Ein Funken Hoffnung – das Schild zum Motto der Stuhrer Lichterfahrt vom vergangenen Jahr zierte auch am Sonntag wieder einen der Traktoren. Als „höchst emotional“ beschrieb Telja Fehse das Wiedersehen mit den Landwirten. Diese hatten 2020 für ihren damals an Leukämie erkrankten Sohn Justus die Spendenaktion zugunsten der Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) organisiert.
Inzwischen wurde ein Stammzellenspender gefunden, die Transplantation ist überstanden – und Justus durfte nun selbst ein Stück auf einem der Traktoren mitfahren; begleitet von seiner Schwester, die am Sonntag Geburtstag feierte. „Er konnte letztes Jahr nicht dabei sein. So ist das richtig was Besonderes“, sagte die Mutter. Die Wiederauflage der Lichterfahrt führe noch einmal die große Anteilnahme in der Gemeinde bei der Suche nach einem Spender vor Augen. „Von Menschen, die uns gar nicht persönlich kennen – das ist surreal“, zeigte sich Fehse einmal mehr überwältigt.
Bereits vor der Abfahrt vom Hof Würdemann in Varrel konnten sich Interessierte einen Eindruck der gesamten Kolonne mit rund 50 Traktoren verschaffen. Aufwendig hatten die Landwirte ihre Arbeitsmaschinen dekoriert und festlich geschmückt. Anders als im Vorjahr teilten die Organisatoren die Route nun auf, um den Zeitplan etwas zu straffen. „Letztes Jahr waren wir sehr lange unterwegs", hatte André Schulenberg aus Feine bereits vor der Lichterfahrt angemerkt.
An der Kreuzung Schulstraße/Varreler Landstraße fanden sich bereits die ersten Zuschauer ein, als die Traktoren gerade den Hof Würdemann verließen. Für sie war es offensichtlich eine willkommene Gelegenheit, mal wieder ein Gemeinschaftserlebnis zu genießen; wenn auch in Kleingruppen und mit größeren Abständen dazwischen als gewohnt. Wegen der Corona-Pandemie hatten die Veranstalter die Route erst kurzfristig bekanntgegeben und dazu aufgerufen, keine großen Ansammlungen zu bilden. Manche brachten sich winterliche Heißgetränke mit und versüßten sich so die Wartezeit.
Zu den Besuchern an der Kreuzung zählten auch die Familien Bora und Röber, die Kinder besuchen die gleiche Kindertagesstätte. Für Stefan Röber und Tochter Lia gestaltete sich die eigentlich kurze Anreise jedoch mehr zum Spießrutenlauf. „Wir mussten die Fahrräder schieben“, erzählte er; zu viele parkende Autos und Fußgänger, die auf den Traktoren-Aufzug warteten, versperrten den Weg.
Rund 20 Minuten nach Fahrtbeginn war dann zunächst das Blaulicht der vorausfahrenden Polizei zu erkennen. Wenig später folgte zunächst ein Traktor, dann ein zweiter – und schließlich zierte die gesamte, bunt geschmückte Kolonne den Abschnitt an der Varreler Landstraße. „Oh, der ist schön“, rief Dennis auf den Schultern von Vater Samuel Bora, als er zahlreiche beleuchtete Sterne auf einem der Wagen sah. „Da, ein Schneemann“, freute sich Lia über die Figur auf einer der Schaufeln. Hupend und winkend zogen die Landwirte vorbei.

Zum zweiten Mal waren beleuchtete Trecker unter dem Motto "Ein Funken Hoffnung" in Stuhr unterwegs.
Ihre Landwirtschaftsmaschinen dekorierten die Teilnehmer durchaus aufwendig. Mit Figuren, bunten Leuchten, Weihnachtsbäumen oder Felgenaufklebern boten sie für knapp fünf Minuten ein farbenfrohes Lichterfest. „Das ist schön gemacht“, freute sich auch Mutter Stefanie Bora über die Kulisse. Im Vorjahr hatte sie die Fahrt noch verpasst. Vor allem für die Kinder sei das ein schönes Erlebnis: „Es ist toll, dass die das auf die Beine stellen.“

Sogar ein geschmückter Weihnachtsbaum im Schlepptau durfte nicht fehlen.
Ein positives Fazit zogen im Anschluss auch die Landwirte. „Es waren sehr viele Leute an der Straße und viele Kinder – unser Ziel haben wir erreicht“, bilanzierte Mitorganisator Ralf Würdemann. Dass die Route dieses Jahr zumindest kurzfristig bekannt gegeben werden durfte, sei eine spürbare Verbesserung gewesen. „Die Route hat gut funktioniert“, fand auch André Schulenberg. Obwohl die Kolonnen langsamer unterwegs waren als geplant, habe alles reibungslos funktioniert und die Teilnehmer hätten in viele freudige Gesichter geguckt. Vor allem in Brinkum habe sich das bemerkbar gemacht, im Vorjahr seien die Traktoren hier erst recht spät durchgefahren. Ganz nebenbei kamen durch die Startgelder der Teilnehmer auch rund 800 Euro für die DKMS zusammen.
Gut möglich, dass auch im kommenden Jahr wieder eine Lichterfahrt durch Stuhr stattfindet. „Das Interesse ist auf jeden Fall da“, erzählte Schulenberg.