Weyhe. In Weyhe können sie es kaum erwarten. Einen Tag, nachdem der Stuhrer Rat sich mit breiter Mehrheit für die Verlängerung der Linie 8 ausgesprochen hatte (wir berichteten), zogen die politischen Entscheidungsträger in Weyhe am Donnerstagabend nach. Dort fiel das Votum noch eindeutiger aus: Einstimmig beschloss das Gremium die Verlängerung der Linie 8 bis nach Leeste.
"Mit der Linie 8 werden wir ein weiteres klimaschonendes Verkehrsmittel haben", leitete Bürgermeister Frank Seidel ein und strich die Direktanbindung an Bremen und Stuhr heraus. Er richtete den Blick aber auch in die Zukunft: Der nächste Schritt müsse für Weyhe die Anbindung der Straßenbahn an den Kirchweyher Bahnhof und die Verlängerung der Trasse nach Sudweyhe sein. Der Rathauschef verwies jedoch auch auf die Kosten für das Großprojekt sowie die Förderkulisse: "Beides ist gestiegen." Insgesamt muss die Gemeinde Weyhe nun 4,8 Millionen Euro für die Verlängerung berappen, ebenfalls beschloss der Rat einstimmig, 2024 2,75 Millionen Euro als Zwischenfinanzierung vorzustrecken, falls die Fördermittel vom Bund nicht rechtzeitig eintreffen.
Zeitnahe Umsetzung
Matthias Lindhorst, Fachbereichsleiter Zentrale Dienste, zeichnete den Fortschritt des Projekts nach. Immer wieder kam es zu Verzögerungen: "Wir haben Jahre gebraucht, das rechtlich durchzudeklinieren", sagte Lindhorst. "Die Zweifel, die es gab, waren berechtigt", gestand er ein. Umweltverträglichkeit, Lärm, Erschütterungen, Kosten-Nutzen-Verhältnis – alle Eventualitäten seien vor Gericht geprüft worden. Mit dem Ergebnis: Die Verlängerung ist als "sehr wirtschaftlich nachgewiesen", auch wenn die hohen Kosten "nicht wegzudiskutieren" seien. Lindhorst kündigte abschließend "zeitnah nächste sichtbare Schritte" der Verlängerung an.
Aus dem Publikum meldete sich Antje Sengstake zu Wort. Die frühere FDP-Ratsfrau und Gegnerin der Verlängerung wollte wissen, wie es um die Folgekosten steht. Zudem fragte sie, ob in der Standardisierten Bewertung das aktuelle Fahrgastaufkommen verrechnet wurde. Ebenso interessierte Sengstake, ob der Güterverkehr und der Pingelheini dazu in der Lage sind, die Steigung der geplanten Brücke über die B 6 in Erichshof zu meistern. Lindhorst beschwichtigte: Güterzüge und Pingelheini kämen über die Brücke. Auch das Fahrgastpotenzial sei in die Standardisierte Bewertung eingeflossen. Mit Blick auf die Folgekosten "sollten wir dicke hinkommen", sagte Bürgermeister Frank Seidel und verwies auf Beteiligungen durch den Zweckverband Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (ZVBN), die Länder Bremen und Niedersachsen sowie den Landkreis Diepholz.
SPD-Fraktionschef Rainer Zottmann (SPD) kündigte die Zustimmung seiner Fraktion an: "Es ist richtig, Menschen, die in Bremen arbeiten und einkaufen wollen, eine Alternative zu bieten", sagte er mit Blick auf die steigende Mobilität, Straßenbaustellen und den Klimawandel. Auch er befand, dass die Kosten für das Projekt gerade durch die Gerichtsverfahren "immens gestiegen" sind, aber: "Das sind Kosten der Rechtsstaatlichkeit und der Demokratie." Die Gemeinde habe angesichts der Förderkulisse Glück und "das, was über bleibt, schaffen wir", so Zottmann.
Nur als "ersten Schritt" sieht CDU-Fraktionsvorsitzender Claus-Peter Wessel die Verlängerung an. "Wir wollen die Mobilität in Weyhe verbessern", kündigte er an und nannte das Projekt einen "wichtigen Baustein" für eine künftige Verlängerung in den Weyher Osten und für das Ziel der Klimaneutralität bis 2035. Wessel zeigte sich überzeugt, dass die Linie 8 zum "Erfolgsmodell" wird.
Marco Genthe (FDP) kritisierte die Gegner der Verlängerung: "Viele Beiträge waren von privaten Interessen geprägt." Nach seinem Gusto hätte das Verfahren auch schneller voranschreiten dürfen. Genthe befand, "dass es Weyhe guttun wird, eine Straßenbahn zu haben" und mahnte, die Wirtschaftlichkeit im Blick zu behalten. Jens Uhlhorn (Die Grünen) lobte die Verwaltung für ihr Engagement und Durchhaltevermögen. Der einstimmige Beschluss wurde unter Beifall gefasst.