Stuhr-Brinkum. „Rund 1000 Spiele erscheinen jedes Jahr in Deutschland neu“, erzählt Peter Gesell, der zusammen mit seiner Frau Miriam und seiner Tochter Patricia das Spiele- und Kreativcafé Logithek in Brinkum betreibt. Gemeint sind nicht Computerspiele, sondern Karten- und Brettspiele für Klein und Groß. Ihre Entwicklung dauert häufig mehrere Jahre, in denen die Spieleautoren Idee und Spielregeln immer wieder in der Praxis überprüfen lassen. Und genau darum ging es am Freitag in der Logithek. Vier Spieleautoren hatten ihre aktuellen Prototypen mitgebracht, um sie von den Besuchern testen zu lassen: Kristian Klooß aus Bremen stellte „Freud“ vor, Alexander Wrede, ebenfalls aus Bremen, hatte eine Erweiterung zu seinem Kartenspiel „Thalara“ mitgebracht, Timo Diegel aus Dötlingen präsentierte „Viele Viecher“, und Bastian Morawsky aus Bremen legte das Kartenspiel „Unknown Drifts“ auf den Tisch.
„Unknown Drifts“ ist ein Fantasiespiel mit Elfen, Zwergen, Trollen und Untoten. Aktuell ist es für zwei Personen konzipiert. Zu Beginn erhält jeder Spieler 20 Lebenspunkte und verfolgt das Ziel, seinem Gegner sämtliche Lebenspunkte zu entziehen. Beide Spieler versuchen, sich durch geschickte Strategie immer wieder Lebenspunkte aus unterschiedlichen Quellen zu besorgen und gleichzeitig den Gegner zu schwächen. Seit fünf Jahren entwickelt Morawsky sein Spiel, lässt es immer wieder in der Praxis testen und arbeitet anschließend die dabei gemachten Erfahrungen in das Konzept ein.
Bei dem Familienspiel „Viele Viecher“ bilden die Tiere, die im Garten leben, die Grundlage. Es gibt satte und hungrige Tiere, und auf den Karten sind ein oder mehrere Tiere abgebildet. Anzahl und Art der Tiere bestimmen die Wertigkeit einer Karte. „Es handelt sich um ein sogenanntes Stichspiel“, erklärt Autor Diegel. Zu Beginn erhält jeder Spieler zwölf Tierkarten sowie drei Punktekarten. Im Spiel kann man maximal drei Tierkarten oder eine Punktekarte auslegen und durch entsprechende Auswahl die Punkte des Stichs erhalten. Um Abwechslung in das Spiel zu bringen, hat Diegel für die Punktekarten unterschiedliche Sets entwickelt.
Bei „Thalara“ handelt es sich um ein Kartenspiel, das bereits auf dem Markt ist. Sieben Jahre hat Alexander Wrede mit Oliver Schlien daran gearbeitet und es im Eigenverlag veröffentlicht. „Thalara“ ist für zwei Spieler. Sie sind Magier und kämpfen durch Auslegen der Karten um Artefakte. Ziel ist, möglichst viele Artefakte und damit Siegpunkte zu sammeln. Für den Abend in der Logithek hat Wrede eine Erweiterung in Form von neuen Charakteren mitgebracht. Wie kommt man dazu, so ein Spiel zu entwickeln? „Ich spiele gerne und habe nie das perfekte Spiel gefunden. Da habe ich mich gefragt, was für ein Spiel ich am liebsten spielen würde“, erzählt Wrede. „Bei ,Thalara' war es mir wichtig, ein Spiel zu entwickeln, das einen niedrigen Glücksfaktor besitzt, also nicht durch Würfeln bestimmt wird.“
Häufig entwickeln die Spieleautoren mehrere Spiele gleichzeitig. So auch Kristian Klooß, der mit „Rorschach“ ebenfalls bereits ein Spiel veröffentlicht hat. Zu seinen aktuellen Entwicklungen zählt „Freud“. Hier geht es darum, dass der Arzt und Psychologe Sigmund Freud in Rente gehen will und einen Nachfolger für seine Praxis sucht. Die Spieler sind die Kandidaten, und natürlich will jeder die Praxis übernehmen. Doch bevor es so weit ist, müssen sie drei Spielerunden absolvieren und dabei Punkte sammeln, mit denen sie auf einer Sammelleiste emporsteigen. Dazu gibt es ein Spielfeld mit 16 Feldern und einen Stapel mit Karten, auf denen Eigenschaften wie beispielsweise fröhlich, intellektuell oder pragmatisch stehen. In der ersten Runde schätzen sich die Spieler gegenseitig ein und in der zweiten Runde überlegen sie, welche Eigenschaften prominente Persönlichkeiten wie Asterix, Don Quijote oder Tarzan haben könnten. In der dritten Runde können die Spieler völlig frei wählen, ob sie Personen, Tiere oder Gegenstände nehmen. Ihre Einschätzung der Eigenschaften teilen die Spieler mit, indem sie ihre Figur auf eines der 16 Spielfelder setzen. In Abhängigkeit dieser Position erhalten sie ihre Punkte für Sammelleiste.
Knapp 20 Spielbegeisterte testeten am Freitag die Prototypen. Sie fragten, diskutierten und machten für Vorschläge für Verbesserungen.