Stuhr-Brinkum. Mit Laternen haben rund 100 Beschäftigte am frühen Freitagabend auf dem Parkplatz vor Ikea und Marktkauf in Brinkum-Nord auf die seit Mai andauernden Streiks im Handel aufmerksam gemacht. In der Hoffnung, den Arbeitgebern möge "ein Licht aufgehen", wie es hieß. Beteiligt waren hauptsächlich Mitarbeitende von Edeka-Centern, Marktkauf, Saturn, Ikea Brinkum und Bremerhaven, H&M-Filialen und Primark. Die Beschäftigten im bremischen und niedersächsischen Einzel- und Versandhandel sowie im Groß- und Außenhandel und genossenschaftlichen Großhandel befinden sich seit dem 1. Mai in einer Tarifauseinandersetzung für höhere Löhne und Gehälter sowie Ausbildungsvergütungen. Kommt es nicht zu einem schnellen und zufriedenstellenden Tarifabschluss, "stehen wir definitiv bis ins Weihnachtsgeschäft vor der Tür", sagt Verdi-Gewerkschaftssekretär Tobias Uelschen.
Die Auswirkungen seien schon jetzt immens: Seit Wochen leere Supermarktregale und täglich geschlossene Frischetheken, teilweise Schließungen, seit Monaten eingeschränkte Umtauschmöglichkeiten bei Ikea. Bei dem Brinkumer Möbelgeschäft hat es seit Mai rund 50 bis 60 Streiktage gegeben, schätzen die dortigen Streikführer Volker Wohnig und Hakime Rohde. Zwischen 60 und 70 Mitarbeitende legen seither pro Streiktag ihre Arbeit vorübergehend nieder. Die Reaktion der Kunden sei bislang "überwiegend positiv", sagt Hakime Rohde. Einige zeigten sich verärgert, der überwiegende Teil habe aber signalisiert: "Auch Sie haben mehr Geld verdient." Den Streikenden gehe es vor allem um Wertschätzung. "Wir haben während der Pandemie durchgearbeitet, waren immer da", betont Rohde. Man hoffe nun auf einen schnellen Tarifabschluss – denn die Beschäftigten wollen ihrer Arbeit wieder regulär nachgehen.
„Wir haben unsere Planungen in den betrieblichen Streikleitungen bis Heiligabend ausgebaut, notfalls ziehen wir auch bis zum Jahresende durch. Die Beschäftigten sind sauer und enttäuscht. Auf der einen Seite Milliardenumsätze im Handel und auf der anderen Seite Beschäftigte, die zum 20. des Monats nicht mehr wissen, wovon sie ihre Lebensmittel bezahlen sollen“, bekräftigt Uelschen.