Die Straßenbahnverlängerung nach Stuhr und Weyhe ist in greifbare Nähe gerückt. Endlich. Viele Bürger haben wahrscheinlich nicht mehr daran geglaubt, dass die Linie 8 jemals über die Bremer Landesgrenze ins südliche Umland fährt. Über 20 Jahre liegen die ersten Beschlüsse bereits zurück, die Pläne sind indes schon viel älter. Schon in den 1970er-Jahren tauchte das Vorhaben auf, um die Attraktivität von Baugebieten wie in Moordeich/Alt-Stuhr zu bewerben. Wer damals in die Gemeinde gezogen ist, um bald mit der Straßenbahn zur Arbeit nach Bremen zu fahren, dürfte mittlerweile längst in Rente sein und darauf hoffen, dass seine Enkel nun noch in den Genuss der Straßenbahn kommen.
Dennoch, an Aktualität hat das Thema nicht verloren. Im Gegenteil, es ist wichtiger denn je geworden. Mal abgesehen vom Aspekt des Klimaschutzes, bietet die Straßenbahn eine echte Alternative zum Auto. In Bremen wird seit vielen Jahren politisch darauf hingearbeitet, den Autoverkehr aus der Innenstadt zu bekommen, sogar der Abriss von Parkhäusern war Thema. Ohne Umsteigen – und auch ohne Stau und Parkplatzsuche – von Leeste, Brinkum oder Stuhr zur Arbeit oder zum Bummeln in die Hansestadt zu kommen, dürfte die Entscheidung zum Wechsel vom Auto auf den ÖPNV deutlich erleichtern. Doch auch Pendler nach Stuhr und Leeste oder der Orte untereinander werden von dem neuen Angebot profitieren, ebenso wie Betriebe im Umkreis der Linie 8. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels dürfte eine gute Erreichbarkeit Pluspunkte beim Werben um Mitarbeiter liefern.
Dass die Räte in Stuhr und Weyhe sich nun erneut für das Projekt und damit auch für die aktuelle Finanzierung ausgesprochen haben, war deshalb das richtige Zeichen. Zum einen haben sie damit verdeutlicht, dass die Linie 8 nach wie vor gebraucht wird, zum anderen zeigen sie so, dass das Projekt auch in der aktuellen Politik Rückhalt hat. Sollte alles reibungslos laufen, rollt die Straßenbahn 2026 bis nach Leeste.
Bei aller Euphorie sollte jedoch die weitere Optimierung des ÖPNV nicht in Vergessenheit geraten. Was ist etwa mit den Plänen, die Linie 8 über Kirchweyhe bis nach Sudweyhe zu verlängern? Ein Anschluss der Straßenbahn an den Bahnhof Kirchweyhe würde gerade im Bereich Weyhe viele Perspektiven eröffnen. Und dann gibt es ja auch noch die Idee, im Fall des Baus der B 6 neu eine weitere Straßenbahnlinie über Kattenturm und Brinkum-Nord nach Brinkum zu verlängern. Damit eine mögliche Umsetzung nicht wieder 20 Jahre oder länger dauert, sollte über diese und andere Ideen zeitnah intensiv nachgedacht werden.