Nach 67 Minuten war der Arbeitstag von Kasim Uslu am vergangenen Sonnabend beendet: Trainer Iman Bi-Ria nahm den Angreifer beim Heimspiel des Brinkumer SV in der Fußball-Bremen-Liga gegen den FC Union 60 vom Platz. Da hatte Uslu mit seinem Treffer zum 1:0 die Weichen für den späteren 3:0-Sieg bereits gestellt. Sein Tor war nicht nur der Führungstreffer, sondern auch das erste Stürmertor des BSV in dieser Saison – und überhaupt erst das zweite Tor des Teams. Dass der Bann damit gebrochen war, zeigte sich noch in derselben Partie: Stürmerkollege Ramon Issa erzielte die beiden weiteren Treffer.
Für Uslu war es ein besonderes Spiel, denn es war sein erstes nach seiner kurzfristigen Rückkehr. Der 27-Jährige war vor der Saison 2024/25 an den Brunnenweg gewechselt und hatte sich sofort als Stammspieler etabliert. Doch in der Vorbereitung der laufenden Spielzeit folgte überraschend der Wechsel zum Bezirksligisten FC Worpswede. "Ich dachte, dass ich etwas weniger Fußball spielen möchte", erklärt Uslu, der in Ritterhude wohnt und deshalb nach einer Möglichkeit in der Nähe suchte.
Während seines kurzen Intermezzos in Worpswede verfolgte er die Spiele seiner alten Mannschaft und sah, dass es nicht rund lief: Nach drei Partien stand der BSV ohne Sieg und mit nur einem Tor da. "Ich war mit einigen Spielern und mit Iman ständig in Kontakt", berichtet Uslu. "Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich wieder Lust auf den Leistungsfußball in Brinkum habe." Die Rückkehr war am Ende eine Herzensentscheidung – pünktlich zum Spiel gegen Union. "Worpswede hat das verstanden und akzeptiert, das war sehr fair", betont er. "In Brinkum sind mir die Spieler und das ganze Umfeld einfach ans Herz gewachsen."
Dabei hatte Brinkum im Sommer reichlich Offensiv-Qualität verpflichtet – unter anderem Maurice Kirsch, Ramon Issa und Mücahit Özkul. Doch an den ersten drei Spieltagen wollte keinem der Neuzugänge ein Tor gelingen. "Viele haben sich Druck gemacht", so Uslu. "Ich habe ihnen gesagt, dass wir lockerer werden müssen."
Vertrauen zurückzahlen
Nach seiner Rückkehr stand er gegen Union gleich wieder in der Startelf. "Dieses Vertrauen wollte ich Iman zurückzahlen", sagt Uslu. Bereits in der ersten Minute hatte er eine Chance, spürte aber in der ersten Halbzeit, dass die Sieglos-Serie noch in den Köpfen seiner Mitspieler steckte. Umso wichtiger war sein Treffer in der 59. Minute: Einen langen Ball von Verteidiger Leonit Berisha nahm er technisch stark herunter, ließ zwei Gegenspieler aussteigen und traf zur Führung.
"Das war für mich und die Mannschaft ein Befreiungsschlag", erklärt Uslu. "Das hat man beim Jubel gesehen: Wir haben uns alle gemeinsam, auch mit den verletzten Spielern, vor Iman versammelt. Es war ein Zeichen, dass wir eine große Familie sind." Issa legte zwei Tore nach und meldete die Brinkumer Offensive endgültig in der Saison an. "Im nächsten Spiel ist Maurice Kirsch dran", sagt Uslu optimistisch und freut sich schon auf das nächste Stürmertor.
Nach vier Spielen und fünf Punkten steht der BSV aktuell auf Platz zehn. Mit dem KSV Vatan Sport, Habenhauser FV und ATSV Sebaldsbrück warten nun drei Teams aus der unteren Tabellenhälfte. "Das war das Signal, dass wir jetzt loslegen", sagt Uslu. "Ich bin überzeugt, dass wir eine Siegesserie starten." Und dabei will er seinem Herzensverein, den er kurzzeitig verlassen hatte, weiter helfen.