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Kritik an Personalsituation Stuhrer Kitas: Ausbildungsoffensive zeigt erste Wirkung

Wenn Personal in Kitas fehlt, leidet die Betreuungssituation. Diese Erfahrung dürfen auch Eltern in Stuhr immer wieder machen. Was die Gemeinde dagegen tut und welche Erfolge es bislang zu verzeichnen gibt.
07.09.2025, 15:50 Uhr
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Stuhrer Kitas: Ausbildungsoffensive zeigt erste Wirkung
Von Claudia Ihmels
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Gekürzte Betreuungszeiten, auch Früh- und Spätdienste stehen immer wieder auf der Kippe – Personalmangel in Kindertagesstätten bringt nicht nur das verbliebene Personal selbst an seine Grenzen, sondern verlangt auch den betroffenen Eltern einiges ab. Davon betroffen waren vor Kurzem vor allem Familien, deren Kinder die Kita Brinkum-Marsstraße besuchen, aber auch in anderen Stuhrer Einrichtungen gibt es immer wieder Engpässe. Doch die Gemeinde Stuhr steuert gegen, so zeigt etwa die Ausbildungskampagne der Kommune erste Erfolge.

Eine Mutter, deren Kind die Kita Marsstraße besucht, hatte ihrem Ärger schon Mitte August in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Jugend, Freizeit, Kultur und Soziales Luft gemacht. "Aufgrund von Personalmangel werden die Kinder bis maximal 14 Uhr betreut, vier Stellen sind unbesetzt, die Leiterin in Rente", hatte sie beklagt. Dazu stehe der Frühdienst auf wackeligen Beinen. Die stetige Kürzung der Betreuungszeiten habe schon dazu geführt, dass Eltern ihre Arbeitszeit verkürzen mussten. Der WESER-KURIER wollte es nun genau wissen und hat bei der Gemeinde Stuhr zum aktuellen Stand rund um die Personalsituation in den insgesamt 13 kommunalen Kitas nachgefragt.

Wie viele Stellen gibt es insgesamt in den kommunalen Stuhrer Kitas und wie viele davon sind derzeit unbesetzt?

Für den Betrieb der Kindertagesstätten mit Gruppenkräften, Leitungen, Vertretungen und Hauswirtschaftskräften sind im Kindergartenjahr 2025/26 laut der Stuhrer Gemeindesprecherin Jeannette Rische insgesamt 229,88 Vollzeitäquivalente, also Vollzeitkräfte, erforderlich. "Zurzeit sind noch sieben Stellen unbesetzt", so Rische.

Ist dies im Vergleich zu den Vorjahren ein höherer oder niedrigerer Wert? Und wie ist die Entwicklung?

Im Vorjahr waren nach Angaben der Sprecherin 225,43 Vollzeitstellen zu besetzen, das sind 4,45 weniger als im aktuellen Jahr. Die Besetzung gestalte sich "bekanntlich seit mehreren Jahren in ganz Deutschland schwierig". In Stuhr schwanke die Zahl zu Beginn eines Kiga-Jahres in der Regel zwischen drei und zehn Stellen. "Dieses Jahr liegt also im Mittel", sagt Jeannette Rische.

Gibt es Kitas, die mehr als andere von Personalengpässen und -ausfällen betroffen sind?

Mit aktuell drei unbesetzten Stellen ist die Kita Marsstraße in diesem Jahr am stärksten betroffen, räumt die Gemeindesprecherin ein. Im vergangenen Jahr seien die Kitas Varrel und Brinkum-Jahnstraße stärker betroffen gewesen.

Wie reagiert die Gemeinde bei Ausfällen?

"In jeder Kita stehen Vertretungskräfte zur Verfügung, die vorrangig bei Personalausfällen einspringen. Zudem übernehmen Mitarbeitende in der Regel zusätzliche Stunden, um die Vakanz zu überbrücken", teilt Jeannette Rische mit. Selbstverständlich würden die Stellen bei absehbar längerfristigen Ausfällen auch umgehend ausgeschrieben. Im Rahmen der Regelungen im Niedersächsischen Gesetz über Kindertagesstätten und Kindertagespflege würden auch die in allen Kitas vorhandenen Unterstützungskräfte ergänzend eingesetzt.

Gute Nachrichten dürften mittlerweile auch die Eltern der Kita Marsstraße erreicht haben. Die Situation dort habe man seit Kurzem dahin gehend verbessern können, dass den Eltern wieder eine Betreuung bis 15 Uhr wie geplant für alle angemeldeten Kinder an drei Tagen (montags bis mittwochs) angeboten werden könne. Dies werde dadurch ermöglicht, dass sich Kolleginnen und Kollegen der Kita "dankenswerterweise bereit erklärt haben, zusätzliche Stunden und Dienste zu übernehmen". Auch eine neue Leitung sei eingestellt worden und habe Anfang September ihren Dienst angetreten.

Wie oft kommt es vor, dass Betreuungszeiten aufgrund von Personalmangel gekürzt werden müssen?

"In der überwiegenden Zahl der Kitas beschränkt sich diese Situationen auf wenige Tage im Kita-Jahr", sagt Jeannette Rische.

Die Gemeinde Stuhr bietet jetzt eine nebenberufliche Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistenz beziehungsweise Erzieherin/ Erzieher an. Wie ist die Resonanz auf dieses Angebot?

Hier gibt es Erfreuliches zu vermelden. Die Ausbildungskampagne hat laut Rische eine gute Resonanz hervorgerufen. "Letztendlich konnte mit 13 Personen ein Arbeits-/ Ausbildungsvertrag abgeschlossen werden", teilt die Gemeindesprecherin mit.

Die Stuhrer Politik hat sich im vergangenen Jahr außerdem für ein umfangreiches Kita-Entwicklungskonzept ausgesprochen. Was ist davon bereits in der Umsetzung und hilft eventuell sogar schon bei der Verbesserung der Personalsituation?

"Vorrangig wurde die Ausbildungsoffensive umgesetzt und zugleich das Konzept zur Ausbildung und zum Einsatz von Tagespflegepersonen mit dem Landkreis Diepholz und der Volkshochschule abgestimmt", heißt es dazu aus dem Stuhrer Rathaus. Der Einsatz der 13 Personen in nebenberuflicher Ausbildung wirke sich positiv auf die Personalsituation aus, da diese zusätzlich in den Kitas eingesetzt sind. "Das Tagespflegekonzept wird hingegen erst im nächsten Jahr nach Beendigung des Volkshochschulkurses greifen", berichtet Jeannette Rische weiter. Zudem würden die Stellenausschreibungen intensiv über Social Media beworben, und die pädagogischen Fachkräfte würden noch stärker von nicht-pädagogischen Arbeiten durch Unterstützungskräfte entlastet. "Insgesamt sind bereits mehr als 50 Prozent der Maßnahmen umgesetzt", so die Sprecherin abschließend.

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