Es gibt in der niederdeutschen Sprache einige Begriffe, die sich dem ungeübten Ohr nicht so leicht erschließen. So beispielsweise der „Sluderkraam“. Es leitet sich von der "Sluderee" her, übersetzt heißt das ungefähr "Getratsche". "Treppenhuus" ist dagegen leicht verständlich, daher wurde das entsprechende Theaterstück „Sluderkraam in’t Treppenhuus“ 1962 vom Ohnsorg-Theater als „Tratsch im Treppenhaus“ (Sluderee op de Trepp) erfolgreich auf die Bühne gebracht.
Geschrieben hat es der Flensburger Jens Exler (1914-1987), der darin viele eigene Erfahrungen als Direktor einer Wohnungsbaugesellschaft humorvoll verarbeitete. Und so amüsant wird denn auch die nächste Aufführung der Heimatbühne Stuhr. Die leidenschaftlichen Laiendarsteller proben seit Februar den „Schwank in veer Törns“. Im Juni war schon der Großteil des Bühnenbildes fertig, die Darsteller hatten den Text in weiten Teilen bereits intus. Kleinere Hänger konnte wie immer Regisseurin und Souffleuse Margrit Unger bereinigen.
Richtig fit war wieder einmal Stephanie Mittelstädt, die Meta Boldt spielt und dafür eine echte Nyltest-Kittelschürze von ihrer Oma trägt. „Sie braucht den Text nur einmal zu lesen und kann ihn“, sind sich manche ihrer Mitspieler sicher. Um die Boldt dreht sich dieses lustige „Spill“, das sich die Heimatbühne zu ihrem 75-jährigen Bestehen ausgesucht hat. Schließlich lautet ihr Motto: „Der Triumph des goldigen Humors seit 1950“.
Das Geschehen spielt sich auf einer Etage in einem Mietshaus ab, auf der sich die diversen Mieter, Untermieter, Vermieter und andere begegnen. Wobei schon bei den verschiedenen Requisiten der ganz eigene Humor der Stuhrer Truppe ersichtlich wird – eigenwillig und nicht einfach dem berühmten Hamburger Vorbild nachgemacht. Doch mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden.
Mehr zum Inhalt: Im Mietshaus des Schlachters Tramsen (gespielt von Hartmut Tapper) befinden sich auf einer oberen Etage zwei Wohnungen, die von Ewald Brummer (Björn True) und Hanne Knoop (Barbara Wendelken) bewohnt werden. Zu jeder Wohnung gehört außerdem eine vom Hausflur aus zu betretende Kammer, die Raum für eine Schlafgelegenheit bietet.
Durch einen nachbarlichen Streit zwischen Herrn Brummer und Frau Knoop um ebendiese beiden Kammern und den daraus folgenden wilden, hanebüchenen Spekulationen besagter Frau Boldt, entsteht einiges an „Sluderee“. Sowie an kuriosen Missverständnissen. Denn Hanne Knoop hat ihre separate Kammer an die junge Heike Seefeldt (Rieke Wendelken-Barniske), die es zu Hause bei ihrem Vater nicht mehr aushält, abgegeben. Auch den jungen Dieter Brummer (Kevin Ansorge) hält nichts mehr zu Hause, und so bezieht er – zum Missvergnügen seines Onkels Ewald – Quartier in dessen zur Wohnung gehörenden Kammer, Tür an Tür mit Heike.
Die Boldt meint es besonders gut mit ihren Mitbewohnern und lässt sich deshalb nichts entgehen. So bleibt ihr auch nicht lange verborgen, dass Frau Knoop ein Zimmer untervermietet hat, was laut Mietvertrag strengstens verboten ist. Da muss man doch schleunigst den Hauswirt benachrichtigen und den anderen Nachbarn, den Steuerinspektor a. D. Brummer, doch wirklich im wohlverdienten Ruhestand stören. Meta Boldt erreicht zwar zunächst, dass Hauswirt und Nachbar sich empören und Frau Knoop in ihre Schranken weisen wollen, doch die junge Untermieterin verdreht den älteren Herren gewaltig den Kopf und nimmt ihnen so allen Wind aus den Segeln. Ihr allerdings verdreht der junge Mann den Kopf, der auch gegen das strenge Verbot im leeren Zimmer bei seinem Onkel eingezogen ist. Auf ein urkomisches Spektakel-Ende kann man sich schon mal freuen.
Im Moment hoffen die Ensemblemitglieder, dass Rieke Wendelken-Barniske noch rechtzeitig von einem gesunden Baby entbunden wird und mitspielen kann. Bei den Proben war sie meist dabei. Die Premiere wird gegeben am Sonntag, 31. August, im Rathaus Stuhr, Blockener Straße 6, bei Kaffee und Kuchen, Einlass ist ab 14 Uhr. Weitere acht Aufführungen (auch in Lilienthal, Syke, Heiligenrode und Ganderkesee) sind von September bis Januar 2026 geplant. Der Kartenvorverkauf erfolgt bei der Mühle Unger in Varrel unter 0 42 21 / 3 02 68 oder bei Horst True unter 04 21 / 89 41 27.