Stuhr. Es ist kein Haus der Gesundheit nach dem Wunsch der Stuhrer Politik, aber ein großer Schritt in Richtung bessere ärztliche Versorgung im Ortskern Alt-Stuhr. Auf dem Grundstück der ehemaligen Spedition an der Blockener Straße wird vorne ein Haus mit Wohn- und Gewerbeflächen entstehen, in dessen Erdgeschoss auch eine Praxis für Allgemeinmedizin einziehen wird, ebenso voraussichtlich ein Café. Der hintere Teil des großen Grundstücks wird dem Wohnen vorbehalten sein. Dort sind zwölf Reihenhäuser geplant, die über eine Stichstraße erschlossen werden sollen. "Wir wollen hier Leben schaffen", sagt Eike Kastens, Geschäftsführer des Bauträgers, Firma Baucom Projektentwicklung aus Weyhe. "Wohnen, arbeiten, leben" seien die Stichworte.
Voraussichtlich zwei Jahre Bauzeit
Im Gegensatz dazu wirkt das zentral gelegene Grundstück im Moment noch ziemlich leblos. Lediglich die Vorarbeiten für das Entkernen und den Abriss laufen, nach Ostern soll es damit losgehen. Rund 6000 Quadratmeter ist der Bereich groß, der komplett umgestaltet wird. Es handelt sich dabei im Wesentlichen um das Gelände der ehemaligen Spedition. Eine Reihe Garagen und das Haus, in dem derzeit eine Fahrschule beheimatet ist, gehören zwar auch zum Grundstück, bleiben aber stehen. Eike Kastens rechnet mit etwa zwei Jahren Bauzeit, bis alles fertiggestellt ist. Architektin der neuen Gebäude ist seine Ehefrau Anke Niemann, die ebenfalls für Baucom tätig ist. Details will Kastens erst demnächst verraten, weil im Moment noch die Feinplanung laufe.
Nur so viel: Vorne, direkt an der Blockener Straße, wird ein Mehrparteienhaus gebaut. Dieses wird über etwa 1000 Quadratmeter Fläche verfügen und Wohn- und Gewerbeflächen Platz bieten. Eine dieser Gewerbeflächen möchte eine Praxis für Allgemeinmedizin kaufen, verrät der Stuhrer Immobilienmakler Helmut Otten, mit dem Baucom zusammenarbeitet. Eine solche Praxis gibt es im Ortskern Alt-Stuhr seit mehreren Jahren nicht mehr. Die Praxis der Hausärztinnen Yvonne Indorf und Anette Cheaib musste nach Brinkum umziehen, weil das Gebäude, in dem sich ihre Praxis befand, abgerissen und durch ein Mehrparteienhaus ersetzt wurde. Mittlerweile gehört auch die Ärztin Susanne Neumann zur Praxis. Nach ihrem Wegzug hatten die Medizinerinnen betont, dass sie gerne zurück nach Alt-Stuhr möchten. Ob sie nun diejenigen sind, die die neue Praxis an der Blockener Straße beziehen werden, dazu wollten sie keine Stellungnahme abgeben.
Apotheke kommt nicht infrage
"Eine weitere Gewerbefläche wird vermutlich ein Café werden", verrät Helmut Otten darüber hinaus. Zudem sei noch eine andere Gewerbefläche vorhanden. Für eine Apotheke käme diese aber nicht infrage. Die ehemalige Apotheke an der Ecke Blockener Straße/Moselallee ist ebenfalls seit mehreren Jahren Geschichte, es hatte sich kein Nachfolger gefunden, nachdem der Besitzer in den Ruhestand gegangen war. Helmut Otten ist aber vorsichtig optimistisch, dass man in absehbarer Zukunft auch in Alt-Stuhr wieder Rezepte einlösen kann. "Wir suchen ja weiterhin, haben eventuell auch etwas in Aussicht, das ist aber noch nicht spruchreif", so der Makler, der daher auch zum möglichen Standort und Betreiber noch nichts sagen möchte.
Der Wunsch, wieder mehr medizinische Versorgung in Alt-Stuhr anzubieten, beschäftigt seit dem Wegzug der Ärztinnen und der Schließung der Apotheke auch die Stuhrer Politik. Anfang 2019 hatte die Grünen-Fraktion dazu in einem Antrag ein Haus der Gesundheit gefordert. Dem stimmten in ähnlicher Form auch die anderen Fraktionen zu und erteilten der Gemeindeverwaltung den Auftrag, die Voraussetzungen zur Errichtung eines Gebäudes in Alt-Stuhr zu prüfen, um es Ärzten und anderen Dienstleistern rund um die Gesundheit zu überlassen.
Dass nun Bewegung in die Sache kommt, freut daher auch Bürgermeister Stephan Korte und Grünen-Fraktionschefin Kristine Helmerichs. "Es müssen wieder Ärzte nach Stuhr, das fehlt einfach", betont Helmerichs. Die Idee des Antrags sei gewesen, dass die Gemeinde etwas tut, wenn es sich nicht von alleine regelt. Es sei positiv, dass jetzt ein privater Investor aktiv werde. "Ich hatte Zweifel daran, dass es etwas wird", sagt sie. Bürgermeister Korte ist sich sicher, dass man nun auf einem guten Weg ist. "Herr Otten und ich sind in enger Abstimmung. Es ist auch unser Ziel, dort wieder ein vollständiges Angebot zu haben", sagt er. Der Bauantrag sei auch schon lange genehmigt, daher sei es gut, dass es tatsächlich losgehe.
Auch Helmut Otten beurteilt die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Stuhr positiv. "Die Gemeinde hat uns immer beigestanden", sagt er. Dass es sich dennoch länger hingezogen habe, hätte auch mit baurechtlichen Fragen zu tun. Investoren für die Gewerbeflächen seien vorhanden, die Flächen selbst könnten dann auch vermietet werden. Auch die Wohnungen sollen allesamt verkauft werden, ebenso die Reihenhäuser, die in drei Gebäudekomplexen mit jeweils vier Häusern entstehen sollen. Einziehen sollen dort in erster Linie Menschen aus dem Ort. "Das soll für die Stuhrer sein, das ist mir wichtig", betont der Makler.