Die Gemeinde Stuhr hat für ihre kommunale Wärmeplanung die Firmen IP Syscon und Energie.Klima.Plan (EKP) beauftragt. Jörg Krywkow von EKP stellte die Inhalte, die Ziele, das Vorgehen und den Zeitplan am Donnerstagabend dem Ausschuss für Klima- und Naturschutz, Naherholung und Tourismus vor.
Die kommunale Wärmeplanung soll den Weg zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung sicherstellen und ist in Niedersachsen per Klimaschutzgesetz Pflicht für größere Kommunen. Aktuell erhebe EKP Daten aus dem Zensus und über die Netzbetreiber und Schornsteinfeger, um Wärmebedarfs- und -verbrauchskarten zu erstellen. Die Daten werden nach der Datenschutzgrundverordnung behandelt, versicherte Krykow. Ermittelt und kartiert werden sollen die Energiebedarfe im Gemeindegebiet, um konkrete Vorhaben wie etwa den Wärmenetzausbau oder die Beratung von Bürgern für etwaige Sanierungen oder Investitionen vorantreiben zu können.
Keine Pflicht zur Sanierung
Teile des Ausschusses empfanden den Vortrag als sehr theoretisch. Erste Gemeinderätin Bettina Scharrelmann erklärte, dass es lediglich um eine Bestandsanalyse gehe. Die Gemeinde möchte die Wärmebilanz verbessern und die entsprechenden Potenziale identifizieren. Kein Bürger werde zur Sanierung seines Hauses gezwungen, nur weil die Heiztechnik in die Jahre gekommen sei.
Ausschussvorsitzender Bernhard Helmerichs (Die Grünen) befand, "dass eine Großbaustelle vor uns liegt" und sprach sich für ein interaktives Austauschportal für Bürger aus. Eine Anwohnerin fragte nach, ob die Kartierung auch Bestandsbauten einbeziehe und wie Bürger im Prozess der Wärmeplanung mitgenommen werden sollten. Krykow erklärte, dass EKP zunächst lediglich Empfehlungen herausgebe, wo Energie eingespart werden kann. Die Öffentlichkeitsarbeit erfolge als späterer Schritt. Frauke Koersen (CDU) wollte wissen, ob Bürger auch selbst bei EKP für Auskünfte anrufen könnten, woraufhin Krykow erneut darauf verwies, dass die Firma lediglich kartiere und mit der Umsetzung noch nichts zu tun habe. Koersens Fraktionskollege Ralph Ahrens sah im Entwurf "realisierbare Vorschläge", verwies jedoch in puncto Umsetzung auf den Fachkräftemangel in Handwerksbetrieben.
Jörg Böttcher (Nabu) hielt die Kartierung für ein "schönes Werkzeug" für die Wärmeplanung. Er bemängelte aber, dass der Netzausbau, sofern nötig, nicht in Gemeindehand, sondern beim Betreiber wie etwa der Avacon liege. Hierfür erhielt er Zuspruch von Uwe Schweers (CDU). Bettina Scharrelmann erklärte, dass Energieversorger gesetzlich zur Dekarbonisierung verpflichtet seien. Sie müssten folglich Netze im Sinne der Klimaneutralität ausbauen oder ihr Geschäft aufgeben. Böttcher gab sich damit nicht zufrieden und wies darauf hin, dass Versorger durch andere Großprojekte als klimaneutral gelten können, kleinere Vorhaben wie der Netzausbau in Stuhr dafür allerdings auf der Strecke bleiben könnten.