Schon seit Monaten finden im Haus Bassumer Straße 10 Veranstaltungen statt (wir berichteten). Das neue Reetdach zeigt schon erste Verwitterungserscheinungen. Sogar seinen zweiten Weißanstrich hat das Gebäude bereits bekommen, nachdem sich Fußballfans in unflätiger Weise gut lesbar auf dem neuen Putz verewigt hatten. Das Haus ist samt Außenanlagen fertig. Dennoch erfolgte die feierliche Eröffnung des Multifunktionshauses im Brinkumer Ortskern erst an diesem Freitag.
Vor Ort brachten Vertreter der Gemeinde Stuhr dann Licht ins Dunkel. An der Möbellieferung lag es. Und der Gestaltung der Außenanlagen. Und dem Rohrbruch Ende 2023. Bürgermeister Stephan Korte zeigte sich daher bei der Feierstunde erleichtert, "das Herzensprojekt einem guten Ende" zuzuführen. Das Gebäude stehe in seinem ursprünglichen Stil in einem "spannenden Kontrast zur zeitlosen Architektur des neuen Ortskerns", befand der Rathauschef.
Alles neu bis auf die Grundmauern
Der Weg dorthin war weit: An dem historischen Gebäude wurde seit Ende 2022 gearbeitet. Bis auf die Grundmauern wurde alles neu gemacht, das Haus sollte aber seinen historischen Charme aus dem Baujahr 1752 behalten. So wurde das Dach erneut mit Reet eingedeckt. "Wir haben das ganze Gebäude auf links gedreht", sagte Korte. Das Haus wurde energetisch grundsaniert, alle alten Bausteine seien wiederverwertet worden. Lediglich der vorherige Dachstuhl hat den Wandel des Hauses nicht überlebt.

Bürgermeister Stephan Korte (links) zeigte sich bei seiner Ansprache erleichtert, dass das Haus nun fertiggestellt ist.
Das Innere des Hauses ist hell gehalten, im Erdgeschoss verfügt das Gebäude über 156, im Obergeschoss über 130 Quadratmeter Nutzfläche, erklärt Thorben Jahn, Bauherrvertreter und Mitarbeiter im gemeindlichen Fachbereich Ortsentwicklung und Bauen. "Wir mussten das intensiv begleiten", erinnert sich Jahn an die Bauphase, er sei praktisch jeden Tag an der Baustelle gewesen. Der Bau verlief ansonsten allerdings "reibungslos". Nun sei das 272 Jahre alte Haus auf Neubaustandard, geheizt wird per Wärmepumpe mit Fußbodenheizung.
Barrierefrei erreichbar sind allerdings nur die unteren Räume, dort gibt es auch eine Toilette für Menschen mit Behinderung. Ein Aufzug war kurzzeitig sogar angedacht, ließ sich allerdings nicht realisieren, ohne unten Platz zu rauben, so Jahn weiter.

Nicht nur am und im Haus, sondern auch dahinter hat sich einiges getan: Dort wurde eine klimafreundliche Außenanlage angelegt.
Außen hat sich ebenfalls etwas getan: Neben zwei Stellplätzen – einer davon für Menschen mit Behinderung – hat die Gemeinde auch den Garten des Grundstücks herrichten lassen. Dort blühen nun heimische Pflanzen und alles, was summt und brummt, findet in Insektenhotels seinen Platz.
Für die Sanierung bekam die Gemeinde Stuhr Fördermittel in Höhe von 755.000 Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, den die EU als Reaktion auf die Corona-Pandemie aufgelegt hatte. Insgesamt kostete das Projekt 1,2 Millionen Euro und damit knapp 200.000 Euro mehr, als ursprünglich veranschlagt.
Das Haus bietet Institutionen Platz, so finden dort unter anderem Rentner-, Schuldner- und Teilhabeberatungen statt. Auch die Jugendhilfe, der Hospizverein, die Brinkumer Interessengemeinschaft (Big) und der Nabu nutzen das Gebäude. Im Obergeschoss befinden sich acht Arbeitsplätze, mittelfristig soll dort auch ein Co-Workingspace entstehen.
Das einzige, was neben einigen letzten Möbeln noch fehlt, ist ein Name für das Haus. Die zahlreich erschienenen Ratsmitglieder und Vertreter diverser Organisationen hatten auch schon die ersten Vorschläge in einer Box gesammelt und für "Steuerhaus" oder "Bürgerhaus" plädiert. Vorschläge werden weiter entgegengenommen.