- Was ist über die Wirkung der vierten Corona-Impfung bekannt?
- Wie bewerten Experten die ersten Daten zur vierten Corona-Impfung?
- Welche Rolle spielen neue Impfstoffe?
- Wie bereitet sich Bremen auf mögliche weitere Corona-Impfungen vor?
- Welchen Weg geht Niedersachsen?
- Und sind auch die Ärzte präpariert?
- Werden in Bremen Menschen bereits erneut geboostert?
Die Bundesregierung hat ihr Impfziel verfehlt. Bis Ende Januar sollten mindestens 80 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal gegen Corona geimpft sein. Am Montag (30. Januar) gab das Robert Koch-Institut (RKI) diese Quote mit 75,8 Prozent an. Das Impftempo in Deutschland lässt also weiter zu wünschen übrig. Derweil beschäftigen sich Experten damit, ob eine vierte Impfung gegen das Coronavirus sinnvoll sein könnte. Die Erkenntnisse zum zweiten Booster gelten aktuell als nicht gesichert, wenngleich erste Daten vorliegen. Wie wird die vierte Impfung im Moment eingeschätzt?
Was ist über die Wirkung der vierten Corona-Impfung bekannt?
Erste Daten und Ankündigungen zur Wirkung der Viertimpfung gebe es aus Israel, Dänemark, Ungarn und Chile, berichtete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". "Die Aussagekraft dieser Untersuchungen ist allerdings nicht gesichert, weil selbst die in Israel systematisch erhobenen Zahlen bei den über 60-Jährigen und vulnerablen Patienten bisher nicht begutachtet und nur auszugsweise veröffentlicht worden sind", heißt es im Artikel der FAZ. Als "wegweisend" gelte eine Untersuchung aus Israel, wonach die vierte Dosis in den ersten Wochen den Schutz gegen eine Infektion verdoppele. Der Schutz vor einem schweren Verlauf sei verdreifacht.
Wie bewerten Experten die ersten Daten zur vierten Corona-Impfung?
Von einer unterschiedlichen Wirkung des ersten und zweiten Boosters berichtet Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen. "Meinen Informationen zufolge gibt es zwar einen deutlichen Zuwachs der Antikörper bei vierfach Geimpften in Israel, aber der ist bei Weitem nicht so hoch wie nach der 'ersten' Boosterimpfung." Daher sei die Impfung in Israel auch nicht gleich der ganzen Bevölkerung angeboten worden, sondern Älteren und jetzt im zweiten Schritt Risikogruppen.
Welche Rolle spielen neue Impfstoffe?
Moderna hat seine erste klinische Studie zur Untersuchung eines speziell auf Omikron zugeschnittenen Impfstoffs begonnen. Zuletzt hatten auch Biontech und Pfizer die Erprobung ihres Impfstoffkandidaten gegen Omikron angekündigt. Epidemiologe Zeeb geht davon aus, dass in Deutschland eine vierte Impfung vermutlich überwiegend mit einer an Omikron angepassten Impfung erfolgen wird. "Bisher gibt es noch keine klare Evidenzlage dafür, dass wirklich alle bisher Geimpften auch eine vierte Impfung brauchen." Das werde sich erst über die Zeit klären. Der Experte weist zudem auf die weiter sehr große Ungleichheit der Impfstoffverteilung hin. Vierte Impfungen müssten "sehr wohl gegen erste und zweite Impfung in anderen schlecht versorgten Ländern abgewogen werden".
Wie bereitet sich Bremen auf mögliche weitere Corona-Impfungen vor?
In Absprache mit dem Bundesgesundheitsministerium und dem Robert Koch-Institut entschied sich das Bremer Gesundheitsressort vorerst gegen eine vierte Impfung in der Breite. Die Erkenntnisse zum Zweitbooster mit bisherigen Impfstoffen seien dünn, sagt Sprecher Lukas Fuhrmann, aber eine Auffrischung lohne sich vermutlich nicht. Zuvor habe man darüber nachgedacht, ob etwa in Pflegeheimen nachgeboostert werden müsse. Anders fällt die Einschätzung aus, wenn es um die angepassten Impfstoffe geht. Vieles sei hier noch vage. Grundsätzlich sei Bremen aber in der Lage, zeitnah große Impfaktionen dafür umzusetzen.
Welchen Weg geht Niedersachsen?
Oliver Grimm, Sprecher des niedersächsischen Gesundheitsministeriums, teilt die Einschätzung, dass derzeit viele Fragen noch offen sind: Für wen ist eine vierte Impfung richtig? Welcher Abstand zum ersten Booster ist anzusetzen? "Das kann nur auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse entschieden werden", sagt Grimm. "Man muss ganz genau begründen können, warum eine vierte Impfung sinnvoll ist." Niedersachsen sei grundsätzlich vorbereitet, kurzfristig das Impfangebot entsprechend aufzubauen, wenn eine weitere Kampagne notwendig sei. Im Bundesland gebe es 226 Impfstellen – sowohl stationär als auch mobil. Die Finanzierung dieser Infrastruktur, das gilt auch für die in Bremen, ist bis Ende des Jahres gesichert.
Und sind auch die Ärzte präpariert?
Die Kassenärztliche Vereinigung Bremen sieht die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte im Bundesland gewappnet. "Wir hoffen allerdings, dass auch der Staat vorbereitet ist", sagt Sprecher Christoph Fox. In den vergangenen Monaten sei es immer wieder zu Lieferengpässen beim Impfstoff gekommen. "Praxen haben deutlich mehr bestellt, als sie bekommen haben, was letztlich dazu führte, dass Patienten vertröstet und Termine verschoben werden mussten und alle unzufrieden waren", berichtet Fox.
Werden in Bremen Menschen bereits erneut geboostert?
Eine vierte Impfung in Pflegeheimen gibt es laut Fuhrmann nur in absoluten Ausnahmefälle, wenn die Bewohner zum Beispiel unter einem Immundefizit litten. Mitarbeiter der Gesundheit Nord werden ebenfalls nicht flächendeckend ein viertes Mal geimpft, weil es noch keine Empfehlung der Stiko gebe, begründet Sprecherin Karen Matiszick. "Lediglich in sehr wenigen Einzelfällen haben wir – beispielsweise bei medizinischem Personal mit geschwächtem Immunsystem und damit verbundenem starken persönlichen Wunsch nach einer weiteren Auffrischungsimpfung – Ausnahmen gemacht."