes orientiert, jedoch gegenüber dem Satzungsmuster mehr Rechte für die Generalversammlung eingeräumt. Dazu zähle auch, dass dieser die Entscheidung über große Investitionen vorbehalten bleibe, so Krzikalla. Die Satzung bestimmt auch, dass für eine Mitgliedschaft eine Mindesteinlage von fünf Anteilen erforderlich ist. Ein Gesellschafteranteil beträgt 100 Euro.
Die anschließende Fragerunde war intensiv und nahm etwas Zeit in Anspruch. Dennoch blieb keine Frage unbeantwortet. So wollte ein Zuhörer wissen, ob die Mitglieder des Aufsichtsrates und des Vorstandes eine Vergütung erhalten. Die Antwort: „Wenn überhaupt, muss das die Generalversammlung entscheiden. Also das Gremium der Mitglieder.“ Ein anderer regte an, in die Satzung als Zweck auch den Transport von Energie aufzunehmen. Der Vorschlag wurde sofort in den Entwurf eingearbeitet. Letztendlich überzeugten die Antworten, sodass die Satzung einstimmig von der Gründungsversammlung beschlossen wurde.
Die eigentliche Gründungsversammlung war damit beendet. Der Aufsichtsrat und der Vorstand mussten aber noch personell besetzt werden. Aus diesem Grund schlossen sich dann gleich die erste Generalversammlung und eine erste Aufsichtsratssitzung mit folgendem Ergebnis an. Dem Aufsichtsrat gehören an: Michael Krzikalla (Aufsichtsratsvorsitzender), Frauke Toppe (stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende), Thorsten Roth und Tobias Seidel. Für den Vorstand tätig sind ab sofort: Henning Jensen, Jens Kühsel, Wolfgang Peters und Christian Voigt. Und zu guter Letzt verkündete der neue Aufsichtsratsvorsitzende, dass bereits 78 Mitglieder dem Verein mit 825 Gesellschafteranteilen beigetreten sind. Weitere 20 potenzielle Mitglieder haben bereits Interesse bekundet. Ein Start nach Maß.