Stuhr-Heiligenrode. "Einfach spitze, dass du da bist", schallt es aus den Kehlen der jungen Mitglieder des Kinderchors Kids mit Pfiff. Mit seinen gesanglichen Einlagen begrüßte die Gruppe der Kirchengemeinde Heiligenrode am Freitag die zahlreichen Gäste in der Heiligenroder Kita. Dort wurde zum Jubiläum der Einrichtung ein großes Sommerfest gefeiert. Denn die Kita an der passenden Straße Am Kindergarten kann in diesem Jahr auf eine 50-jährige Geschichte zurückblicken. Sie ist damit eine der ältesten Einrichtungen ihrer Art in der Gemeinde Stuhr.
Und die Geschichte der Kita ist eine ganz besondere: Als am 26. Juli 1971 die Fahrenhorsterin Elisabeth Haddenbrock starb, vermachte sie den damaligen Gemeinden Heiligenrode, Groß Mackenstedt und Fahrenhorst insgesamt 150.000 Deutsche Mark. Mit dem Geld sollte ein Kindergarten gebaut werden. Haddenbrock machte es außerdem zur Bedingung, dass der Bau spätestens ein Jahr nach ihrem Tod begonnen haben muss. Nach einigen Diskussionen um den Standtort wurde das heutige Gelände in Heiligenrode ausgesucht.
Im Mai 1972 starteten dann der Bau des Kindergartens. Dieser wurde ein Jahr später fertiggestellt. Am 6. Juli 1973 ging die Kita dann offiziell in Betrieb. Besonders dabei war von Anfang an die Architektur des bunten Hauses. So wurden der Architekt und die Baufirma im Jahr 1977 mit dem Holzbaupreis Niedersachsen des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) geehrt.
Erste Integrationsgruppe 1987
Bis zum Jahr 1980 war der Kindergarten dann in Trägerschaft des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Danach übernahm die Gemeinde Stuhr die Einrichtung. Im Jahr 1987 wurde vor Ort die erste Integrationsgruppe, in der Kinder mit und ohne Beeinträchtigung betreut wurden, eingerichtet. Bis zum Jahr 1995 wurden in dem Kindergarten auch die Hortkinder betreut. Diese wechselten aber später in die Räume der Grundschule. Neben dem Umbau des Spielplatzes, der ebenfalls 1995 neu gestaltet wurde, und dem umfassenden Umbau der Gruppenräume 1997 folgte im Jahr 2009 die große Erweiterung mit einem Bau für Krippenkinder.

Rund um die Einrichtung gab es viele Aktionen.
Mit der Zeit habe sich die Kindertagesstätte massiv verändert, erzählt Irene Barowski, die von 2000 bis 2018 die Kita leitete. "Am Anfang sind viele Kinder noch mit dem Schulbus gekommen, weil viele Eltern kein Auto hatten", berichtet Barowski, die bereits seit 1984 in der Kita gearbeitet hatte. Stetig wurden die Betreuungszeiten von reinen Halbtagsgruppen auf eine Ganztagsbetreuung ausgeweitet. Deshalb musste auch für die Versorgung der Kinder mit Mittagessen gesorgt werden. Das ging auch mit der Aufstockung des Personals einher, erzählt Barowski.
Heute werden in der Kita 102 Kinder inklusive der Krippenkinder aus fast allen Teilen der Gemeinde betreut. Leiterin der Einrichtung ist seit Anfang 2020 Ulla Richter. "Ich habe im Januar angefangen und im März kam dann Corona", erzählt sie über ihren turbulenten Einstand. Für die kommenden Wochen und Monate standen für sie dann vor allem die immer neuen Hygienevorschriften im Fokus. Die Zeit der Einschränkungen durch Masken, Abstandsgebot und Tests beschreibt sie als "wahnsinnige Herausforderung" für alle Seiten. Durch die Lage der Kita mit drei Eingängen konnten die Gruppen während der Corona-Zeit aber gut getrennt werden, berichtet Richter. Umso mehr sei sie jetzt aber froh, dass die Einrichtung wieder so offen sein kann, um das Jubiläum mit dem Sommerfest zu feiern.
Die personelle Situation in der Einrichtung ist laut Angaben von Richter "aktuell gut, aber auch angespannt". So fielen über die vergangenen Sommerferien drei Vollzeitkräfte weg. Das konnte unter anderem mit der Hilfe von fachlich ausgebildeten Eltern aufgefangen werden, so Richter, die das Engagement der Kita-Eltern in höchsten Maße lobt. Derzeit arbeiten in der Heiligenroder Einrichtung insgesamt 26 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. "Wir kommen damit gut über die Runden und für das kommende Jahr sieht es auch gut aus", sagt die Einrichtungsleiterin und ergänzt: "Es ist ein gewachsenes Team. Alle sind aber auch sehr offen und nehmen auch neue Kollegen sehr gerne auf."
Eine Herausforderung seit dem vergangenen Jahr ist auch die Betreuung von Kindern aus der Ukraine, die das Land wegen des Krieges verlassen mussten. Aktuell werden drei ukrainische Kinder in der Kita betreut. "Sie fühlen sich wohl und man merkt, wie schnell sie an die Sprache kommen", sagt Ulla Richter.
Eine weitere Herausforderung deutete Sigrid Rother an. Die stellvertretende Stuhrer Bürgermeisterin hielt beim Sommerfest eine Rede. Darin ging sie auch auf den "deutschlandweiten Fachkräftemangel" und die schwierige Personalgewinnung gerade auch bei den Erzieherinnen ein. Das Problem müssten Eltern, die Politik, die Verwaltung und Fachleute gemeinsam angehen. Mit im Gepäck hatte Rother auch einen Geschenkkorb mit Spielsachen für die Kita.

Stuhrs stellvertretende Bürgermeisterin Sigrid Rother (Zweite von rechts) übergab Ulla Richter (Dritte von links) und ihrem Team ein Präsent im Namen der Gemeinde.
Gemeinsam wurde am Freitagnachmittag dann ordentlich gefeiert. Für die Kinder gab es verschiedenen Angebote. Unter anderen war die Feuerwehr zu Gast, die Kinder konnten Dosenwerfen, Seifenblasen pusten oder nach Edelsteinen graben. "Wir genießen es sehr, dass wir das Haus wieder öffnen können", freut sich Kita-Leiterin Ulla Richter. Für sie ist die Einrichtung auch etwas ganz Besonderes: "Es ist ein altes Haus mit aktueller Pädagogik und ganz viel Freude."