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Specht-Gruppe Politik bringt Pläne für Brinkumer Ortskern auf den Weg

Im Stuhrer Ausschuss für Bauen und Ortsteilentwicklung wurden am Donnerstag die Pläne für den Brinkumer Ortskern vorgestellt. Der Entwurf erntete Zustimmung bei den Ausschussmitgliedern.
13.05.2022, 15:09 Uhr
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Politik bringt Pläne für Brinkumer Ortskern auf den Weg
Von Eike Wienbarg

Im Stuhrer Ausschuss für Bauen und Ortsteilentwicklung am Donnerstag im Rathaus wurde mit Superlativen nicht gespart. So war unter anderem von einem "historischen" Moment die Rede, als die Pläne für den neuen Brinkumer Ortskern vorgestellt wurden. Wie berichtet, hatte sich die Specht Residenzmanagement GmbH um den Weyher Geschäftsmann Rolf Specht in einem Wettbewerb mit ihrem Konzept für die Entwicklung der Flächen rund um den jetzigen ZOB durchgesetzt. Nach der Präsentation der konkreteren Vorhaben sprachen sich alle Parteien für die Planungen aus.

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Doch was genau ist für Brinkums Zentrum vorgesehen? Darüber informiert Hans Jürgen Hilmes vom Architekturbüro Hilmes Lamprecht aus Bremen, das die Gestaltung des Ortskerns plant. Hilmes sprach von einem "sehr langen Prozess", der sich um die Entwicklung der Flächen entsponnen habe. Im vergangenen Jahr habe es dann aber die entscheidenden Impulse für die Gestaltung gegeben. "Das Warten hat sich gelohnt", befand der Architekt, der die Planungen auch als "große Herausforderung" für sein Büro bezeichnete. Das Konzept sieht für die vier Gebäude rund um die Kreuzung Bremer Straße/Syker Straße/Bassumer Straße einen Mix aus Wohnen, Dienstleistungen, Gastronomie, Handel, Hotel und einer Pflegeeinrichtung vor. Hilmes sprach von einem "richtigen Maß" für Brinkum.

Haus 1: Im Gebäude östlich des neuen Marktplatzes sehen die Planungen im Erdgeschoss ein Restaurant mit Außenbereich, einen Weinladen, einen Juwelier sowie einen rund 750 Quadratmeter großen Biomarkt vor. In den Obergeschossen soll dann Platz für Wohnungen sein. So sind 42 Wohneinheiten angedacht.

Haus 2: Im Gebäude südlich vom Marktplatz sind ebenfalls Flächen für ein Restaurant, ein Café, Bereiche für eine Arztpraxis sowie für einen Optiker, einen Hörakustiker und einen Barbier und weitere kleine Flächen für Geschäfte vorgesehen. In den Obergeschossen soll dann Platz für Wohnungen und Praxen entstehen. Ein Teil der Wohnungen soll auch dem "preisgedämpften" Segment zugeordnet werden. Sprich: Die Wohnungen sollen auch für Normalverdiener bezahlbar sein. Insgesamt sind dort 23 Wohneinheiten geplant.

Haus 3: Das neue Gebäude im Norden und westlich der Bremer Straße steht im Erdgeschoss der gewerblichen Nutzung, zum Beispiel für einen Frisör, ein Sanitätshaus und einen Blumenladen zur Verfügung. In den Obergeschossen soll eine Pflegeeinrichtung angesiedelt werden.

Haus 4: Auf dem jetzigen Gelände des Bremer Tors soll ein neues Hotel entstehen. Unter anderem sollen dort auch Konferenzräumen und eine Dachterrasse eingeplant werden. Dahinter befindet sich ein Bereich für Catering. Auf dem derzeitigen Parkplatz soll dann der neue ZOB entstehen.

Parken: "Die Stellplätze waren ein wichtiges Thema", sagte Hans Jürgen Hilmes. Unter allen vier Gebäuden soll es eine Parkgarage geben. Unter den Gebäuden direkt am Marktplatz sind insgesamt 176 Stellplätze vorgesehen, unter dem Hotel 33 und unter dem Pflegeheim 69. Hinzu kommen oberirdische Parkplätze im Norden, Süden und Osten der Gebäude.

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Gestaltung: Die Fassaden der neuen Gebäude sollen sich an dem "markanten Sparkassengebäude orientieren", so Hilmes. Heißt: Die Ziegelfassade soll auch dort aufgenommen werden, ebenso die Farben – "in Nuancen" – und spielerische Dachkonstruktionen. 

Marktplatz: Der Marktplatz selbst soll in einem gesonderten Verfahren von der Gemeinde entwickelt werden. Die Fläche soll dann für einen Wochenmarkt und andere Veranstaltungen zur Verfügung stehen. Auch ein überdachter Pavillon ist vorgesehen.

Zeitplan: Laut Stuhrs Bürgermeister Stephan Korte soll der ZOB noch in diesem Jahr auf den Parkplatz hinter dem Bremer Tor verlegt werden. Danach wird der alte ZOB freigeräumt. Anfang/Mitte 2023 soll dann mit den Abrissarbeiten begonnen werden, ein Baubeginn mit den Häusern direkt am Marktplatz ist für Ende 2023 geplant. Sollte alles glattgehen, könnte der Marktplatz im April 2025 eingeweiht werden. "Das ist das Ziel", so Korte. 

Reaktionen: Korte lobte die Pläne als eine "gute Lösung" für Brinkum. Zusammen mit der Linie 8 und dem geplanten Hallenbad an der Bassumer Straße werde Brinkum seiner Rolle als größter Stuhrer Ortsteil "mehr als gerecht". Auch der ehemalige Stuhrer Bürgermeister und jetzige Diepholzer Landrat Cord Bockhop lobte die Pläne. "Das bringt Zentralität", sagte er.

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Einer der zahlreichen Besucher machte sich Sorgen, dass die neuen Geschäfte im Ortskern die alten – zum Beispiel an der Syker Straße – verdrängen könnten. "Es soll keine Konkurrenz entstehen", sagte Korte darauf.

Auch mehrere Vertreter der Bürgerinitiative Brinkum in Fahrt, die die Entwicklung seit Jahren begleitet haben, waren bei der Sitzung anwesend. Ihnen bereitete vor allem die Verkehrssituation Sorgen. "Der Verkehr wird erheblich mehr. Das schreit nach einem Kreisel. Dieser Verkehr wird uns vor die Füße fallen", sagte Heinz Kolata von der Initiative. Die aktuellen Straßenbeziehungen im Ortskern sollen so wie jetzt erhalten bleiben, entgegnete Korte. Die "Winkel und Durchmesser" für einen Kreisverkehr seien vor Ort nicht realisierbar. Zumindest nicht ohne den Verlust "kostbarer Fläche". Auch Stuhrs Stadtplaner Christian Strauß verwies auf ein Gutachten, das die Situation analysiert hat. "Es gibt noch Reserven in der Verkehrsinfrastruktur. Ein Kreisverkehr wäre die absolut teuerste Lösung", sagte er. Zudem erhoffen sich die Verantwortlichen Entlastungen für den Straßenverkehr durch eine verbesserte Infrastruktur für Radfahrer, den Bau der Linie 8 und die Einrichtung von Carsharing-Punkten.

Erneute Kritik wurde auch an der Versetzung des ZOB geübt. "Wieso wird der ZOB einem Hotel direkt vor die Nase gebaut? Ich kenne viele Bürger in Brinkum, die die Idee des ZOB nicht gut finden", sagte ein Besucher. Stephan Korte bezeichnete den ZOB als Teil "der Belebung des Zentrums". Er stehe nicht in Konflikt mit dem Hotel. Außerdem gebe es einen Ratsbeschluss zur Versetzung. Christian Strauß nannte den geringeren Flächenverbrauch und die Barrierefreiheit als Argumente für den ZOB. Auch würde durch die Versetzung der Verkehr auf der Straße nicht blockiert.

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Was sagt die Politik: Heiner Lampe (CDU) sprach von einem "ganz tollen Entwurf, der Brinkum deutlich aufwerten wird". Es gebe einen "Super-Mix", das Hotel sei gut durchdacht und die Parkmöglichkeiten würden nicht besser gehen. "Ich bin sehr zufrieden", so Lampe. Auch Dennis True (SPD) lobte die Pläne. Zwar habe sich das Verfahren lange gezogen, aber der Entwurf verdiene den Titel "Brinkums gute Stube". Besonders gefalle seiner Fraktion der Anteil an Wohnen "im preisgedämpften Segment".

"Wir können von einem historischen Moment sprechen", sagte Bernhard Helmerichs (Grüne). Er danke der Specht-Gruppe für das Konzept und den anderen Parteien für die überparteiliche Zusammenarbeit. "Wir freuen uns auf die Geselligkeit, die dort entsteht", so Helmerichs. Alexander Carapinha Hesse (FDP) sah ebenfalls einen "guten Mix aus Gewerbe, Dienstleistung, Gastronomie und Wohnen" in der Vorlage. "Ich bin froh, dass wir eine Entscheidung von wegweisendem und historischem Ausmaß fällen können", so der Liberale. Gerd-Wilhelm Bode (Besser) erinnerte sich, dass die Gestaltung des Ortskerns ein Grund war, warum er sich politisch engagiert habe. Das sei vor rund 30 Jahren gewesen. "Aus einer kleinen Idee ist etwas Großes geworden", sagte Bode. Die Specht-Gruppe habe sich als einzige "relativ eng" an die Vorgaben der Bürgerwerkstätten gehalten. Auch die Idee eines Pavillons auf dem Marktplatz befand er als "charmant".

Der Stuhrer Gemeinderat beschäftigt sich bei seiner Sitzung am Mittwoch, 18. Mai, ebenfalls mit dem Brinkumer Ortskern. Das Treffen findet ab 19 Uhr in der Mensa der Kooperativen Gesamtschule (KGS) Brinkum am Brunnenweg 2 statt.

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