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Reitverein Seckenhausen Reiter ohne Obdach

Nachdem im vergangenen Jahr der Pachtvertrag des Reit- und Fahrvereins Seckenhausen gekündigt wurde, sucht der Vorstand nun nach einem neuen Domizil. Die Umstände sind jedoch nicht einfach.
22.08.2023, 12:26 Uhr
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Von Ina Ulbricht

Stuhr-Seckenhausen. Von der ehemaligen Reithalle des Reit- und Fahrvereins Seckenhausen steht nur noch das Gerippe. Von Pferden keine Spur mehr. Die Verpächter des Grundstückes – eine Erbengemeinschaft – haben den Pachtvertrag gekündigt. Der Verein steht vor einem großen Fragezeichen. Die Mitglieder wissen nicht, wie es weitergeht. "Wir sind seit 50 Jahren auf diesem Gelände", erzählt Kira Mahnken, erste Vorsitzende des Vereins, den es bereits seit 1946 gibt.

Die 15 Privatpferde, die auf dem Gelände in Seckenhausen untergebracht waren, sind zunächst in andere Pensionsställe umgezogen. Die Fohlen stehen auf der Sommerweide. Auf dem Grundstück soll nun ein Mischgebiet aus Gewerbe und Wohnhäusern entstehen, erzählt Mahnken. Genehmigt sei das aber noch nicht.

"Im letzten Jahr im Juni wurde uns überraschend der Pachtvertrag gekündigt", sagt Kassenwartin Sonja Keilhack-Brecht. Die Eigentümer gaben dem Verein eine Frist von einem Jahr, um das Gelände zu räumen. "Bis zum 30. September müssen wir hier runter", berichtet die Kassenwartin weiter. Der Pachtvertrag aus dem Jahr 1963 habe dem Verein erlaubt, eine Reithalle auf dem Gelände zu bauen. Aber: "Es war auch vertraglich vereinbart, dass wir die Halle selbst wieder abreißen müssen", sagt Keilhack-Brecht. Die hohen Entsorgungskosten von rund 60.000 Euro haben den Verein zunächst vor eine große Herausforderung gestellt. Zwischenzeitlich zeigten sich die Eigentümer jedoch einsichtig: "Wir hätten auch gehen können, ohne die Halle abzureißen." Mittlerweile hat sich ein Abnehmer gefunden, der die Halle in Eigenregie abbaut und mitnimmt. "Das können wir selbst nicht machen, das wäre zu aufwendig", sagt Schriftführerin Lena Nordbruch. "Schließlich sind wir alle berufstätig", gibt sie zu bedenken.

Bürokratische Hürden

Auch ein Neuanfang auf einem anderen Grundstück sei nicht einfach. Denn obwohl der Verein ein neues Gelände in Aussicht hat, müssen noch viele bürokratische Hürden überwunden werden, gibt Sonja Keilhack-Brecht zu bedenken. "Mit allen Anträgen und Bauvoranfragen würde es zwei Jahre dauern", sagt sie. "Vorher dürfen wir nicht einmal einen Reitplatz bauen." So lange können die Mitglieder aber nicht warten.

Zumindest eine Zwischenlösung ist gefunden. "Ein befreundeter Stallbesitzer aus Bürstel hat uns angeboten, uns im Winter aufzunehmen, damit wir dann auch reiten können", erzählt die Kassenwartin. "Wir hatten eigentlich immer den Vorteil, dass in unserer Halle wenig los war", ergänzt Lena Nordbruch. Auch Leute aus dem Umkreis seien mit ihren Pferden hergekommen, um die Halle zu nutzen. Auch Unterricht habe hier stattgefunden. "Unser Nachwuchs ist sehr erfolgreich im Springen", berichtet Keilhack-Brecht stolz.

Der Unterricht könne jetzt zum Glück in Bürstel fortgeführt werden. "Das ist aber keine Dauerlösung", räumt Nordbruch ein. "Unser Traumszenario wäre eine eigene Halle." Die ließe sich am besten mit Sponsoren verwirklichen, ergänzt Kira Mahnken. Auch Sportförderungen wären möglich. Dafür brauche es allerdings ein eigenes Grundstück. Schließlich kostet eine neue Reithalle zwischen 200.000 und 300.000 Euro. "Ideal wäre, wenn wir eine Firma finden, die uns hilft, kostengünstig eine Halle zu bauen", sagt der zweite Vorsitzende Stefan Behrendt. Und: "Die Gemeinde müsste uns helfen, dass es schnell geht." Schließlich zahlen die Mitglieder Beiträge, gibt Lena Nordbruch zu bedenken. "Ein Vereinswechsel ist schnell gemacht", befürchtet sie. "Hier sind Generationen aufgewachsen", sagt Keilhack-Brecht. Auch das Ferienprogramm des Vereins sei stets gut angenommen worden. Gemeinsam mit der Feuerwehr habe der Verein zudem regelmäßig das Erntefest ausgerichtet. "Zuletzt hatten wir steigende Mitgliederzahlen", erzählt Sportwartin Berit Rollhusen außerdem.

Angebot soll ausgeweitet werden

Sollte sich eine neue Heimat für den Verein finden, plant der Vorstand, das Angebot noch weiter auszuweiten. "Bevor wir erfahren haben, dass wir gehen müssen, waren wir schon konkret in der Planung", erzählt Keilhack-Brecht. "Je weiter unser Ziel mit der Halle entfernt ist, desto mehr Mitglieder werden gehen", befürchtet Rollhusen.

Eine Alternative zum Neubau sei eventuell ein Landwirt, der über entsprechende Gebäude verfüge und bereit wäre, den Verein aufzunehmen. "Dann könnte man eine bestehende Halle nach unseren Bedürfnissen umbauen", überlegt Lena Nordbruch.

Die plötzliche Kündigung sei ein großes Problem für den Verein gewesen. "Wir haben vorher noch einiges erneuert", sagt Rollhusen. Auch konnte sich der Vorstand noch nicht konkret um ein neues Domizil kümmern, weil in den vergangenen Monaten der Abriss der Halle im Fokus gestanden habe. "Wir wollen weitermachen, aber die Ungewissheit hemmt uns", so Rollhusen weiter. Obwohl man schon vieles geklärt habe, gehe es nicht wirklich voran. Nichtsdestotrotz bleibt der Vorstand optimistisch: "Der Zusammenhalt ist super und wir hoffen, dass uns die Mitglieder erhalten bleiben", sagt Lena Nordbruch.

Info

Wer den Reit- und Fahrverein Seckenhausen unterstützen möchte, findet weitere Informationen und Kontaktdaten im Internet unter www.reitverein-seckenhausen.de.

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