Stuhr-Moordeich. Die Idee ist in der Schulpause entstanden. "Meine Erdkundelehrerin hat darüber gesprochen", sagt Tobias Blankenagel. Das Gespräch, in dem es um die Eröffnung eines Corona-Testzentrums ging, ließ den 18-jährigen Abiturienten nicht mehr los – und kurze Zeit später setzte er die Idee in die Tat um. Seit Ende Dezember betreibt er eine Teststation auf dem Netto-Parkplatz in Moordeich und hat mittlerweile 20 Mitarbeiter. Getestet werden kann daher auch, während Tobias Blankenagel vormittags zur Schule geht oder für die bald anstehenden Abiturprüfungen lernt.
Etwa einen Monat nach Eröffnung des Testzentrums, dem Tobias Blankenagel den Namen Tempo-Test gegeben hat, sind die Mitarbeiter längst ein eingespieltes Team. Ruhig und dennoch zügig werden die Besucher getestet, die sich mit und ohne Termin in zwei Reihen am Zelt anstellen können, eine für den Drive-in mit dem Auto und eine für den Walk-in zu Fuß. Der Schnelltest im Auto ist allerdings nur mit Kundenkarte möglich. Die haben sich aber fast alle Kunden ausstellen lassen. "Wir haben viele Stammkunden, die täglich kommen", sagt Tobias Blankenagel, dem eine gute Software wichtig war. So arbeitet das Team auch viel mit QR-Codes, das beschleunigt die Abläufe.

Emrehan Aksit hat die QR-Codes ausgedruckt, mit denen die Kunden ihr Testergebnis abrufen können.
Der 18-jährige Betreiber hat vieles weiter professionalisiert seit dem Start des Testzentrums. Dabei sind seit dem Gespräch mit seiner Lehrerin gerade mal zwei Monate vergangen. Nachdem ihn die Idee nicht mehr losließ, habe er sich zuerst beim Gesundheitsamt erkundigt, was für den Betrieb eines Testzentrums nötig ist. Als Standort kam Tobias Blankenagel schnell der Netto-Parkplatz in den Sinn. "Hier gab es ja auch noch kein Testzentrum in der Nähe", sagt Blankenagel, der selbst in Moordeich lebt und damit auch etwas für den Ort tun wollte. Bei Netto traf er mit seinem Vorhaben ebenfalls auf offene Ohren.
Er absolvierte eine Schulung, um die Tests abnehmen zu dürfen, und gewann seine Schwester Melina für eine Mitarbeit. "Sie studiert Medizin und hat mir sehr geholfen", sagt Tobias Blankenagel. In den Semesterferien wird die 20-Jährige auch wieder im Testzentrum tätig sein. Viel Unterstützung habe er auch von seinen Eltern bekommen. "Das Zelt ist eigentlich unser Partyzelt", verrät er. Aber auch viele Tipps hätten ihm seine Eltern geben können, sein Vater sei auch selbstständig.

Während der Öffnungszeiten nutzen stetig Kunden die Möglichkeit, sich testen zu lassen.
Schon am ersten Tag Ende Dezember seien über 40 Menschen zum Testen gekommen, an Silvester sogar über 100. Von dem ersten Ansturm sei er ein wenig überrascht gewesen, zwischendurch wurden die Tests sogar so knapp, dass spontan welche in einer Apotheke nachgekauft werden mussten. "Danach wurde es erst einmal ruhiger. Jetzt läuft es aber", sagt Tobias Blankenagel. Dass mittlerweile fast stetig Betrieb im Zelt ist, habe natürlich auch mit den steigenden Infektionszahlen durch die Omikron-Welle zu tun.
Da die Weihnachtsferien längst vorbei sind und Tobias Blankenagel vormittags wieder zur Schule gehen muss, lief neben dem Betrieb direkt die Suche nach Mitarbeitern. Die hat der 18-Jährige vor allem im Freundes- und Bekanntenkreis gefunden. "Wir sind ein Freunde-Betrieb", sagt der Abiturient, der auch noch für die bald anstehenden Prüfungen lernt. Ansonsten ist er selbst gar nicht mehr so oft im Testzelt anzutreffen, sondern kümmert sich um die Dinge im Hintergrund – kalkulieren und neues Material bestellen zum Beispiel. Den Test-Nachschub bekommt er mittlerweile vom Großhändler, verrät er.

Mitarbeiter Yannick Evers entnimmt einem Kunden einen Nasenabstrich. Alle Mitarbeiter des Testzentrums haben dafür eine Schulung absolviert.
Jetzt will er das Testzentrum betreiben, solange es möglich ist. "Ich entscheide damit ja auch mit, wie die Pandemie weitergeht", sagt er und meint damit, dass es wichtig ist, dass die Menschen nahe Testmöglichkeiten haben und Infektionen so schnell erkannt werden. Mal seien pro Tag 0,5 Prozent der Tests positiv, mal drei Prozent, so seine bisherige Erfahrung. Letzteres wären bei 200 Tests am Tag sechs positive Fälle. Diese würden dann an die Praxis Sturm-Hesse/Stoll in Brinkum oder die Hausärzte Heiligenrode (Piet Lueßen) verwiesen, mit denen Tobias Blankenagel zusammenarbeitet.
Die Erfahrungen als Selbstständiger will der 18-Jährige für seinen weiteren Lebensweg nutzen. Schon vorher hatte er geplant, Wirtschaft zu studieren und wollte sich dafür eigentlich an einer Universität in der Schweiz bewerben. Jetzt habe er mit dem Testzentrum als Referenz aber eventuell sogar noch mehr Möglichkeiten. Auf jeden Fall möchte er sich aber noch bei seiner Erdkundelehrerin bedanken – ohne sie würde es das Testzentrum schließlich gar nicht geben.