Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Metal-Queen zu Besuch Doro Pesch trägt sich ins Goldene Buch der Gemeinde Stuhr ein

Viele Persönlichkeiten aus der Politik haben sich im Goldenen Buch der Gemeinde Stuhr verewigt. Nun ist Rock-Adel dazu gekommen. Metal-Queen Doro Pesch hat bei einem Besuch im Rathaus eine Widmung hinterlassen.
02.11.2023, 15:06 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Doro Pesch trägt sich ins Goldene Buch der Gemeinde Stuhr ein
Von Alexandra Penth

Stuhr. Ministerpräsidenten, allerhand Minister und auch spätere Bundespräsidenten haben Widmungen im Goldenen Buch der Gemeinde Stuhr hinterlassen. Adliger Besuch war bislang noch nicht darunter – bis zu diesem Mittwoch jedenfalls. Die als Queen of Metal bekannte Doro Pesch besuchte das Stuhrer Rathaus, um sich im Goldenen Buch zu verewigen. Anschließend gab sie eine Autogrammstunde bei Media Markt in Groß Mackenstedt anlässlich ihres vor einer Woche erschienenen Albums "Conqueress – Forever Strong And Proud". Zuvor aber erfüllte die 59-Jährige zahlreiche Autogrammwünsche der Rathausmitarbeitenden. "Der Kreischfaktor war groß", berichtete Bürgermeister Stephan Korte von dem Moment, als innerhalb der Verwaltung bekannt gegeben worden war, dass Doro Pesch zu Besuch kommt. Er selbst war in seiner Jugend mit Peschs früherer Band Warlock in Berührung gekommen: "Das war die Musik, die wir zum Headbangen gehört haben." 

Für sie sei es eine besondere Ehre, sich im Goldenen Buch neben den vielen politischen Persönlichkeiten zu verewigen, sagte die Sängerin mit der langen, blonden Mähne, die eine Sonnenbrille mit blau gefärbten Gläsern, eine Nieten besetzte Lederjacke und schwarze Plateau-Stiefel trug: "Ich finde es gut, dass Stuhr die Rockmusik so unterstützt." Für sie ist es der dritte Eintrag in ein solches Buch: Erstmals in der Tschechischen Republik, dann in Hameln und nun in Stuhr. Die Gemeinde ist damit sogar Peschs Heimatstadt Düsseldorf zuvorgekommen.

Die Verbindung der Musikerin zu Stuhr besteht seit mehr als zehn Jahren. So lange wird sie bereits zu Autogrammstunden in die hiesige Media-Markt-Filiale eingeladen. Außerdem gibt es private Verbindungen in die Gemeinde, wie sie erzählte. "Im Juni habe ich meinen Geburtstag hier gefeiert. Der Menschenschlag ist liebevoll und begeisterungsfähig. Es war einer der schönsten Geburtstage, die ich bisher erlebt habe." 

Seit 40 Jahren auf der Bühne

Doro Pesch steht seit inzwischen 40 Jahren auf der Bühne. Gefeiert wurde das in diesem Jahr in Düsseldorf und beim Metal-Festival in Wacken. Ihre Begeisterung für Musik begann im Alter von drei Jahren als sie "Lucille" von Little Richard hörte. "Ich konnte gerade so den Plattenspieler bedienen", erinnert sie sich. Im Alter von 15 Jahren gründete sie 1980 mit Snakebite ihre erste Band, drei Jahre später dann die Band Warlock, mit der sie kurz darauf das erste Album veröffentlichte. "Am Anfang wussten wir nicht, dass das Metal ist, was wir gemacht haben. Wir haben das gemacht, was wir gefühlt haben", sagt sie. Für Doro Pesch bedeutet die Musikrichtung mit den harten Gitarrenklängen vor allem Freiheit. "Ich mag die Balladen genau wie die Heavy-Sachen." Ihr Herz schlägt klar für die Fans: "Egal, wo man hinkommt, man fühlt sich verbunden." Doro Pesch füllt Stadien und tourt auch durch die USA, England und Mexiko. Im Juni war sie dagegen beim Open Air im eher beschaulichen Bassum zu Gast: "Die kleinen Festivals sind manchmal noch gefühlvoller. Man kann den Leuten in die Augen gucken." Gerade wenn sie den Klassiker "Für immer" spielt, sieht sie so, wie sich manche Augen mit Tränen füllen. Jeden Auftritt versucht Doro Pesch dabei so zu bestreiten "als wäre es der erste oder letzte". 

Der besagte Song, den sie genau wie "All We Are" bei allen Konzerten spielt, wäre übrigens beinahe überhaupt nicht veröffentlicht worden. 1986 hatte die Musikerin die Gelegenheit, für ein paar Tage nach New York zu reisen. Aus einer anfänglichen Jamsession mit einem Produzenten entstanden immer mehr Songs. Nach Rücksprache mit ihrer damaligen Plattenfirma Phonogram in Hamburg nahm Doro Pesch gemeinsam mit Warlock "Triumph and Agony" im damals weltweit teuersten Studio Power Station auf. Das Album war schon fertig, als das deutsch-amerikanische Duo noch einen Song gemeinsam aufnehmen wollte. "Ich wollte den härtesten, schnellsten Song der Welt schreiben, dann ist eine Ballade herausgekommen", sagt Doro Pesch. Da es sich bei "Für immer" um einen deutschsprachigen Titel handelte, wollte die Plattenfirma ihn nicht auf dem englischsprachigen Album haben. Er sei "zu speziell". Doch Doro Pesch kämpfte dafür, ihn als letzten Song auf die B-Seite zu nehmen. Auf der nachfolgenden Tour stellte sich "Für immer" schnell als absoluter Publikumsliebling heraus. "Manchmal muss man für eine Sache kämpfen", sagt sie.

Sich immer treu geblieben

Kampfgeist hat Doro Pesch auch oft unter Beweis stellen müssen, als es um die Vermarktung ihrer Person ging. Besonders für den US-Markt sollten Ende der 1980er-Jahre Pop-Maßstäbe angelegt werden, was für Metal nun einmal nicht funktioniere. Doro Pesch sollte sich bestimmt kleiden, teilweise auch mehr Haut zeigen und schwarze Kleidungsstücke verbannen. "Ich bin kein Modeclown. Rock und Metal ist eher bodenständig", hatte sie ihren Stil immer verteidigt. Bis heute sind schwarze Kleidung und viel Leder ihr Markenzeichen geblieben – bei Letzterem ist die Tierschützerin auf künstliches Material umgestiegen.

Die Konflikte und Entwicklungen, die sich derzeit weltweit abspielen, betrachtet Doro Pesch mit Sorge. Viele Fans, aber auch befreundete Musiker leben sowohl in der Ukraine als auch Russland. Umso mehr seien Kunstschaffende aufgerufen, ein Zeichen für das Miteinander zu setzen: "Man muss in dieser Zeit mit seiner Musik alles geben." 

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)