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Ortskern Brinkum Startschuss für die gute Stube

Der Stuhrer Gemeinderat hat sich am Mittwoch für das Konzept der Specht-Gruppe für den Brinkumer Ortskern ausgesprochen. Der Leester Geschäftsmann Rolf Specht plant Investitionen von bis zu 70 Millionen Euro.
18.05.2022, 19:53 Uhr
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Startschuss für die gute Stube
Von Eike Wienbarg

Stuhr-Brinkum. Als "alter Leester", wie er sich selbst bezeichnet, kennt Rolf Specht die Region wie seine Westentasche. Sein Vater habe früher erzählt, dass Leeste und Brinkum ein wenig verfeindet waren, so der heutige Unternehmer. "Für mich war Brinkum immer der schönere Ort", sagt Specht rückblickend. Gerade die kleinen Geschäfte und die Einkaufsvielfalt hätten den Ort ausgemacht. "Es fehlte nur ein lebendiger Mittelpunkt", so Specht weiter. Dafür möchte der Investor jetzt mit seiner Unternehmensgruppe sorgen. Wie berichtet, hat diese den Wettbewerb zur Gestaltung von Brinkums guter Stube rund um den geplanten Marktplatz gewonnen. Am Mittwochabend stimmte nun auch der Stuhrer Gemeinderat einstimmig für das Projekt.

Grundlage der geplanten Neugestaltung des Brinkumer Ortskern ist ein Entwicklungskonzept, das über viele Jahre und in zahlreichen Beteiligungsschritten von Politik, Verwaltung und Bürgern erarbeitet wurde. Insgesamt dauern diese Planungen, die mit dem Erwerb kleiner Flächen begannen, schon mehr als 20 Jahre an. Nachdem die Gemeinde Stuhr einen Vermarkterwechsel vorgenommen hatte, kam in den vergangenen Jahren wieder etwas Schwung in den Prozess. Am Ende steht nun die Specht-Gruppe mit ihrem Entwurf, der sich gegen vier bis fünf andere Investoren durchsetzen konnte, wie Rolf Specht berichtet.

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Seine Unternehmensgruppe will jetzt die Fläche von rund 15.000 Quadratmeter im Ortskern kaufen. Um den neuen Marktplatz herum sollen insgesamt vier neue Gebäude entstehen. Die zwei Gebäude, die direkt am Marktplatz entstehen sollen, bieten im Erdgeschoss Raum für ein Restaurant, ein Bäckerei-Café, einen Biomarkt und für kleinere Einzelhandelsgeschäfte. In den oberen Geschossen sollen Wohnungen entstehen, davon auch ein kleiner Anteil mit kostengünstigen Mietwohnungen. "Das ist für uns ein Zuschussgeschäft", sagt Specht über das Angebot an "preisgedämpften Wohnungen". Die Gemeinde habe aber darauf bestanden. "Wohnen gehört zu einem lebendigen Ortskern dazu", so Stuhrs Bürgermeister Stephan Korte.

Darüber hinaus sehen die Planungen vor, im Haus 2, das am südlichen Rand des Marktplatzes platziert ist, mehrere Arztpraxen in die Obergeschosse zu integrieren. Auf der anderen Straßenseite auf dem Areal des heutigen Hotels Bremer Tor soll ein neues, modernes Hotelgebäude mit Dachterrasse und einem großen Veranstaltungssaal entstehen. Das vierte geplante Gebäude nördlich der Flächen und westlich der Bremer Straße soll Heimat einer neuen Pflegeeinrichtung werden. Im Erdgeschoss soll aber auch Platz für Geschäfte sein. Alle vier Immobilien sollen nach den Planungen des Architekturbüros Hilmes und Lamprecht aus Bremen drei- bis viergeschossig und mit Parkgaragen entstehen.

Mit Blick auf die Gestaltung der Gebäude spricht Architekt Hans Jürgen Hilmes über eine zeitgemäße Architektur im Verbund mit den bestehenden Gebäuden. Die Dachlandschaft soll "vielfältig und gefaltet" sein, sodass sich die Abstufungen im Dach und den Geschossen in die Umgebung einpassen. Im Bereich der Klinkerfarbe soll der Ton des bestehenden Sparkassen-Gebäudes aufgenommen, aber auch variiert werden, so der Architekt weiter.

Am Ende soll laut Rolf Specht ein Quartier entstehen, in dem Menschen wohnen, einkaufen, essen und sich treffen können. "Es ist ein Objekt, in dem viel Herzblut steckt", sagt Specht. Architekt Hilmes spricht von einem "guten Mix" und einer "sehr schönen Gesamtlösung", aber auch von einer "sehr komplexen und spanenden Aufgabe". Insgesamt will Specht rund 60 bis 70 Millionen Euro in den Brinkumer Ortskern investieren. Geachtet werden soll dabei auch auf die Energieeffizienz. Wenn möglich, soll sogar ganz auf die Nutzung von fossilen Energieträgern verzichtet werden, so Specht. Dabei soll vor allem die Nutzung von Solarenergie eine Rolle spielen. 

Derzeit befindet sich die Specht-Gruppe in Gesprächen mit Händlern und Betrieben, die in die neuen Gebäude einziehen wollen. Befürchtungen, dass durch die neuen Flächen am Marktplatz die Syker Straße ausbluten könnte, treten sowohl Rolf Specht als auch Stuhrs Wirtschaftsförderer Lothar Wimmelmeier entgegen. Es soll "keine Kaufkraft aus der Syker Straße abgezogen" werden, sagt Specht und weiter: "Konkurrenz belebt das Geschäft." Wirtschaftsförderer Wimmelmeier sieht vor allem das "attraktivere Gesamtpaket", das der neue Marktplatz für Brinkum bieten kann.

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Ein expliziter Raum für Kultur, wie er bei einigen Bürgerwerkstätten gefordert wurde, ist in den neuen Gebäuden nicht zu finden. An dieser Stelle verweist Stephan Korte auf den geplanten großen Saal im neuen Hotel. Für den Betrieb des Hotels ist die Specht-Gruppe derzeit in Gesprächen mit der Familie Gefken, die in den aktuellen Räumen erst vor Kurzem den Hotelbetrieb aufgegeben hatte. Gerade diese "runde Ecke" sei ein wichtiger Baustein im Gesamtkonzept, so Hilmes über das Hotel im Ortskern.

Auch das zur Sanierung anstehende Haus an der Bassumer Straße 10 soll später Vereinen und Organisationen als Treffpunkt zur Verfügung stehen, ergänzt Korte. Hinzu komme der mögliche Pavillon auf dem Marktplatz mit rund 200 Quadratmeter Fläche, der vor allem Platz für kulturelle Veranstaltungen bieten soll, so der Bürgermeister weiter.

Alles in allem sei er sehr froh, dass das Projekt jetzt finalisiert werden kann, sagt Stephan Korte. Der Entwurf stoße auch bei der Bevölkerung auf breites Interesse. "Wir hoffen, dass sich das Warten gelohnt hat", sagt auch Architekt Hilmes. Alle Beteiligten sprechen auch von einer angenehmen und konstruktiven Atmosphäre während der Gespräche. Rolf Specht zitiert dafür den bekannten Schriftsteller Oscar Wilde: "Am Ende wird alles gut, und wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende."

Eine ausführliche Berichterstattung aus dem Gemeinderat lesen Sie in unserer Ausgabe von Freitag. 

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